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Die Macht des Lichts

Die Macht des Lichts

Titel: Die Macht des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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hätte auch er sie angeglotzt, aber jetzt hatte er kaum einen Blick für sie übrig. Tatsächlich kam ihm der Gedanke, dass die Domani in der Masse alles andere als eindrucksvoll waren. Eine Blume auf einem Feld voller Unkraut war immer ein beeindruckender Anblick, aber wenn man jeden Tag an gepflegten Blumenbeeten vorbeikam, nahm man sie nicht mehr richtig wahr.
    So in seine Gedanken versunken er auch war, entgingen ihm trotzdem nicht die Zeichen des Hungers. Die hageren Gesichter der Erwachsenen waren genauso unmissverständlich wie der furchtsame Ausdruck in den Augen der Kinder. Noch vor wenigen Wochen hatte in dieser Stadt das Chaos geherrscht, auch wenn Dobraine und die Aiel dem Gesetz wieder Geltung verschafft hatten. Einige der Häuser wiesen hastig geflickte Fenster oder zerbrochene Bretter auf, und einige der Banner waren offensichtlich vor kurzer Zeit heruntergerissen und schlampig geflickt worden. Das Gesetz war wieder da, aber sein Fehlen war noch immer frisch in aller Erinnerung.
    Rands Gruppe erreichte eine zentrale Kreuzung, bei der es sich den großen flatternden Bannern zufolge um den Arandiplatz handelte, und Dobraine führte die Prozession nach Osten. Viele der Aiel, die den Cairhiener begleiteten, trugen die roten Stirnbänder, die sie als Siswai’aman auszeichneten. Die Speere des Drachen. Rhuarc hatte ungefähr zwanzigtausend Aiel um die Stadt herum und in den umliegenden Dörfern lagern; mittlerweile würden die meisten Domani wissen, dass diese Männer dem Wiedergeborenen Drachen folgten.
    Rand registrierte mit Erleichterung, dass die Klipper des Meervolks endlich mit Korn aus dem Süden eingetroffen waren. Hoffentlich würde das für genauso viel Ordnung sorgen wie Dobraine und die Aiel.
    Die Prozession führte in die wohlhabenderen Stadtteile. Rand wusste, wo er sie finden würde, lange bevor die Häuser kostbarer aussahen: so weit von den Docks entfernt wie möglich, aber noch immer in einer bequemen Distanz zu den Stadtmauern. Er hätte die Reichen selbst ohne Stadtplan finden können. Die Stadtlandschaft selbst bestimmte fast schon ihre Position.
    Ein Pferd schob sich an seine Seite. Zuerst hielt er es für Mins - aber nein, sie ritt weiter hinten bei den Weisen Frauen. Betrachtete sie ihn nun mit anderen Augen, oder bildete er sich das bloß ein? Musste sie jedes Mal, wenn sie sein Gesicht sah, an seine Finger um ihren Hals denken?
    Es war Merise, die da auf einer gutmütigen braunen Stute ritt. Die Aes Sedai waren außer sich vor Wut, weil Rand Cadsuane ins Exil geschickt hatte. Das war keine Überraschung. Aes Sedai zeigten gern eine beherrschte und ruhige Fassade, aber Merise und die anderen waren vor Cadsuane gekrochen wie ein Dorfwirt, der einen eingekehrten König zu bewirtschaften hatte.
    Die Tarabonerin trug heute demonstrativ ihre Stola und zeigte ihre Zugehörigkeit zu der Grünen Ajah. Vermutlich trug sie sie in dem Bemühen, ihre Autorität zur Schau zu stellen. Rand seufzte innerlich. Er hatte mit einer Konfrontation gerechnet, aber gehofft, dass der Umzug sie herauszögern würde, bis sich die Gemüter wieder beruhigt hatten. Er respektierte Cadsuane, zumindest auf eine gewisse Weise, aber er hatte ihr nie vertraut. Für Versagen musste es Konsequenzen geben, und er verspürte eine große Erleichterung, dass er das mit ihr geregelt hatte. Sie würde ihn nicht mehr mit ihren Strippen einwickeln.
    Oder zumindest nicht mehr mit so vielen.
    »Dieses Exil ist albern, Rand al’Thor«, sagte Merise respektlos. Wollte sie ihn absichtlich wütend machen, vielleicht um ihn müheloser herumschubsen zu können? Nachdem er es monatelang mit Cadsuane zu tun gehabt hatte, war die schwache Imitation dieser Frau beinahe schon amüsant.
    »Ihr solltet sie um Verzeihung bitten«, fuhr Merise fort. »Sie geruht, uns weiter zu begleiten, obwohl Eure hirnverbrannten Einschränkungen sie zwingen, einen Umhang mit hochgeschlagener Kapuze zu tragen, und das trotz dieser Hitze. Ihr solltet Euch schämen.«
    Typisch Cadsuane. Er hätte ihr keinen Spielraum lassen dürfen, sich um seinen Befehl herumzumogeln. »Nun?«, fragte Merise.
    Rand wandte den Kopf und sah ihr in die Augen. In den vergangenen paar Stunden hatte er eine unfassbare Entdeckung gemacht. Indem er den in ihm brodelnden Zorn einsperrte - indem er zu Cuendillar wurde -, hatte er etwas begriffen, das ihm lange Zeit entgangen war.
    Leute reagierten nicht auf Zorn. Sie reagierten nicht auf Forderungen. Schweigen und Fragen zu stellen

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