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Die Macht

Die Macht

Titel: Die Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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Mitarbeiter in seinem Geheimdienst. Die Erfahrungen, die er in seinen Einsätzen gesammelt hatte, gab er schließlich an Rosenthal weiter. Gemeinsam analysierten sie erfolgreiche und gescheiterte Operationen, um aus beidem zu lernen. Das Desaster von Lillehammer hätte sich vermeiden lassen, wenn man bei der Identifizierung des Ziels sorgfältiger vorgegangen wäre. Ein weiterer Nachteil war das zu große Team bei dieser Operation, was darauf zurückzuführen war, dass die Führungsriege des Mossad damals zu sehr darauf bedacht war, jeden Schritt ihrer Agenten zu kontrollieren. Freidman hielt es für besser, wenn die Leute vor Ort so unabhängig wie möglich operierten; sie mussten nur bei allem, was sie taten, darauf achten, Israel keinen Schaden zuzufügen.
    Das war auch der Grund, warum Rosenthal diesmal keinen Sprengstoff einsetzen konnte. Hätte die Operation in Gaza oder Jerusalem stattgefunden, so wäre eine Bombe durchaus eine Option gewesen; so seltsam es klingen mochte – die Leute dort waren irgendwie an so etwas gewöhnt. Doch eine Bombe in Mailand würde einfach zu große Aufmerksamkeit erregen. Die Behörden und die Medien würden der Sache nachgehen, und schließlich würde wieder die ganze Welt mit dem Finger auf Israel zeigen. Nein, es gab bessere und unauffälligere Mittel und Wege, um die Sache zu erledigen. Donatella Rahn musste aus nächster Nähe beseitigt werden – am besten mit einer Kugel in den Hinterkopf, aus einer schallgedämpften Waffe abgefeuert.
    Vor dem Abflug aus Tel Aviv hatte Rosenthal Donatellas Akte aufmerksam gelesen. Die Tatsache, dass sie einmal heroinsüchtig gewesen war, brachte ihn auf den Gedanken, es so aussehen zu lassen, als wäre sie an einer Überdosis gestorben. So gut der Plan auch klingen mochte, so schwierig wäre er wahrscheinlich auszuführen gewesen. Immerhin war die Frau kein junges Model mehr, sondern eine erfahrene Frau, die noch dazu als Killer aktiv war. Für seinen Plan hätte er sie überwältigen müssen, was nicht ohne Kampf möglich gewesen wäre; und ein Kampf hinterließ natürlich Spuren, die wiederum nicht mit dem Tod durch eine Überdosis Heroin vereinbar waren.
    Nein, dieser Plan war wohl zu kompliziert, und so überlegte Rosenthal den ganzen Nachmittag, wie er den Auftrag am besten ausführen sollte. Er konnte es natürlich mitten auf der belebten Straße machen, während sie von der Arbeit nach Hause ging. Rosenthal war überaus erfahren in der Kunst, in einer Menschenmenge zu verschwinden. Seine geringe Körpergröße machte es ihm nicht schwer, unauffällig unterzutauchen. Er traute es sich durchaus zu, ihr zu folgen, ihr eine Kugel ins Herz zu jagen und einfach weiterzugehen. Das einzige Risiko dabei war, dass ihm irgendein Passant in die Quere kam oder ihn hinterher zu verfolgen versuchte. Doch dieses Risiko würde er auf sich nehmen, wenn es sein musste.
    Während Rosenthal aus dem Fenster seines Mietwagens blickte, ging ihm jedoch etwas anderes durch den Kopf. Er sah vor sich das Haus mit Donatellas Wohnung, das er seit einer halben Stunde observierte. Dabei war ihm ein UPS-Mann aufgefallen, der ein Paket zustellte. Ja, der beste Ort für die Sache war wohl ihre Wohnung. Hier fühlte sie sich sicher, und Rosenthal und seine Leute würden hinterher genug Zeit haben, um Spuren zu verwischen. Ja, hier würden sie zuschlagen. Er begann im Geist eine Checkliste der Dinge zu erstellen, die er brauchte. Er beobachtete das Haus noch weitere fünf Minuten und sagte schließlich Sunberg, dass er ihn in die sichere Wohnung zurückfahren solle.
    Im Weißen Haus, Donnerstagmorgen
    Präsident Hayes saß im Cabinet Room und verfolgte, wie sich sein Handelsminister mit einer Gruppe von Lobbyisten herumschlug, die sich aus Vertretern von AFL-CIO, dem Dachverband der amerikanischen Gewerkschaften, der Transportgewerkschaft Teamsters und von Amnesty International zusammensetzte. Es ging um die Frage, ob die USA den Chinesen weiterhin die Meistbegünstigung gewähren sollten, mit der handelspolitische Privilegien verbunden waren. In Hayes’ Augen war es eine sinnlose Debatte. Das Einzige, was zu einer Aberkennung dieses Status hätte führen können, wäre ein schwerer Verstoß gegen internationales Recht gewesen. China hätte zum Beispiel Taiwan angreifen müssen, und das würde mit Sicherheit nicht geschehen. Die Chinesen waren viel zu versessen darauf, ihren enormen Wirtschaftsaufschwung nicht zu gefährden. Während die ehemalige Sowjetunion in

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