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Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Titel: Die Macht der verlorenen Zeit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DeVa Gantt
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hatten gerade Platz genommen, als ein hochgewachsener Priester eintrat. John erhob sich und schüttelte ihm die Hand. »John«, sagte der Mann erfreut, bevor er Frederic bemerkte. »Das muss dein Vater sein.«
    Aus seiner Miene schloss Frederic, dass er wohl über ihr Verhältnis im Bilde war. John machte die beiden miteinander bekannt, und Michael schüttelte Johns Vater die Hand. Seine direkte Art nahm Frederic seine Befangenheit.
    »Bitte, behalten Sie doch Platz«, sagte Michael und zog sich einen Stuhl heran. »Ich bin froh, dass Sie gekommen sind, John. Ich versuche schon seit Monaten, Sie zu erreichen.«
    »Wir sind gerade erst in Richmond angekommen.«
    Der Priester sah Frederic an. »Ich hoffe, Ihre Reise ist gut verlaufen.«
    »Kommen wir zum Wesentlichen, Michael«, entgegnete John. »Dies ist kein Höflichkeitsbesuch. Wir haben erfahren, dass sowohl mein Sohn als auch Colette ermordet wurden.«
    John berichtete, was geschehen war, und Michael lauschte mit angehaltenem Atem und registrierte bewegt die traurigen Mienen von Vater und Sohn. »Möge Gott den armen Seelen Frieden schenken«, murmelte er, als John geendet hatte. »Ich bin zutiefst betroffen. Womit kann ich helfen?«
    John riss sich zusammen. »Wir brauchen Informationen über einen gewissen Father Benito St. Giovanni. Vor ungefähr zwanzig Jahren ist sein Schiff vor Charmantes auf Grund gelaufen, und er wäre beinahe ertrunken. Nachdem er sich erholt hatte, ist er als Priester auf der Insel geblieben.«
    »Er war als Missionar auf eine andere karibische Insel unterwegs«, erklärte Frederic. »Doch er fand Gefallen an Charmantes und behauptete, dass er mit päpstlichem Segen unterwegs sei. Auf Charmantes musste zwar niemand bekehrt werden, aber einen Priester benötigten wir trotzdem.«
    John schnaubte verächtlich. »Wenn man ihn überhaupt so nennen kann.«
    »Warum sagen Sie das, John?«
    »Weil Benito von den Morden wusste und meine Tante erpresst hat.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Absolut. Benito hat alles gestanden. Außerdem haben wir als Beweis einen Brief von seiner Hand.«
    »Barmherziger Gott!«, murmelte der Priester. »Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht. Ich schreibe an den Vatikan, aber bis zu einer Antwort wird einige Zeit vergehen. Wann kommen Sie nach Richmond zurück?«
    »Das hängt davon ab, wie lange es dauert, Blackford in New York aufzuspüren und …« John brach ab, doch der Glanz in seinen Augen beunruhigte Michael.
    »Und?«, drängte er, aber ohne Erfolg. »Sie haben nicht vor, das Gesetz in die eigenen Hände zu nehmen, nicht wahr, John?« Als er schwieg, sah Michael zu Frederic hinüber. »Sie haben nicht vor, ihn umzubringen, nicht wahr?« Als auch er nichts sagte, war Michael äußerst beunruhigt. »Sie dürfen das nicht tun, John! Ich kann verstehen, dass Sie auf Rache sinnen, aber eine solche Tat bringt keine Erleichterung. Versprechen Sie mir, dass Sie nichts Unbesonnenes tun!«
    »Das kann ich nicht versprechen, Michael.«
    Der Priester schüttelte den Kopf. »Suchen Sie den Mann und alarmieren Sie die Behörden. Aber überlassen Sie der Polizei alles Weitere. Und unserem Herrgott!«
    »Unser Herrgott «, stieß John geringschätzig hervor, »hat zugelassen, dass der Verbrecher meinen kleinen Sohn entführt, seinen Kopf unter Wasser drückt und zusieht, wie er mit Ärmchen und Beinchen zappelt, bis kein Leben mehr in ihm ist!« Er brach in Tränen aus. »Sagen Sie mir nicht, dass Rache meiner Seele keinen Frieden schenkt! Verdammt! Ich finde meinen Frieden erst, wenn dieser Mensch seinen letzten Atemzug getan hat!«
    Wieder sah Michael Frederic an. »Sie müssen ihm das ausreden, Mr Duvoisin! Man wird ihn als Mörder verfolgen …!«
    »Ich glaube nicht, dass ich das kann«, sagte Frederic, »denn ich will Blackford ebenfalls leiden sehen.«
    »Sie sind ja wahnsinnig! Dieser Mensch ist es nicht wert, dass Sie Ihre Seele opfern. Er ist längst verdammt, aber Sie dürfen ihm auf diesem Weg nicht folgen!«
    Stille.
    Kalte Furcht überkam Michael. »Was kann ich nur tun, damit Sie Ihre Meinung ändern?«, fragte er verzweifelt.
    »Beten Sie für uns«, entgegnete Frederic.
    Michael schüttelte den Kopf. John erhob sich eilig. »Je nachdem, wie lange wir in New York aufgehalten werden, reisen wir unter Umständen auf direktem Weg nach Charmantes zurück. Es wäre mir lieb, wenn Sie die Antwort des Vatikans an Stuart Simons weiterleiten könnten. Er kann sicherstellen, dass sie mich zuverlässig

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