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Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Die Macht der verlorenen Zeit: Roman

Titel: Die Macht der verlorenen Zeit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DeVa Gantt
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ist jetzt egal. Es gibt eine hübsche Lady, die ich Ihnen gern vorstellen würde. Ihre Abstammung kann sich mit der Ihren durchaus messen …«
    Nach dem letzten Tanz begleitete John Charmaine zu ihrem Zimmer. Die Uhr im Foyer schlug eins, doch in den Fluren waren noch Musik und Stimmen zu hören. »Nun, my charm , ich denke, es ist Zeit, dass wir uns eine gute Nacht wünschen.«
    »Das denke ich auch.« Sie lächelte. »Ich muss außerdem nach den Mädchen sehen. Ich hoffe, sie sind in ihrem Zimmer …« Die Worte blieben ihr im Hals stecken, als John einen Schritt näher kam und sie schweigend ansah. »Ich danke Ihnen«, murmelte sie.
    »Und wofür?«
    »Für einen wunderschönen Abend … und für Ihre Einladung.«
    »Keine Ursache«, flüsterte er.
    Seine Augen blickten begehrlich, als er den Kopf neigte, seine Lippen kurz vor den ihren innehielten und nur sein Atem heiß über ihre Wange strich. Sie schloss die Augen und wartete auf die Berührung. Als er ihre Schultern umfasste, sank sie mit klopfendem Herzen gegen ihn, während sein Mund ihre Lippen mit einem hitzigen Kuss verschloss. Ihre bebenden Glieder genossen die Wärme seines Körpers, die starken Arme, die sie hielten, und die feuchten Lippen, die über die ihren glitten. Ohne zu denken, umarmte sie ihn mit aller Kraft und empfand leises Bedauern, als seine Arme herabsanken. »Gute Nacht«, flüsterte sie heiser.
    Rasch schlüpfte sie ins Zimmer, schloss blitzschnell die Tür und ließ sich dagegensinken. Mit eisernem Willen zwang sie sich zur Ruhe, denn der Wunsch, die Tür aufzureißen und sich in seine Arme zu werfen, war übermächtig.
    Mit der Erinnerung an den Kuss und einer Flasche Wein wanderte John in den Stall hinüber und ließ sich neben Phantom auf einen Ballen Heu fallen. Der Hengst sah gleichmütig zu ihm herüber, als er sich einen Schluck aus der Flasche genehmigte. Doch der Alkohol hatte keinerlei Wirkung.
    Nach einiger Zeit verließ er den Stall und blickte über die Wiese zum Haus hinüber. Im Ballsaal und auf der Veranda brannten noch die Lichter. Seine Augen suchten Charmaines Zimmer. Ein schwacher Lichtschein drang durch die Blätter des Eichbaums. Ist sie noch wach? Denk nicht daran, sonst findest du heute Nacht keinen Schlaf .
    Er sank gegen den Türrahmen, während sich die Sekunden zu Minuten dehnten. Er versuchte, nicht zu denken, und atmete tief die kühle Nachtluft ein.
    Irgendwann verließen Paul und Anne das Haus und schlenderten über die Veranda und weiter über die Wiese. In sicherer Entfernung vor neugierigen Blicken schlang Anne ihre Arme um Paul und presste ihre Hüften und ihre Brüste gegen ihn. Sie hob ihr Glas und trank auf seinen Erfolg. Paul beugte sich zu ihr und küsste sie heiß und leidenschaftlich. Schamlos fuhren ihre Hände über seinen Körper, um den Abend zu dem Ende zu bringen, das sie beabsichtigte. Paul zog sie in seine Arme, aber dann hielt er inne. »Nicht hier«, flüsterte er heiser. »Es ist nicht weit bis zum Bootshaus.« Er fasste ihre Hand, führte sie um die nördliche Veranda herum und verschwand mit ihr in der Nacht.
    »Verdammt sollst du sein!«, fluchte John und kehrte ins Haus zurück, ohne dass ihm jemand begegnete.
    Nachdem Charmaine in ihr Nachthemd geschlüpft war, war die Müdigkeit verflogen. Sie drehte die Lampe herunter und setzte sich in den Schaukelstuhl. Sekunden wurden zu Minuten, und die Minuten dehnten sich zu fast einer ganzen Stunde. Warum hatte sie ihn nur nicht hereingelassen?
    Beschämt konzentrierte sie ihre Gedanken auf den Ball und durchlebte noch einmal jeden einzelnen Augenblick. Sie fühlte Johns warme Hand auf ihrem Rücken, sah sein schiefes Lächeln und hörte seine dunkle Stimme. Sie roch den Duft seiner Haut und spürte seine Lippen. Die Erinnerung weckte solch süßes Verlangen, dass sie aufsprang und auf den Balkon hinauslief.
    Unter ihr gingen zwei Gestalten Arm in Arm von der Veranda auf die Wiese hinunter. Im Fackellicht erkannte sie Paul und Anne London. Anne hob ihr Glas und überschüttete Paul mit Schmeicheleien. »Du bist die Krönung des Abends, die alle Welt beneidet.« Sie warf das Glas in die Luft und schlang ungeniert die Arme um seinen Hals. Auf Zehenspitzen zog sie seinen Kopf zu sich herunter und küsste ihn mit großer Leidenschaft. Als Antwort riss er sie in seine Arme. Das Geräusch ihrer Küsse und die geflüsterten Zärtlichkeiten mischten sich mit dem rhythmischen Zirpen der Grillen. Charmaines Wangen brannten, als sie sehen

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