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Die Macht

Die Macht

Titel: Die Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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was ich nicht glaube, der irakische Geheimdienst unsere Kommunikation abfangen und entschlüsseln kann, können sie nicht mehr so schnell reagieren. Eine abgefangene Nachricht muss erst die ganze Kommandokette durchlaufen, und wenn sie jemanden erreicht, der vielleicht etwas unternehmen könnte, fallen schon die ersten Bomben.«
    Der Präsident gab schließlich nach. »Also gut. Wir sagen es unseren Leuten eine Stunde vor ihrem Einsatz – aber keine Minute früher.«

41
    Capitol Hill, Montagnachmittag
    Der Skandal war das Gesprächsthema in der Hauptstadt der Vereinigten Staaten. Und es war nicht irgendein Skandal; hier ging es um die CIA, die allem Anschein nach den Kongress belogen und Geld abgezweigt hatte, um ganz gezielt bestimmte Personen im Ausland zu töten. Das allein hätte schon genügt, um für Schlagzeilen zu sorgen, doch am Montagmorgen war etwas passiert, das einen noch größeren Aufruhr auslöste. Im Morgengrauen waren Special Agents des FBI mit Durchsuchungsbefehlen in das Haus und das Büro des Abgeordneten Rudin eingedrungen.
    Der Abgeordnete hatte den ganzen Vormittag damit verbracht, vor jede Kamera und jedes Mikrofon zu treten, die sich ihm boten, und er sprach ganz offen von einer Verfassungskrise. Rudin beklagte sich bitter darüber, dass die Exekutive nun offenbar versuche, missliebige Politiker einzuschüchtern und mundtot zu machen – und das in einer Art und Weise, die an das Deutschland der Dreißigerjahre erinnere. Er warnte jeden, der es hören wollte, dass eine solche Vorgehensweise die Fundamente der Verfassung sprengen würde und dass der Abgeordnete aus Connecticut nicht allein dastehe.
    In der modernen Fernsehwelt, in der rund um die Uhr gesendet wurde, hatte man keine Zeit, um gründlich zu recherchieren; was allein zählte, war der Skandal. Es gab zwar einige kluge Politiker, die erst einmal abwarten wollten, bis sie Genaueres erfuhren – doch die meisten Vertreter dieser Berufsgruppe waren mit einem gesunden Ego ausgestattet. Und so konnten sie sich eine solche Gelegenheit, gesehen und gehört zu werden, einfach nicht entgehen lassen. Bei 100 Senatoren und 435 Abgeordneten des Repräsentantenhauses gab es für die Medien genug Meinungen einzuholen – und diese Meinungen waren ziemlich einhellig. Die Vorstellung, dass FBI-Agenten in ihre Büros und ihre Häuser eindringen könnten, um irgendwelche Akten mitzunehmen, genügte, um sich hinter Rudin zu stellen. Der Abgeordnete aus Connecticut war zwar alles andere als beliebt, doch in diesem Fall bestätigten ihm alle, dass er eindeutig im Recht war und dass Präsident Hayes einen Fehler begangen hatte.
    Auch Irene Kennedy war bewusst, dass die Stimmung in der Öffentlichkeit auf Rudins Seite war, als sie sich kurz vor ein Uhr nachmittags mit ihrem Konvoi dem Hart Senate Office Building näherte. Ihre Sicherheitsleute hatten vorgehabt, ihren Schützling über den Hintereingang ins Haus zu bringen, doch Irene Kennedy wollte davon nichts wissen. Sie bestand darauf, dass man sie zum Haupteingang brachte, wo die Fernsehsender ihre Teams postiert hatten und einige hundert kritische Bürger zusammengekommen waren, um gegen die Machenschaften von CIA und FBI zu protestieren.
    Irene Kennedy wusste, wie man in den Medien auftreten musste – und sie war nicht bereit, umgeben von schwer bewaffneten Sicherheitsleuten heimlich zwischen den Müllcontainern ins Senate Building zu schleichen. Nein, sie würde mitten durch die Menge der empörten Demonstranten und aufdringlichen Medienleute schreiten, und sie würde mit ihrer Haltung ausdrücken, dass sie nichts zu verbergen hatte.
    Als die drei Wagen um die Ecke bogen, herrschte ein solches Spektakel, dass sie zunächst gar nicht bemerkt wurden. Der Konvoi kam zum Stillstand, die Türen gingen auf, und Irene Kennedy konnte mit ihren vier Leibwächtern zunächst völlig unbemerkt auf das Haus zugehen. Die Capitol Hill Police hatte freundlicherweise den Eingangsbereich freigehalten. Irene Kennedy hatte schon fast die Tür erreicht, als man auf sie aufmerksam wurde, und als das Geschrei losging, war sie bereits im Haus. Sie und ihre Leibwächter wurden beim Sicherheits-Checkpoint durchgewinkt und von vier Polizisten hinauf in den Ausschusssaal geleitet.
    Auf dem Flur vor Zimmer 216 warteten bereits die Korrespondenten der verschiedenen Sender. Einer der Reporter verkündete, dass Irene Kennedy und ihr Gefolge wie ein Leichenzug wirkten. Er wollte damit wohl andeuten, dass sie auf dem Weg zu

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