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Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Titel: Die Macht der verlorenen Zeit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DeVa Gantt
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Blakes Vortrag mit ausdrucksloser Miene lauschte. Dann die nächste Zeile: Mr Blake ist hingerissen von Ihnen, my charm. Vielleicht sollte ich doch lieber keine Geschäfte mit ihm machen . Charmaine lächelte John an, doch er blieb ernst, als ob er sehen wollte, wer zuerst lachen musste. Als sie ein leises Glucksen verspürte, schaute sie wieder aufs Papier hinunter. Mr Pitchfork muss pinkeln, aber er verkneift es sich, weil er nicht um eine Pause bitten mag . Der Anwalt rutschte tatsächlich nervös in seinem Sessel herum. Charmaine kicherte unbeherrscht, woraufhin die Männer sie mit stoischen Blicken musterten. Verlegen senkte sie den Blick.
    »Was ist denn so lustig, Miss Ryan?« Mit herausforderndem Blick lehnte John sich zurück. »Wollen Sie uns nicht daran teilhaben lassen?«
    »Es ist nur Ihre Handschrift«, erwiderte sie und hob das Blatt in die Höhe, als ob sie es Carlton Blake reichen wollte. »Sicher stimmen Ihre Gäste mir zu.«
    »Das ist unnötig.« Eilig entriss er ihr das Papier, und gleichzeitig zollte ihr sein Blick unverhohlene Bewunderung. »Die kennen das Gekrakel schon. Können wir fortfahren?«
    »Selbstverständlich. Ich bitte um Entschuldigung.«
    Sie bekam ihr Papier zurück, und John wandte sich wieder seinen Gesprächspartnern zu. Als sie verstohlen hinübersah, bemerkte sie, dass er nur einen Satz notiert hatte und das Geschriebene nur für ihre Augen bestimmt war. Falls ich meine Geschäfte mit diesen Gentlemen heute abschließen kann, lade ich Sie und die Mädchen morgen zu einem Ausflug ein .
    Donnerstag, 5. April 1838
    Leider verplapperte sich Yvette beim Frühstück, sodass sich Geoffrey Elliot sofort selbst zum Picknick einlud. Edward Richecourt und seine Frau Ellen schlossen sich an, und als Nächste bemerkte Anne, dass sich Paul zu Beginn der Woche völlig verausgabt habe und dringend einen Ausflug brauche. Sie selbst benötige die Dienste ihrer Zofe. Je länger das Frühstück dauerte, desto größer wurde die Gesellschaft.
    Punkt elf Uhr traf man sich an der Koppel, wo die Pferde gesattelt wurden. Als Gerald Champion aus dem Stall führte, wollte Geoffrey die Zügel übernehmen.
    »Tut mir leid«, sagte George, »aber den reitet heute Mercedes.«
    »Aber, Mr Richards.« Geoffrey war entsetzt. »Können Sie das verantworten? Eine so junge Lady auf einem solchen Pferd! Ich bin wenigstens ein erfahrener Reiter.«
    »Das ist Mercedes auch«, widersprach George, während sich Mercedes in den Sattel schwang. »Sie schafft das schon.«
    Geoffrey gab erst auf, als Gerald Phantom an den Zaun band. John entging sein Interesse nicht. »Das vergessen Sie lieber gleich, Geffey. Fang beißt nämlich.«
    »Fang?« Der Anwalt war verwirrt. »Das ist wirklich ein seltsamer Name.«
    Schmunzelnd warf John seiner kichernden Schwester einen Blick zu. »So seltsam nun auch wieder nicht, aber das erkläre ich Ihnen später … das heißt, wenn Sie mutig genug sind, in Fangs Maul zu schauen. Hier bringt Ihnen Bud einen sanften Wallach.«
    Geoffrey Elliot war beleidigt, äußerte sich aber nicht zu dem Tier, das für gewöhnlich vor die Kutschen gespannt wurde, und nahm die Zügel.
    Charmaine war soeben aufgestiegen, als lautes Wiehern sie herumfahren ließ. Der alte Wallach rannte mit verrutschtem Sattel im Kreis herum, während Elliot mit einem Bein über dem Rücken des Tiers hing und sich an Zügel und Sattel klammerte. Der andere Fuß steckte noch im Steigbügel. Der Wallach bockte, um die hinderliche Last loszuwerden, dass die Kiesel nur so umherflogen.
    Paul starrte mit offenem Mund auf die Szene und lachte, dass er sich die Tränen mit dem Ärmel abwischen musste. Die Zwillinge und George taten es ihm gleich, nur John schwieg und konnte nicht glauben, was er sah.
    Als das Tier erneut bockte, sprang George nach vorn und ergriff die Zügel, worauf sich der Wallach rasch beruhigte. Nur die Ohren lagen noch flach am Kopf.
    »Lassen Sie los!«, rief George. Doch der Anwalt starrte nur mit hochrotem Kopf zu ihm empor. »Lassen Sie Sattel und Zügel los!«
    Zögernd gehorchte Geoffrey und plumpste wie ein Sack Kartoffeln auf den Boden. Verärgert zerrte er seinen Fuß aus dem Steigbügel. Dann stand er auf und klopfte sich den Staub aus den Kleidern.
    »Ich dachte, Sie seien ein erfahrener Reiter«, bemerkte George, als er den Sattel wieder auf den Rücken des Wallachs schob. »Oder war das eines Ihrer Kunststücke?«
    John lachte. »Guter Witz, George.«
    »Das ist überhaupt nicht lustig!«,

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