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Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Titel: Die Macht der verlorenen Zeit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DeVa Gantt
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schimpfte Geoffrey empört. »Ein Missgeschick kann schließlich jedem passieren. Ich versichere, dass ich weiß, was ich tue.«
    »Warum haben Sie dann den Sattelgurt nicht festgezogen?«, fragte George.
    »Das ist doch Aufgabe der Stalljungen.«
    »Das stimmt, aber trotzdem überprüft jeder erfahrene Reiter den Sitz seines Sattels.«
    »Lass ihn in Ruhe, George«, sagte John mit schiefem Grinsen. »Er würde sowieso nie zugeben, dass er eigentlich im Damensattel reiten wollte.«
    Eine Stunde später versammelte sich die Gesellschaft zum Picknick an einem weiten Strand am westlichen Ufer. Paul jammerte, dass er den Tag vergeudete. »Ich hätte lieber meinen Gästen die Insel zeigen sollen.«
    »Wie oft müssen sie Espoir denn sehen, um zu begreifen, dass du auf bestem Weg zum geschäftlichen Erfolg bist?«, spottete John.
    »Ich rede nicht von Espoir, sondern von Charmantes.«
    »Aber mir haben Sie die Insel doch gezeigt«, meldete sich Anne London zu Wort. »Zähle ich denn gar nicht?«
    Paul lächelte höflich. »Ich rede von den Plantagen«, erklärte er und begriff zum ersten Mal, dass er seine zehnjährige Erfahrung nicht richtig vermittelt hatte.
    John lachte leise. »Die Tabakfelder darfst du ihnen aber nicht zeigen, sonst springen sie sofort in den Hafen und schwimmen nach Hause! Ein Tabakfarmer bist du wirklich nicht. Die Felder hätten zwischendurch brachliegen müssen.«
    Paul brummte nur.
    Nach dem Essen baten Yvette und Jeannette, auf Abenteuer losziehen zu dürfen. Offenbar waren nur John und Charmaine bereit, sie zu begleiten, und so verließen sie die Gesellschaft und ritten in nördlicher Richtung zu einigen Höhlen, die John als Junge entdeckt hatte.
    »Das gefällt mir schon besser«, sagte John. »Das Picknick war genauso schlimm, wie ich es mir vorgestellt habe. Nur Auntie hat noch gefehlt.«
    Yvette runzelte die Stirn, weil ihr Bruder sie an etwas erinnert hatte. »Weißt du was, Johnny. Auntie Agatha führt irgendetwas im Schilde.«
    Johns Neugier war geweckt. »Was genau meinst du damit?«
    »Ich habe sie beobachtet.«
    »Beobachtet?« Charmaine wurde misstrauisch. Seit Pierres Tod hatte Yvette ihre eigenmächtigen Unternehmungen eigentlich aufgegeben.
    »Na ja …« In Charmaines Gegenwart mochte Yvette nicht reden. »Es ist nur ein Verdacht. Manchmal benimmt sich Auntie eben komisch. Das ist alles.«
    Als der Strand felsiger wurde und die ersten Klippen aufragten, waren sie am Ziel. Es herrschte gerade Ebbe, sodass John eine Besichtigung vorschlug. Charmaine wollte lieber auf dem sandigen Strand auf sie warten.
    »Jetzt aber heraus mit der Sprache«, sagte John, als sie außer Hörweite waren. »Was hat Auntie Komisches gemacht?«
    »Zuerst musst du versprechen, Mademoiselle Charmaine nichts zu verraten.«
    »Am Samstag fährt Auntie immer mit der Kutsche weg«, begann Yvette nach Johns feierlichem Schwur. »Und zwar allein. Ohne Kutscher. Das fand ich komisch. Ich habe mich also krank gestellt, und als Papa mit Jeannette in die Stadt gefahren ist, habe ich Auntie auf Spook verfolgt. Sie hat Father Benito in seinem kleinen Haus im Wald besucht. Durchs Fenster habe ich gesehen, wie sie ihm einen Beutel gegeben hat. Einen Beutel voller Schmuck, glaube ich.«
    John sah Yvette zweifelnd an. »Und was hat sie gesagt?«
    »Das Fenster war leider zu.« Sie ärgerte sich, weil sie ihm nicht mehr berichten konnte. »Du glaubst mir doch, oder?«
    John wusste nicht recht, was er von der Sache halten sollte. »Du musst mir versprechen, dass du Auntie nie wieder verfolgst. Hast du mich verstanden? Wenn sie dich erwischt, bekommst du sonst Schwierigkeiten mit Vater.«
    »In Ordnung«, brummte Yvette und schmollte.
    »Warum nennen Sie Mr Richecourt eigentlich Mr Pitchfork?«, fragte Charmaine, als sie zum Strand zurückkehrten.
    »Sie sind der erste Mensch, der mich das fragt, my charm .«
    »Und?«
    Er grinste. »Eines Abends kam ich zufällig in Mr Richecourts Büro und habe ihn in verfänglicher Situation mit einer Frau überrascht, die nicht seine Frau war.«
    »Und?«, fragte Charmaine trotz geröteter Wangen.
    »Er wurde rot, noch röter als Sie, und ich habe mir vorgestellt, dass ihm kleine Hörnchen wachsen … ›Sie kleines Teufelchen‹, habe ich zu ihm gesagt. ›Von heute an werde ich Sie Mr Pitchfork nennen‹. Das ist alles. Zum Glück sind Sie die Erste, die mehr hinter dem Spitznamen vermutet, als auf den ersten Blick zu erkennen ist.«
    Als sie zur Gesellschaft zurückkehrten, stritten

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