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Die Macht des Zweifels

Titel: Die Macht des Zweifels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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etwas abseits befragt wird, wirft einen Blick auf die sterblichen Überreste des Priester und übergibt sich. Es ist eine brutale, chaotische Szene, alptraumartig, und doch starrt Patrick wie gebannt darauf, stellt sich lieber dieser Realität als der, die leise hinter ihm weint.

    Nathaniel mag dieses Brettspiel nicht. Wenn man nur mal den Kreisel falsch rum dreht, rutscht die eigene Spielfigur die große Rutsche in der Mitte runter. Klar, wenn man richtig rum dreht, darf man die lange Leiter hoch … aber das klappt auch nicht immer, und schwups, hat man verloren.
    Monica läßt ihn gewinnen, aber das macht Nathaniel auch keinen richtigen Spaß.
    Â»Drehst du jetzt bitte mal, oder muß ich abwarten, bis du sechs wirst?« neckt ihn Monica.
    Nathaniel dreht den Kreisel. Vier . Er rückt mit seiner kleinen Figur vier Felder weiter und, na klar, landet auf einer von diesen Rutschen. Oben angekommen, zögert er, weil er weiß, daß Monica nichts sagen würde, wenn er bloß drei weiterrückt.
    Aber ehe er sich entscheiden kann, ob er schummeln soll oder nicht, sieht er über ihre Schulter hinweg etwas, das ihn ablenkt. Durch das breite Glasfenster des Spielzimmers sieht er einen Polizisten … nein, zwei … fünf … die den Gang hinunterrennen. Die sehen nicht so aus wie Patrick, wenn er arbeitet. Die hier tragen glänzende Stiefel und silberne Abzeichen, und die Hände haben sie auf ihren Pistolen, genau wie im Fernsehen.
    Â»Die wollen schießen«, sagt er leise.
    Monica lächelt ihn an. »Keine Ablenkungstaktik, Nathaniel.«
    Â»Guck … doch.« Er hebt die Hand und hält sie wie eine Pistole.
    Monica wird hellhörig. Sie dreht sich zu dem trappelnden Geräusch hinter sich um und reißt die Augen auf. Aber als sie sich wieder Nathaniel zuwendet, hat sie die Frage, die ihr auf den Lippen bebt, hinter einem Lächeln versteckt. »Du bist dran, nicht?« fordert Monica ihn auf, obwohl sie beide wissen, daß er längst dran war.

    Ganz langsam kehrt das Gefühl in Calebs Finger und Füße zurück. Er stolpert vorwärts, vorbei an der Stelle, wo Nina soeben kaltblütig einen Menschen erschossen hat, vorbei an den Leuten, die in dem Chaos zu arbeiten versuchen. Caleb macht einen weiten Bogen um die Leiche von Pater Szyszynski. Er bewegt sich auf die Tür zu, wo er Nina zuletzt gesehen hat, hinter der sie in eine Zelle gestoßen wurde.
    Gott, eine Zelle .
    Ein Detective, der ihn nicht kennt, packt seinen Arm. »Wo wollen Sie denn hin?« Stumm schiebt sich Caleb an dem Mann vorbei, und dann sieht er Patricks Gesicht in dem kleinen Türfenster. Caleb klopft, aber Patrick scheint unschlüssig, ob er die Tür öffnen soll oder nicht.
    Da wird Caleb klar, daß all diese Leute, all diese Detectives, ihn für Ninas Komplizen halten könnten.
    Sein Mund wird trocken wie Sand, und als Patrick die Tür schließlich einen Spalt weit öffnet, kann er nicht mal mehr darum bitten, mit seiner Frau sprechen zu dürfen. »Hol Nathaniel und fahr nach Hause«, sagt Patrick ruhig. »Ich ruf dich an, Caleb.«
    Ja, Nathaniel. Nathaniel . Allein bei dem Gedanken an seinen Sohn, der die ganze Zeit über nur eine Etage tiefer war, krampft sich Caleb der Magen zusammen. Er stürmt an Menschen vorbei, bis er den gegenüberliegenden Ausgang des Gerichtssaales erreicht, die Tür am hinteren Ende des Mittelganges. Dort sieht ihm ein Gerichtsdiener entgegen. »Mein Sohn ist unten. Bitte. Ich muß zu ihm.«
    Vielleicht sind, es der Schmerz und die Trauer, die in Calebs Gesicht eingegraben sind, jedenfalls wird der Gerichtsdiener unsicher. »Ich schwöre, ich komme sofort zurück. Aber ich muß nachsehen, ob es ihm gutgeht.«
    Ein Nicken, eins, das Caleb gar nicht sehen darf. Als der Gerichtsdiener zur Seite blickt, schlüpft Caleb hinter ihm durch die Tür. Er nimmt immer zwei Stufen auf einmal und läuft dann den Korridor hinunter zum Spielzimmer.
    Er bleibt kurz vor dem Fenster stehen und sieht seinem Sohn beim Spielen zu. Dann erblickt Nathaniel ihn, strahlt übers ganze Gesicht und läuft zur Tür, um sich in Calebs Arme zu werfen.
    Monicas angespanntes Gesicht taucht in Calebs Blickfeld auf. »Was ist da oben passiert?« formt sie lautlos mit den Lippen.
    Aber Caleb vergräbt nur das Gesicht am Hals seines Sohnes, verstummt wie Nathaniel, als ihm etwas passiert war, daß

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