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Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Titel: Die Macht der verlorenen Zeit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DeVa Gantt
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Paul und George, wer von ihnen John die Neuigkeit mitteilen sollte. »Welche Neuigkeit?«, fragte John stirnrunzelnd.
    »Geoffrey ist weggeritten … und zwar auf Phantom. Nach dem Scherz mit ›Fang‹ muss er sich vermutlich beweisen, dass er reiten kann. Er hat darauf bestanden.«
    Fluchend warf John die Hände in die Luft. »Er wird sich den Hals brechen.«
    »Dann musst du zumindest keine Verträge unterschreiben.« George lachte.
    »Wir suchen ihn besser, bevor er meinem Hengst den Hals bricht«, sagte John.
    »Darf ich einen Vorschlag machen?«, meldete sich Edward Richecourt zu Wort.
    Spöttisch sahen Paul, George und John ihn an. »Nur zu, Pitchie.«
    »Vielleicht übertreiben Sie Ihre Sorge ja «, sagte er höflich. »Geoffrey wird Ihren Hengst in bestem Zustand zurückbringen. Er ist tatsächlich ein begabter Reiter.«
    »Er ist so begnadet wie das Hinterteil eines Pferds, wenn Sie mich fragen«, gab John zurück.
    »Dann lassen Sie mich einen weiteren Vorschlag machen.« Richecourt war an Geduld nicht zu übertreffen. »In diesem Fall sollten wir eine Suchmannschaft bilden.«
    John war einverstanden. »Eine glänzende Idee, Mr Richecourt.«
    »Danke, John«, erwiderte der Mann bescheiden. »Wusste ich doch, dass selbst Ihnen hin und wieder ein Kompliment über die Lippen kommt.«
    »Und ein ehrliches obendrein«, meinte John trocken. »Da die Suchmannschaft Ihre Idee war, sollten Sie zurückreiten und die Pferdeknechte alarmieren. Trauen Sie sich das zu?«
    Richecourt erklärte sich bereit, und John beschrieb ihm eine Abkürzung zum Herrenhaus. Er müsse etwa vierhundert Yards senkrecht in den Wald reiten und dann bei der hohen Sabalpalme links abbiegen. Immer geradeaus sollte er den Besitz in etwa fünfzehn Minuten erreichen. Richecourt wiederholte alles und machte sich sofort auf den Weg.
    George und Paul sahen einander an.
    »Diese Abkürzung kenne ich überhaupt nicht«, wunderte sich George. »Eine große Sabalpalme? Überhaupt verstehe ich nicht, wie er auf diesem Weg zum Haus zurückfinden soll.«
    »Wird er auch nicht«, flüsterte John so leise, damit Richecourts Frau ihn nicht hörte. »Du kennst doch den alten Wallach. Wenn der Hunger verspürt, findet er ganz allein nach Hause. Wenigstens bleiben uns den Nachmittag über weitere Vorschläge erspart.«
    Eine halbe Stunde später fanden sie Geoffrey Elliot auf einem Waldpfad. Phantom war im Galopp über einen gefällten Baum gesprungen und hatte Geffey in hohem Bogen abgeworfen. Der Hengst war gestürzt und wieherte vor Schmerzen, doch nach Mercedes’ Meinung hatte er nur Abschürfungen erlitten, aber nichts gebrochen. Geoffreys Stöhnen hallte dagegen meilenweit durch den Wald.
    Vorwurfsvoll sah George auf ihn hinunter. »Wie kann man nur so dumm sein? Wissen Sie denn nicht, wie wertvoll dieses Tier ist?«
    Es kostete einige Mühe, Phantom wieder auf die Füße zu stellen. George besorgte dasselbe mit Geoffrey, und dann hinkten sie gemeinsam zum Herrenhaus zurück. George schlug vor, nach Martin zu schicken, doch Mercedes überzeugte John, dass sie seinen Hengst gesund pflegen konnte, wie sie das bei ihrem Vater gelernt hatte.
    Auf dem Weg zum Dinner wurden Charmaine und die Zwillinge Zeuge, wie Dr. Blackford den schwer lädierten Geoffrey Elliot im Wohnraum verarztete. Er saß im Lehnstuhl neben dem Kamin, und das zerzauste Haar war mit Blättern und kleinen Zweigen gespickt. Sein Gesicht war geschwollen und das gestärkte Hemd bis zur Unkenntlichkeit verdreckt und mit Blutspritzern übersät. Das rechte Hosenbein war zur Hälfte aufgerissen.
    »Was ist passiert?«, fragte Charmaine, als der Arzt dem Mann trotz lauter Schmerzensschreie den Ärmel herunterzog.
    »Er hat sich den Arm gebrochen«, antwortete Blackford.
    »Aber warum? Was ist passiert?«
    »Das verdammte Biest hat mich abgeworfen!«, schimpfte Geoffrey.
    »Wenigstens sind Sie nicht ernsthaft verletzt«, tröstete ihn Charmaine und sah die Zwillinge tadelnd an, damit sie ihr Gekicher unterdrückten.
    »Nicht ernsthaft verletzt!«, protestierte Geoffrey. »Ich hatte noch nie solche Schmerzen! Und die anderen sind alle draußen bei dem heimtückischen Biest! Man könnte glauben, dass er und nicht ich sich beinahe den Hals gebrochen hätte!«
    John, George und Mercedes kamen erst spät aus dem Stall ins Haus. Als sie am Esstisch Platz genommen hatten, erschien ein völlig erschöpfter Edward Richecourt unter der Tür zum Foyer.
    »Wo waren Sie denn so lange, Pitchie?«, fragte John.

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