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Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Titel: Die Macht der verlorenen Zeit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DeVa Gantt
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einen Augenblick an, bevor er nach seiner Kappe griff, sie aufsetzte und den Raum verließ.
    Charmaine warf sich aufs Bett und vergrub den Kopf in den Kissen. Sie kämpfte mit den Tränen und schwor, dass sie wegen ihm nicht weinen wollte. Einige Minuten lang hielt sie durch, aber dann machten die Gedanken sie wahnsinnig. Er begibt sich in große Gefahr. Wird er gesund zurückkommen? Vielleicht sehe ich ihn nie wieder!
    Sie sprang auf und rannte aus dem Zimmer, die Treppe hinunter, weiter durchs Foyer und quer über die Wiese bis hinüber zum Stall. Im Halbdunkel stieß sie geradewegs mit Gerald zusammen.
    »Was ist los, Ma’am?«
    »Master John … ist er noch da?«
    »Er hat uns bereits verlassen, Ma’am … gut fünf Minuten ist das her.«
    Travis hatte gerade Frederics Koffer mit einem zufriedenen »Ihr Koffer ist gepackt, Sir« geschlossen, als die Tür aufflog und Charmaine atemlos und tränenüberströmt im Rahmen stand.
    »Er lässt uns tatsächlich allein!«, schluchzte sie und sah mit flehentlichem Blick zu Frederic und dann zu Paul. »Bitte, haltet ihn auf!«
    »Das Schiff setzt in einer halben Stunde Segel«, kommandierte John, als er an Bord der Raven ging.
    Ein Blick auf sein Gesicht – und Kapitän Wilkinson wusste, dass es nichts zu diskutieren gab. »Darf ich wissen, warum?«, fragte er aus Sorge, wann seine Ladung jemals englischen Boden erreichen würde.
    »Das erkläre ich Ihnen später.«
    Jonah Wilkinson erteilte seine Befehle, und prompt murrten einige Matrosen. Sofortige Rückkehr in die Staaten, das hieß, dass es keinen freien Tag auf Charmantes geben würde wie geplant. Doch der Befehl des Kapitäns duldete keinen Widerstand, und so setzten die Männer gehorsam Segel.
    Nachdem der letzte Teil der Ladung eilig an Bord gebracht worden war, gab Wilkinson Befehl zum Ablegen. Die Leinen wurden eingeholt, der Anker hochgezogen, und dann löste sich das Schiff vom Kai.
    Ein lauter Schrei ließ alle innehalten. Jonah Wilkinson runzelte die Stirn, doch dann erkannte er Paul, der angerannt kam und mit beiden Armen in der Luft herumfuchtelte. Auch die übrigen Anwesenden auf dem Kai schrien und winkten. John eilte an Wilkinsons Seite.
    »Am besten werfen wir die Leinen noch einmal aus«, schlug der Kapitän vor.
    »Was gibt es?«, brüllte John, in der Hoffnung, dass Paul ihm noch etwas Wichtiges im Zusammenhang mit den grauenhaften Enthüllungen mitzuteilen hätte.
    »Bring die Raven zurück!«, rief Paul.
    Während Jonah von einem zum anderen blickte, sah er, wie Frederic über den Kai humpelte. »Komm zurück!«, befahl er. »Die Raven soll noch einmal anlegen!«
    John hatte seinen Vater ebenfalls gesehen und fluchte. »Wir segeln weiter!«, forderte er.
    »Aber John …«
    »Haben Sie mich nicht verstanden? Weiter, sage ich!«
    Wilkinson sah zu Frederic hinüber, der ihm das Anlegen befahl, und dann wieder zu John. »Werft die Leinen aus!«, kommandierte er.
    »Verdammt!« Fluchend schlug John gegen die Reling, während die Männer die Leinen festzurrten, die Gangway auf den Pier schoben und sein Vater an Bord kam.
    »Was hast du hier verloren?«, fauchte John ihn an.
    »Charmaine schickt mich. Sie will nicht, dass du fährst. Sie hat Angst um dich.«
    »Ich muss das erledigen. Ich habe es ihr erklärt.«
    »Aber sie ist deine Frau. Du solltest sie nicht allein lassen. Nicht ausgerechnet jetzt.«
    »Sag mir nicht, was ich tun soll und was nicht!«, brüllte John. »Und jetzt verlasse bitte das Schiff. Ich habe zu tun.«
    »Tu es nicht, John. Daraus erwächst nichts Gutes.«
    »Glaubst du denn, ich könnte mit dem Gedanken leben, dass der Mörder meines Kindes und deiner Frau frei herumläuft? Was bist du nur für ein Mann, Vater? Wie kannst du ihn davonkommen lassen? Hat Colette dir denn gar nichts bedeutet? Und was ist mit Pierre? Ein unschuldiges Kind, das nur das Pech hatte, in diese verkommene Familie hineingeboren zu sein?«
    »Du hast mit jedem deiner Worte recht«, sagte Frederic. John war so verblüfft, dass er für einen Moment sogar seinen Zorn vergaß. »Aus diesem Grund bitte ich dich, auf Charmantes zu bleiben und mich die Sache auf meine Art erledigen zu lassen.«
    » Wie bitte? «
    »Du hast mich genau verstanden. Du hast ein neues Leben begonnen, und Charmaine ist schwanger. Sie braucht dich jetzt an ihrer Seite. Mich dagegen hält hier nichts. Ich sorge dafür, dass Blackford festgenommen wird. Das verspreche ich dir.«
    »Nein, Vater, ich muss das selbst tun. Eines Tages wird

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