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Die Macht des Lichts

Die Macht des Lichts

Titel: Die Macht des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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war viel effektiver. Tatsächlich zuckte Merise, immerhin eine gestandene Aes Sedai, unter diesem Blick zusammen.
    Er legte kein Gefühl hinein. Zorn, Wut, Leidenschaft - das war alles noch da, tief in seinem Inneren begraben. Aber er hatte es in kaltes Eis eingehüllt und bewegungsunfähig gemacht. Es war das Eis von dem Ort, zu dem ihm Semirhage den Weg gewiesen hatte, der Ort, der wie das Nichts war, nur viel gefährlicher.
    Vielleicht spürte Merise den erstarrten Zorn in ihm. Vielleicht konnte sie auch die andere Sache spüren, die Tatsache, dass er diese … Macht … benutzt hatte. Ganz weit weg fing Lews Therin an zu weinen. Das tat der Verrückte immer, wenn Rand an das dachte, was er getan hatte, um Semirhages Kragen zu entkommen.
    »Was Ihr da getan habt, das war dumm«, fuhr Merise fort. »Ihr solltet…«
    »Also haltet Ihr mich für einen Narren?«, fragte Rand leise.
    Auf Forderungen mit Schweigen reagieren, auf Herausforderungen mit Fragen. Es war erstaunlich, wie gut das funktionierte. Merise verstummte, dann schauderte sie sichtlich. Sie warf einen Blick auf den Beutel an seinem Sattel, in dem er die kleine Statuette des Mannes, der die Kugel hochhielt, aufbewahrte. Rand hielt die Zügel locker und strich sanft mit den Fingern darüber.
    Er stellte die Statuette nicht zur Schau. Er trug sie einfach nur bei sich, aber Merise und die meisten anderen kannten die beinahe grenzenlose Macht, die er auf Wunsch anzapfen konnte. Man kannte keine vergleichbare Waffe. Möglicherweise hätte er damit sogar die Welt zerstören können. Und sie hing unschuldig an seinem Sattel befestigt. Das machte Eindruck auf die Leute.
    »Ich … nein, das tue ich nicht«, gab sie zu. »Nicht immer.«
    »Seid Ihr der Ansicht, dass man Fehler nicht bestrafen sollte?«, fragte Rand noch immer mit leiser Stimme. Warum hatte er je die Beherrschung verloren? Diese ärgerlichen Kleinigkeiten waren weder seine Leidenschaft noch seine Wut wert. Belästigte man ihn zu sehr, brauchte er sie doch einfach nur auszulöschen, wie eine Kerze.
    Ein gefährlicher Gedanke. War es seiner gewesen? Oder der von Lews Therin? Oder … kam er von einem ganz anderen Ort?
    »Sicherlich seid Ihr zu streng gewesen«, sagte Merise.
    »Zu streng? Ist Euch klar, welchen Fehler sie gemacht hat, Merise? Habt Ihr in Betracht gezogen, was hätte passieren können? Was eigentlich hätte passieren müssen?«
    »Ich …«
    »Das Ende aller Dinge, Merise«, flüsterte er. »Der Dunkle König hat den Wiedergeborenen Drachen unter Kontrolle. Wir beide, die wir auf derselben Seite kämpfen.«
    Sie schwieg. Dann sagte sie: »Ja. Aber was Fehler angeht, so habt Ihr selbst welche begangen. Sie hätten in ähnlichen Katastrophen enden können.«
    »Ich bezahle für meine Fehler«, sagte er und wandte sich ab. »Ich bezahle jeden Tag für sie. Jede Stunde. Mit jedem Atemzug.«
    »Ich …«
    »Genug.« Er brüllte das Wort nicht. Er sprach energisch, aber leise. Er ließ sie die volle Macht seines Unmuts spüren, fing ihren Blick ein. Und sie sackte plötzlich auf ihrem Sattel in sich zusammen, schaute mit weit aufgerissenen Augen zu ihm hoch.
    An der Seite ertönte ein lautes Bersten, gefolgt von einem plötzlichen Krachen. Schreie hallten auf. Alarmiert fuhr Rand herum. Die Stützen eines mit Zuschauern gefüllten Balkons hatten nachgegeben, er war auf die Straße gestürzt und hatte sich wie ein von einem Felsblock getroffenes Fass in seine Bestandteile aufgelöst. Menschen stöhnten vor Schmerzen, andere riefen um Hilfe. Aber die Geräusche waren von beiden Straßenseiten gekommen. Rand runzelte die Stirn und drehte sich um; direkt auf der gegenüberliegenden Seite war ein zweiter Balkon in die Tiefe gestürzt.
    Merise erbleichte, dann wendete sie eilig ihr Pferd, um zu den Verletzten zu gelangen und ihnen zu helfen. Andere Aes Sedai waren bereits unterwegs, um die Opfer zu Heilen.
    Rand trieb Tai’daishar an. Das war nicht durch die Macht verursacht worden, aber seine Natur als Ta’veren hatte die Wahrscheinlichkeit verändert. Wo auch immer er einen Besuch abstattete, kam es zu erstaunlichen und seltsamen Begebenheiten. Außergewöhnlich viele Geburten, Todesfälle, Heiraten und Unfälle. Er hatte gelernt, sie zu ignorieren.
    Allerdings war er nur selten Zeuge eines so … gewalttätigen Zwischenfalls gewesen. Konnte er sich sicher sein, dass das nicht an irgendeiner Wechselwirkung mit der neuen Macht lag? Dieser ungesehenen und doch so verführerischen Quelle der

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