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Die Macht des Zweifels

Titel: Die Macht des Zweifels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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inakzeptabel ist, weil die Antwort darauf auf Hörensagen beruht. Der Richter und der Staatsanwalt blicken Fisher Carrington an, warten, daß er Einspruch erhebt. Aber Ninas Anwalt hat inzwischen begriffen, was los ist. Er sitzt am Tisch der Verteidigung, die Hände gefaltet, und läßt den Dingen ihren Lauf. »In Fällen von Kindesmißbrauch sind die Täter fast nie geständig«, sagt Patrick in die Stille hinein. »Sie wissen, daß ihnen ohne Geständnis oft nicht beizukommen ist. Fast die Hälfte der Angeklagten geht straffrei aus, weil die Beweise nicht ausreichen oder die Kinder zu große Angst haben, um auszusagen, oder weil die Geschworenen ihnen kein Wort glauben …«
    Quentin fällt ihm ins Wort, bevor Patrick weiteren Schaden anrichten kann. »Euer Ehren, ich bitte um eine kurze Pause.«
    Der Richter blickt ihn über seine Brille hinweg an. »Wir sind mitten in der Befragung Ihres Zeugen.«
    Â»Ich weiß, Euer Ehren.«
    Achselzuckend wendet Neal sich an Fisher. »Hat die Verteidigung irgendwelche Einwände?«
    Â»Nein, Euer Ehren. Aber ich weise den Kollegen darauf hin, daß die Zeugen während der Prozeßpause nicht angesprochen werden dürfen.«
    Â»Schön«, knurrt Quentin. Er stürmt so schnell aus dem Saal, daß er nicht sieht, wie Patrick Nina anlächelt und ihr kaum merklich zuzwinkert.

    Â»Wieso arbeitet der Cop für uns ?« will Fisher wissen, sobald er mich in einen kleinen Besprechungsraum gescheucht hat.
    Â»Weil er mein Freund ist. Er ist immer für mich da.« Zumindest ist das die einzige Erklärung, mit der ich aufwarten kann. Ich denke an Heiligabend zurück und kann nicht glauben, daß das wirklich passiert ist.
    Fisher scheint über dieses seltsame Geschenk nachzudenken, das ihm da in den Schoß gefallen ist. »Muß ich mich vor irgendwas in acht nehmen? Irgendwas, das er nicht macht, um Sie zu schützen?«
    Wir haben nicht deshalb miteinander geschlafen, weil Patrick in der Nacht seine moralischen Grundsätze in den Wind geschlagen hat, sondern weil er einfach zu ehrlich dazu war, sich vorzumachen, er hätte keine Gefühle für mich.
    Â»Er wird nicht lügen«, erwidere ich.

    Quentin geht wieder zum Angriff über. Was immer der Detective auch für ein Spiel spielt, jetzt ist Schluß damit. »Warum waren Sie am Morgen des dreißigsten Oktobers im Gericht?«
    Â»Es war mein Fall«, antwortet Ducharme gelassen.
    Â»Haben Sie an dem Morgen mit der Angeklagten gesprochen?«
    Â»Ja. Ich habe sowohl mit Mr. als auch mit Mrs. Frost gesprochen. Sie waren beide sehr nervös. Wir sprachen darüber, bei wem Nathaniel für die Dauer des Verfahrens gut aufgehoben wäre, denn sie wollten ihn, nach allem, was passiert war, natürlich nicht irgendwem anvertrauen.«
    Â»Was haben Sie getan, als die Angeklagte Pater Szyszynski niederschoß?«
    Ducharme blickt dem Staatsanwalt direkt in die Augen. »Ich habe eine Pistole gesehen und bin darauf losgestürzt.«
    Â»Wußten Sie vorher, daß Mrs. Frost eine Schußwaffe dabeihatte?«
    Â»Nein.«
    Â»Wie viele Leute waren nötig, um sie zu Boden zu ringen?«
    Â»Sie ist zu Boden gefallen«, stellt der Detective richtig. »Vier Gerichtsdiener haben sich auf sie geworfen.«
    Â»Was haben Sie dann gemacht?«
    Â»Ich habe mir Handschellen geben lassen. Die habe ich Mrs. Frost angelegt und sie dann in die Verwahrzelle gebracht.«
    Â»Wie lange waren Sie bei ihr?«
    Â»Vier Stunden.«
    Â»Hat sie irgend etwas zu Ihnen gesagt?«
    In der Probesitzung hatte Ducharme Quentin erzählt, daß die Angeklagte ihm gegenüber zugegeben habe, ein Verbrechen begangen zu haben. Jetzt jedoch setzt er eine Unschuldsmiene auf und blickt die Geschworenen an. »Sie hat immer wieder gesagt: ›Ich habe getan, was ich konnte. Mehr kann ich nicht tun.‹ Sie hörte sich verrückt an.«
    Verrückt? »Einspruch«, donnert Quentin.
    Â»Euer Ehren, es ist doch sein Zeuge!« sagt Fisher.
    Â»Abgewiesen, Mr. Brown.«
    Â»Ich bitte um eine kurze Unterredung!« Quentin stürmt zur Richterbank. »Euer Ehren, ich möchte den Zeugen zum Zeugen der Gegenseite erklären lassen, damit ich Suggestivfragen stellen kann.«
    Richter Neal blickt zu Ducharme hinüber, dann wieder den Staatsanwalt an. »Aber er beantwortet doch Ihre Fragen,

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