Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Titel: Die Macht der verlorenen Zeit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DeVa Gantt
Vom Netzwerk:
treuen Händen übergeben«, erklärte Stephen. »Falls ihm etwas zustößt, sollte ich Ihrem Vater diesen Brief aushändigen.«
    John musste nicht mehr lesen, was der Kirchenmann als Versicherung gegen ein vorzeitiges Ableben niedergeschrieben hatte.
    George und Gerald bewachten Benito, der mit auf dem Rücken gefesselten Händen und gesenktem Kopf auf einem Futtertrog hockte. »Lasst uns allein«, sagte Frederic, als er den Stall betrat.
    »Wir warten draußen«, antwortete Gerald.
    Frederic wartete, bis sich das Tor geschlossen hatte. Dann nahm er eine Peitsche vom Haken und trat vor den Priester hin. Benito hob den Kopf und zuckte zusammen.
    »Nun, guter Mann, ich werde Ihnen jetzt ein paar Fragen stellen.« Frederic schlug die Peitsche auf seine Handfläche. »Und Sie werden mir jede einzelne beantworten, oder Sie hängen noch vor Sonnenuntergang. Haben Sie mich verstanden?«
    Der Priester nickte kaum merklich.
    »Gut. Woher haben Sie Ihre Informationen?«
    »Agatha hat ihre Sünden gebeichtet, und als Sühne hat sie mir Geld für die Armen gegeben.«
    Frederic runzelte die Stirn. »Noch eine Lüge, Benito, und ich knüpfe die Schlinge höchstpersönlich!«
    Der Priester schluckte. Er war am Ende seines Lateins. »Als Sie mich nach Colettes Tod zu sich gerufen haben, wusste ich, dass man Lügen über sie verbreitet hat.«
    »Lügen?«
    »Vor vielen Jahren hat mir Colette ihre Affäre mit John gebeichtet, aber auf dem Totenbett hat sie keine weiteren ehebrecherischen Beziehungen eingestanden. Sie war Ihnen also nicht untreu gewesen.« Er senkte den Kopf und wartete.
    »Und doch ließen Sie mich das Gegenteil glauben!«
    »Ich habe nie behauptet, dass Ihre Frau Ehebruch begangen hat«, widersprach Benito. »Wenn Sie sich erinnern, habe ich mich nur geweigert, ihr Beichtgeheimnis zu enthüllen.«
    Die Peitsche sauste durch die Luft und verfehlte ihr Ziel nur um Haaresbreite. »Lügner!«, zischte Frederic zornig. »Sie ließen mich im Glauben, dass es ein Geheimnis gäbe! Und dann haben Sie genau dieses Geheimnis benutzt, um Geld von Agatha und Robert Blackford zu fordern! Na los … heraus mit der Wahrheit!«
    »Ganz im Gegenteil«, flüsterte der Priester und sah zu Boden. »Bis zu Agathas Hochzeit habe ich niemals Geld gefordert.« Als die Peitsche erneut durch die Luft zischte, hob er mutig den Kopf. »Erst als Agatha Sie zum Altar geschleppt hat, habe ich ihre Motive durchschaut. Bis dahin dachte ich, dass sie und ihr Bruder nur gelogen hätten, um Sie vor dem Hungertod zu bewahren!«
    »Ach ja? Und haben Sie diese Lüge meinem Wohl zuliebe ebenfalls unterstützt?«
    »So gesehen … ja. Wenn Sie das zur Vernunft brächte …«
    »Schluss damit!«, schnarrte Frederic. »Wenn Sie am Leben bleiben wollen, dann lassen Sie die Scheinheiligkeit! Und nun heraus mit der Sprache: Wann haben Sie herausgefunden, dass Colette vergiftet wurde? Und nichts als die Wahrheit, wenn ich bitten darf!«
    »Das habe ich lediglich vermutet«, räumte Benito ein. »Es kam mir sonderbar vor, dass Agatha trotz lauter Proteste immer gewissenhaft bezahlt hat. Ich merkte schnell, dass sie etwas Wichtiges zu verbergen hatte. So gesehen war ich nicht unvorbereitet, als sie eines Tages erklärte, dass dies ihr letzter Besuch sei. Sie wüssten inzwischen, dass Colette Ihnen nicht untreu war. Damals setzte ich alles auf eine Karte und behauptete, dass Colette vergiftet worden sei. Agatha warf mir vor, keine Beweise zu besitzen, aber abgestritten hat sie die Sache nicht. Als ich obendrein andeutete, dass Pierres Tod ein höchst seltsamer Zufall sei, wurde sie aschfahl. Erst da habe ich begriffen, wie skrupellos und herzlos die beiden sind.«
    »Sie sind um keinen Deut besser!« Diese vorgebliche Offenheit widerte Frederic an. »Wenn Sie mit Ihrem Wissen zu mir gekommen wären, könnte Pierre heute noch leben.«
    »Das konnte ich nicht, denn ich war meiner Sache doch nicht sicher! Erst nachdem es passiert ist … nach dem Tod des Jungen!«
    »Aber Sie hatten einen Verdacht! Und Sie haben auf Kosten zweier unschuldiger Seelen den Luxus genossen, den Ihnen mein Geld verschafft hat!«
    Betreten sah Benito Frederic an. Das brachte ihn erst recht in Wut. »Suchen Sie bloß nicht nach Entschuldigungen!« Schnalzend traf die Peitsche das Gesicht des Mannes und riss ihm Wange und Nasenrücken auf.
    Der Priester schrie vor Schmerz. »Es tut mir leid!«
    »Wie viel hat Agatha Ihnen für Ihr Schweigen bezahlt?«
    Als Benito schwieg, traf die Peitsche Hals

Weitere Kostenlose Bücher