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Die Macht des Amuletts

Die Macht des Amuletts

Titel: Die Macht des Amuletts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Fisher
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Carter verzog das Gesicht. »Was weiß er schon? Er ist nur ein junger Spund.«
     
    ELF
     
    Sie sprach: >Erheb dich, junger Rittersmann, du bist, scheint mir, als Mensch verdammt<
    Ü BERLIEFERT
     
    »Mick? Auf der Tanzbühne.« Calum McBride drehte den Schraubstock auf und nahm das dünn gehämmerte Metall heraus.
    »Spielt er oder schaut er zu?« Sie kannte schon die Antwort. »Er spielt.« Ihr Vater rieb sein frisch durchstochenes Ohr. »Ich will dir was sagen, Katie, er wird sehr gut. Ich bin überrascht, wie gut.«
    Sie nickte, sie war schon unterwegs. »Dann gehe ich besser hin und höre zu.«
    Warne ihn, hatte Alex gesagt. Finster schaute sie über den Jahrmarkt.
    Es war vier Uhr und immer noch schwül. Das Jahrmarktfeld war eine Ansammlung ausgebleichter Markisen, schlaffer Fahnen, die Banner hingen in stickiger Hitze. Die Menschenmenge des Nachmittags hatte sich gelichtet, doch als sie an der Sprecherkabine mit ihren Bündeln von Kabeln und Drähten vorbeiging, teilte eine hallende weibliche Stimme über Lautsprecher dem Feld mit, dass John Moores Großmutter beim Spanferkelgrill auf John warte. Katie grinste. Musik war überall. Ein älterer Mann sang polnische Lieder; eine Gruppe aus Marokko saß im Schneidersitz im Gras und spielte geisterhafte Weisen auf Instrumenten, die sie noch nie gesehen hatte, und hinter dem Prasseln der abendlichen Feuer und dem Hundegebell hörte man Trommelschläge, tief und bedrohlich und immer rhythmisch. Die Tanzbühne war leer bis auf einige Tänzer aus den Appalachen in Jeans und Holzschuhen. Katie fragte: »Wohin sind die Musiker gegangen?«
    »Von der letzten Gruppe?« Ein Junge deutete auf ein kleines Zelt, das neben dem Kunstgewerbezelt aufgeschlagen war. »Manche sind dort hinein.«
    Sie ging übers Feld darauf zu. Das Zelt war ein neuer, runder schwarzer Pavillon, der seltsam orientalisch und fehl am Platz wirkte. Obwohl er zuerst nicht weit entfernt schien, stellte sie überrascht fest, dass sie ihm offenbar nicht näher kam. Als sie sich zwischen den Plastiktischen und Stühlen vor dem Bierzelt hindurchgeschlängelt hatte und wieder aufschaute, war er anscheinend sogar noch weiter zwischen die Zelte zurückgewichen.
    Hinter ihr wurde plötzlich geklatscht; eine Fiedel und ein Akkordeon begannen einen munteren Reel. »Luftballon?«, sagte verstohlen eine Stimme an ihrem Ellbogen.
    Katie machte fast einen Satz vor Schreck. Ein dünner Mann mit Narrenhut und orangefarbenem T-Shirt hielt eine Riesentraube heliumgefüllter Ballons; sie schaukelten und wirbelten über ihm und verdunkelten mit ihrem Schatten das zertrampelte Gras. »Nein, danke.«
    »Bestimmt nicht? Das sind keine gewöhnlichen Ballons.« Er hatte ein knochiges Gesicht mit einer langen Nase und dünnen Lippen, die sich in anzüglichem Lächeln dehnten. Ihr fiel ein, dass sie ihn schon im Gespräch mit Rowan gesehen hatte.
    »Nein habe ich gesagt.«
    Er zog mit einem Ruck die Schnüre herunter; plötzlich wippten und drängten sich die Ballons als bedrohliche Wolke um sie herum und sie sah, dass es nicht die üblichen Herzen und Kissen und Disneyfiguren waren. Diese Ballons zeigten einäugige Koboldgesichter mit wulstigen Lippen oder Hexen mit großen Nasen und Ohren, so abscheulich wie die Masken im Wald. Auch Tiere waren darunter, zähnefletschende Wölfe, Füchse, große Vögel mit schwarzen Schnäbeln, und tief in der schaukelnden Masse sah sie abstoßende wurmähnliche Gestalten, Frauen mit Katzenaugen, schmale Ziegengesichter.
    Wütend und ängstlich schob Katie sie weg und kämpfte sich den Weg frei. »Von denen werden Sie nicht viele verkaufen«, sagte sie schnippisch.
    Er grinste spöttisch. »Du würdest staunen, Menschenkind.« Dann hatte sie sich von ihm losgemacht und ging schnell in der Sonne, die sie plötzlich nicht wärmte. Das schwarze Zelt schimmerte. Sie behielt es im Auge und beachtete nicht die Akrobatentruppe mit den kleinen, fremdartig aussehenden Männern, die ihr über das Gras entgegenpurzelten. Am Eingang duckte sie sich schnell unter der Klappe durch. Dann blieb sie erstaunt stehen.
    Das Zelt war viel größer, als man von außen für möglich gehalten hätte. Ohrenbetäubende Musik füllte es, gespielt von einer Band mit Fiedel und Trommel, Pfeifen und Mick mit der Flöte, der stand und mit dem Fuß stampfte. Rundum tanzten Menschenmengen; sie wirbelten wild zu den kreischenden Rhythmen der Gigue umher, und als Katie sich hindurchdrängte, war der Geruch nach zertrampeltem

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