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Die Macht des Zweifels

Titel: Die Macht des Zweifels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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gehen.«
    Patrick schüttelt den Kopf. »Tut mir leid«, sagt er, »aber Sie sind vorläufig festgenommen.«

    Thomas LaCroix ist Nina Frost noch nie begegnet, obwohl er schon viel von ihr gehört hat. Er weiß noch, daß sie in einem Vergewaltigungsfall eine Verurteilung erreichte, obwohl die Tat in einer Badewanne begangen wurde und alle Beweise weggespült worden waren. Er ist schon so lange bei der Staatsanwaltschaft, daß er nicht mehr an seinen eigenen Fähigkeiten zweifelt – im letzten Jahr hat er sogar einen Priester in Portland wegen des gleichen Verbrechens hinter Gitter gebracht –, aber er weiß auch, daß diese Fälle extrem schwierig zu gewinnen sind. Dennoch, er will eine gute Figur machen. Das hat nichts mit Nina Frost oder ihrem Sohn zu tun – er möchte den Staatsanwälten in York County schlicht zeigen, wie sie in Portland arbeiten.
    Sie meldet sich nach dem ersten Klingeln. »Das wurde aber auch Zeit«, sagt sie, als er sich vorgestellt hat. »Ich muß dringend etwas mit Ihnen besprechen.«
    Â»Selbstverständlich. Wir können uns morgen im Gericht unterhalten, vor dem Anklageeröffnungsverfahren«, setzt Thomas an. »Ich rufe nur jetzt schon an, um –«
    Â»Warum hat man Sie ausgesucht?«
    Â»Wie bitte?«
    Â»Was macht Sie zum besten Anklagevertreter, den Wally finden konnte?«
    Thomas atmet tief durch. »Ich bin seit fünfzehn Jahren in Portland. Und ich habe tausend solcher Fälle verhandelt.«
    Â»Dann ist das hier wohl nur ein reiner Höflichkeitsanruf?«
    Â»Das habe ich nicht gesagt«, beteuert Thomas, aber er denkt: Im Kreuzverhör muß sie genial sein . »Ich verstehe ja, daß Sie wegen morgen nervös sind. Aber die Anklageeröffnung, na, Sie wissen ja, was das bedeutet. Bringen wir die erst mal hinter uns, und dann können wir uns zusammensetzen und eine Strategie für den Fall erarbeiten.«
    Â»Ja.« Dann, trocken: »Brauchen Sie eine Wegbeschreibung?«
    Noch ein Schuß vor den Bug – das hier ist ihr Territorium, ihr Leben; in beiden Fällen ist er ein Außenseiter. »Hören Sie, ich kann mir vorstellen, was Sie durchmachen. Ich habe selbst drei Kinder.«
    Â»Ich habe auch immer gedacht, ich könnte es mir vorstellen. Ich habe gedacht, deshalb sei ich gut in meinem Job. Beides war falsch.«
    Sie verstummt, als wäre alles Feuer in ihr erloschen. »Nina«, beteuert Thomas, »ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um die Anklage so zu vertreten, wie Sie es tun würden.«
    Â»Nein«, entgegnet sie leise. »Machen Sie es besser.«

    Â»Er hat nicht gestanden«, sagt Patrick und geht an Nina vorbei in ihre Küche. Er will ihr sein Versagen sofort eingestehen. Die schwersten Vorwürfe macht er sich ohnehin selbst.
    Â»Er …« Nina starrt ihn an, sinkt dann auf einen Stuhl. »Ach, Patrick, nein.«
    Er setzt sich neben sie. »Ich hab’s versucht, Nina. Aber er hat einfach nicht nachgegeben. Nicht mal, als ich ihm von den Spermaspuren und Nathaniels Aussage erzählt habe.«
    Â»Na?« ertönt plötzlich Calebs Stimme, heiter. »Hast du dein Eis aufgegessen, Sohnemann?« Es ist eine Warnung an seine Frau und Patrick. Er nickt vielsagend in Nathaniels Richtung. Patrick hat nicht einmal bemerkt, daß der Junge da am Tisch sitzt und noch ein bißchen Eis löffelt, bevor er ins Bett muß. Ein Blick auf Nina, und er hatte vergessen, daß noch andere Menschen im Raum sein könnten.
    Â»Krauter«, sagt er. »Du bist aber heute lange auf.«
    Â»Ich muß noch nicht ins Bett.«
    Patrick hatte Nathaniels Stimme vergessen. Sie klingt noch rauh und würde eher zu einem in Ehren ergrauten Cowboy passen als zu einem kleinen Jungen, aber sie ist trotzdem Musik in seinen Ohren. Nathaniel springt von seinem Stuhl auf, läuft auf Patrick zu und streckt ihm die dünnen Kinderarme entgegen. »Willst du mal fühlen, wie stark ich bin?«
    Caleb lacht. »Nathaniel hat sich gerade den Ironman-Wettkampf angesehen.«
    Patrick drückt auf den winzigen Bizeps. »Donnerwetter, damit könntest du mich glatt umhauen«, sagt er todernst und wendet sich dann Nina zu.
    Â»Patrick, er könnte ein Herkules sein und bliebe trotzdem mein kleiner Junge.«
    Â»Mom«, nörgelt Nathaniel.
    Ãœber seinen Kopf hinweg fragt Nina lautlos. »Hast du ihn

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