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Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Titel: Die Macht der verlorenen Zeit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DeVa Gantt
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erreicht.«
    »Ich würde die Antwort gern persönlich nach Charmantes bringen«, sagte Michael leise.
    John wurde neugierig. »Und warum?«
    »Ich will jemanden besuchen«, sagte Michael. »Und zwar jemanden, der in Ihren Diensten steht.«
    Jetzt rätselte auch Frederic. »Und wen?«
    »Die Gouvernante Ihrer Töchter … Charmaine Ryan.«
    Frederic war verblüfft, aber John begriff gar nichts mehr. »Charmaine?«, fragte er. Woher kannte Michael sie?
    Der Priester schmunzelte. »Ich habe Ihren Rat befolgt, John, und unmittelbar nach Ihrer Abreise Loretta und Joshua Harrington aufgesucht. Als Marie starb, hat Charmaine bei den Harringtons gearbeitet.«
    Bisher hatte er John noch nie sprachlos erlebt, und so verwirrt erst recht nicht. »Geht es Ihnen gut, John?«
    »Er ist nur erschrocken«, erklärte Frederic, »denn Sie sind heute schon der zweite Mensch, der sich nach seiner Frau erkundigt.«
    »Nach seiner Frau?«, stieß Michael hervor. Unmöglich! Dieser Zufall wurde immer unglaublicher! »Aber Sie haben mir nie gesagt, dass Sie Charmaine kennen!«
    »Sie haben ja auch noch nie ihren Namen genannt!«
    »Aber Sie wussten doch, dass Charmaine Maries Tochter ist?«
    »Ich hatte nicht die leiseste Ahnung«, sagte John fast unhörbar. Am ersten Morgen nach seiner Ankunft auf Charmantes war ihm Charmaine seltsam bekannt vorgekommen. Marie … Charmaine war Maries Tochter! Seine Gedanken überschlugen sich. John Ryan hatte Marie getötet! Sein Blick verdunkelte sich. »Mein Gott«, stieß er hervor, als sich endlich eines zum anderen fügte. John Ryan ist nicht Charmaines Vater! Das war alles so unglaublich, dass er den Kopf in den Nacken warf und nur noch lachte. »Warten Sie nur, bis Charmaine das hört!«
    »Bitte nicht, John«, warnte Michael mit einem Seitenblick auf Frederic. Er wollte die Sache gern vertraulich behandelt wissen. »Sie sagen niemandem etwas! Zuvor möchte ich Charmaine sehen.«
    »Sie wollen es ihr nicht sagen?«, fragte John fast übermütig. »Aber das müssen Sie, Michael! Sie hasst den Mann, den sie für ihren Vater hält.«
    »John, bitte!«, bat Michael und sah wieder Frederic an.
    John folgte seinem Blick. »Meinen Vater kann Ihr kleines Geheimnis nicht erschrecken. Er hat im Leben viel gemacht, worauf er nicht gerade stolz ist. Glauben Sie mir, er kann Ihr Geheimnis besser bewahren als Sie die Beichten.«
    Auf dem Weg zu Johns Stadthaus wollte Frederic alles über Charmaines Mutter wissen.
    »Ich habe Marie Ryan vor einigen Jahren kennengelernt. Sie hat damals in St. Jude gearbeitet und mir Mut gemacht, als ich nicht mehr leben wollte. Genau wie Charmaine war auch sie meine Rettung. Durch sie habe ich mich mit Father Michael angefreundet. Die beiden haben meinem Leben neuen Sinn gegeben und, wie ich meine, auch eine bessere Richtung. Wenn ich von Maries schwierigem Leben gewusst hätte, hätte ich ihr natürlich geholfen. Ich schäme mich, es einzugestehen, aber wir haben die ganze Zeit ausschließlich von mir gesprochen.«
    Er sah aus dem Fenster, doch im Grunde sah er in sich hinein. Beim Gedanken an Charmaine spürte er plötzlich, wie sehr er sie vermisste.
    Nach dem gemeinsamen Dinner setzte sich John an seinen Schreibtisch und wählte die Worte sorgfältig, bevor er sie zu Papier brachte. Er sprach davon, wie sehr er sie liebte und sich danach sehnte, die Qual endlich hinter sich zu lassen. Danach verfasste er noch schnell einen Brief an Paul, bevor er seinem Vater eine gute Nacht wünschte.
    Frederic blieb in dieser Nacht lange auf und sann über die Vergangenheit, die neuen Erkenntnisse und alles nach, was ihnen noch bevorstand. Er ging zum Kamin hinüber und betrachtete die kleine Zeichnung, die dort hing: ein schwarzes Pferd, das hoch in die Luft stieg. Fantom vermisst dich, Johnny! Genau wie wir. In Liebe, Yvette . Seufzend strich Frederic über das Blatt. Es war ausgebleicht und an den Ecken ein wenig eingerissen. Was habe ich mir nur gedacht, als ich diese Familie auseinanderriss? Bevor er zu Bett ging, betete er, dass er zumindest dieses eine Mal im Leben etwas richtig machte.
    In dieser Nacht kniete Michael lange vor dem Kruzifix, das über seinem Bett hing, und kurz vor Morgengrauen stand sein Entschluss endgültig fest. Er suchte Sister Elizabeth auf und erklärte ihr seine Pläne. Dann warf er ein paar Kleidungsstücke in einen fadenscheinigen Beutel und verließ St. Jude.
    Stille durchdrang das Foyer, verhüllte die Räume, sickerte in jede Nische und den kleinsten

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