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Die Macht der Steine

Die Macht der Steine

Titel: Die Macht der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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lassen.«
    »Ja, aber weshalb?« fragte Musa.
    Ezeki schüttelte den Kopf. »Ist mir auch ein Rätsel.«
    »Sie will Kindern helfen, verkrüppelten Kindern. Hast du gesehen, wie sie uns angeschaut hat? Vielleicht könnten wir für sie arbeiten anstatt für ihn.«
    »Verkrüppelte Kinder! Kranke Kinder! Sie ist eine Träumerin«, sagte Ezeki. »Ich war auch einmal ein Träumer. Jetzt bin ich nur ein alter Narr, der lernen will. Und die Stadt läßt mir nicht einmal meinen Stolz. Sie zeigt mir, wie unwissend ich doch bin.«
    »Wir könnten ihn jetzt töten«, flüsterte Musa. »Im Schlaf. Sie würde uns belohnen.«
    Ezeki starrte den Moslem unverwandt an. »Wir sind verrückt, so verrückt wie sie.«
    »Dann wäre es vielleicht am besten, wenn der ganze gottverlassene Planet wieder verrückt wird. Mit Vernunft sind wir nämlich nicht allzu weit gekommen, stimmt’s?«
    Ezeki wollte aufstehen, zögerte dann aber. Musa richtete sich zu voller Größe auf. »Jetzt?« fragte der alte Mann. Der Moslem nickte. »Wenn wir vertrieben werden, töten die Jäger uns wahrscheinlich.«
    »Was sollen wir nehmen?«
    Musa brachte ein improvisiertes Taschenmesser zum Vorschein. »Ich benutze es sonst zum Säubern der Fingernägel«, erläuterte er mit bösem Grinsen.
    Sie gingen zu Durragons Appartement. Als sie dort ankamen, war er nicht mehr da.
     
    Der General war aufgewacht und hatte festgestellt, daß er allein war; er konnte nicht mehr einschlafen. Während die zwei Männer fieberhaft nach ihm suchten, stand er in Gedanken versunken an der Eingangstür zum Turm. Er fühlte sich jetzt gut und hatte fast den Eindruck, daß er Dinge aufgrund schierer Willenskraft bewirken konnte. Die Frau war stark, aber er war stärker. Und er hatte einen Entschluß gefaßt. »Ich werde hier reinkommen«, schwor er sich, »und ich werde die Stadt kontrollieren, genauso wie sie es tut.«
    Er fixierte die Tür und versuchte halbherzig, seine Stärke zu demonstrieren. Als die Tür sich öffnete, sprang er zurück, wobei die Haare auf seinem Nacken sich sträubten. Die alte Frau stand dort. »Wir können beide nicht schlafen«, sagte sie. »Können Schlaflose jemals Feinde sein?«
    »Wir haben beide unsere Pläne«, erwiderte er. »Vielleicht können wir uns zusammentun.« Irgend etwas an ihr irritierte ihn, eine ruhige Akzeptanz, die er zuvor nicht festgestellt hatte. Seine Worte schienen ungehört zu verhallen, aber sie ging in den Turm zurück und bedeutete ihm mit einem gekrümmten Finger, ihr zu folgen. Durragon starrte in die Steuerzentrale.
    Die Grafiken, der Thron, die gestaffelten Bildschirme und die seltsamen Geräte… es war erschreckend, und schöner als alles, was er jemals gesehen hatte. Es war kraftvoll. Es war der Nabel der Welt.
    »Warum willst du Krüppel in die Stadt lassen?« fragte Durragon. »Sie wissen doch gar nicht, was sie hier mit sich anfangen sollen. Die Stadt sollte demjenigen gehören, der sie am besten zu nutzen weiß.«
    Ihr Gesichtsausdruck war fast entschuldigend.
    »Ich habe einen Plan«, fuhr er fort. »Ich dachte, du hättest… würdest es gerne hören. Wir könnten den Planeten umformen und ihn wieder in seinen ursprünglichen Zustand versetzen. Wir müssen den Ort finden, an dem die Stadt neue Teile sprießen läßt…«
    »Nein«, lehnte Reah ab. »Wir werden neu anfangen. Eines Tages benötigen wir vielleicht überhaupt keine Städte mehr. Wir werden auf den Trümmern der alten Welt die Fundamente der neuen Welt errichten.«
    Mit diesen Worten vermittelte sie ihm das Gefühl, ein Barbar, ein Kind zu sein. Er kam zu dem Schluß, daß sie nur schwätzte. Seine Ohren schmerzten, und er versuchte, ihre Worte zu ignorieren – aber sie redete weiter. Sie führte ihn im Raum herum, zeigte ihm Dinge und nannte ihm ihre Namen, wobei sie Worte benutzte, die er nicht verstand, magische Worte, machtvolle Worte. Sie hatte alles unter perfekter Kontrolle, aber sie war weder besser noch intelligenter als er. Das stand fest. Wenn sie verschwunden war, könnte er ihren Platz mit Leichtigkeit ausfüllen. Sie war irre! Eine Stadt voller Krüppel. Das war nachgerade obszön.
    Er beobachtete sie intensiv und lauernd.
    »Ich lausche der Stadt nun schon seit Tagen«, sagte sie. »Für eine Weile hat sie mich hier festgehalten, weil ich…« – eine kaum merkliche Pause – »…krank war. Aber jetzt geht es mir wieder gut, so gut es mir nur gehen kann, und sie läßt mich noch immer bleiben. Vielleicht hat sie eine Entscheidung

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