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Die Macht des Zweifels

Titel: Die Macht des Zweifels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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würde«, gibt er zu.
    Â»Unterrichten Sie Nathaniel in der Sonntagsschule?«
    Â»Ich unterrichte nicht, das macht eine Mutter aus unserer Gemeinde, Janet Fiore, während oben der Gottesdienst stattfindet.« Der Priester zuckt die Achseln. »Aber ich liebe Kinder, und ich habe auch gern Kontakt zu den Kleineren –«
    Darauf wette ich , denkt Patrick.
    Â»â€“ deshalb gehe ich nach dem Gottesdienst, wenn die Gemeinde noch ein wenig beisammenbleibt und Kaffee trinkt, mit den Kindern nach unten und lese ihnen eine Geschichte vor.« Er lächelt verlegen. »In mir steckt ein heimlicher Schauspieler.«
    Auch das ist keine Überraschung. »Wo sind die Eltern, während Sie vorlesen?«
    Â»Die meisten genießen oben einfach ein paar ruhige Minuten.«
    Â»Liest noch jemand anderes den Kindern vor, oder sind Sie mit ihnen allein?«
    Â»Nur ich. Die Sonntagsschullehrerinnen räumen normalerweise nur noch ein wenig auf und gehen dann auch nach oben Kaffee trinken. Das Vorlesen dauert nur eine Viertelstunde.«
    Â»Verlassen die Kinder dabei schon mal den Raum?«
    Â»Nur um zur Toilette zu gehen, gleich nebenan.«
    Patrick denkt nach. Er weiß nicht, wie Szyszynski es geschafft hat, mit Nathaniel allein zu sein, wenn doch angeblich all die anderen Kinder dabei waren. Vielleicht hat er ihnen ein Buch gegeben, daß sie sich allein ansehen sollten, und ist Nathaniel zur Toilette gefolgt. »Pater Szyszynski«, sagt Patrick, »haben Sie gehört, was Nathaniel zugestoßen ist?«
    Ein Zögern, dann nickt der Priester. »Ja. Leider Gottes.«
    Patrick hält Szyszynskis Blick fest. »Wußten Sie, daß Nathaniel nachweislich anal penetriert wurde?« Er erwartet eine schwache Röte auf den Wangen des Mannes, ein verräterisches Flattern des Atmens. Er erwartet die Verblüffung, das Abwehren, die ersten Anfänge von Panik.
    Doch Pater Szyszynski schüttelt nur den Kopf. »Gott stehe ihm bei.«
    Â»Wußten Sie, daß Nathaniel Sie als denjenigen genannt hat, der ihm das angetan hat?«
    Endlich, der Schock, mit dem Patrick gerechnet hat. »Ich … ich … ich habe ihm nichts getan, bestimmt nicht. So etwas würde ich nie tun.«
    Patrick schweigt. Er will, daß Szyszynski an all die Priester auf der ganzen Welt denkt, die einer solchen Tat schuldig befunden wurden. Er will, daß Szyszynski begreift, daß er praktisch geliefert ist. »Mhm«, sagt Patrick. »Seltsam. Denn ich habe gerade gestern mit ihm gesprochen, und er hat mir eindeutig gesagt, daß es Pater Glen war. Die Kinder nennen Sie doch Glen, nicht wahr? Diese Kinder, die Sie ja so … lieben?«
    Szyszynski schüttelt unentwegt den Kopf. »Ich hab es nicht getan. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Der Junge muß verwirrt sein.«
    Â»Tja, Pater Szyszynski, deshalb sind Sie heute hier. Ich muß wissen, ob Sie sich einen Grund denken können, warum Nathaniel sie bezichtigt, wenn Sie es nicht waren.«
    Â»Das Kind hat so viel durchgemacht –«
    Â»Haben Sie je etwas in seinen Anus eingeführt?«
    Â»Nein!«
    Â»Haben Sie gesehen, wie jemand etwas in seinen Anus einführte?«
    Der Priester holt tief Luft. »Auch das nicht, nein.«
    Â»Können Sie sich vorstellen, warum Nathaniel so etwas sagen sollte? Fällt Ihnen irgend etwas ein, was bei ihm den Eindruck hätte erwecken können, es wäre passiert, obwohl es doch nicht passiert ist?« Patrick beugt sich vor. »Vielleicht waren Sie mal mit ihm allein, und vielleicht ist da etwas zwischen ihnen beiden vorgefallen, daß sich dieser Gedanke in seinem Kopf festgesetzt hat?«
    Â»Ich war nie mit ihm allein. Es waren vierzehn andere Kinder dabei.«
    Patrick lehnt sich im Stuhl zurück. »Wußten Sie, daß ich eine Unterhose von Nathaniel hinter dem Heizkessel im Keller der Kirche gefunden habe? Das Labor hat Spermaspuren daran gefunden.«
    Pater Szyszynski reißt die Augen weit auf. »Spermaspuren? Von wem?«
    Â»Von Ihnen, Pater Szyszynski?« fragt Patrick leise.
    Â»Nein.«
    Er streitet es rundheraus ab. Patrick hat nichts anderes erwartet. »Nun, ich hoffe in Ihrem Interesse, daß Sie recht haben, weil wir nämlich anhand des DNA -Tests mit Ihrer Blutprobe feststellen können, ob sie die Wahrheit sagen.«
    Szyszynskis Gesicht ist bleich und angespannt. Seine Hände zittern. »Ich möchte jetzt

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