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Die Macht

Die Macht

Titel: Die Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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musste, dass der Mann ihrer Träume eine andere heiraten würde. Ihr erster Gedanke war, zu lügen. Das hatte nichts mit Mitch zu tun, sondern war die übliche Vorgehensweise in einer solchen Situation. Man beantwortete derartige Fragen nur Leuten, die wirklich mit der Sache zu tun hatten; auf wen das nicht zutraf, der durfte sich nicht wundern, wenn man ihn belog. Mit Mitch war das jedoch etwas anderes. Sie hatten so viel zusammen erlebt – und das nicht nur im Bett, sondern auch im Einsatz. Es gab so etwas wie eine unausgesprochene Regel zwischen ihnen. Wenn man eine Frage nicht beantworten kann, dann tut man es nicht. Mitch wusste etwas – so viel stand fest. Sie hatte keine Ahnung, wie er davon erfahren hatte, aber er wusste zweifellos, dass sie vor einigen Wochen in Washington gewesen war.
    Rapp beugte sich zu ihr und wiederholte seine Frage. »Warst du vor ein paar Wochen in Washington?«
    Donatella nippte an ihrem Drink. »Ja.«
    »Warst du auch in der George Washington University?«
    »Wer will das wissen?«
    »Ich.«
    »Sonst niemand?«, fragte Donatella misstrauisch.
    »Oh, es gibt schon noch einige, die sich dafür interessieren, aber niemand muss es so dringend wissen wie ich.«
    »Und warum?«
    Rapp sah sie schweigend an. Sie konnten noch stundenlang so weitermachen, wie zwei Tennisspieler, die den Ball immer wieder ins gegnerische Feld zurückschlugen. Er war jedoch nicht in der Stimmung für ein solches Spielchen; er hatte auch nicht genug Zeit dafür. »Weißt du«, sagte er schließlich, »es gab da einen Professor in der George Washington University, mit dem ich mich sehr gerne unterhalten hätte. Leider hat ihm jemand eine Nadel ins Ohr gestoßen und ihm das Gehirn durchbohrt, bevor ich an ihn herankam. Hast du vielleicht eine Ahnung, wer das getan haben könnte?«
    Donatella rutschte nervös auf ihrem Platz hin und her und blickte in die Menschenmenge. Sie wusste, dass es zwecklos gewesen wäre, es abzustreiten. Er hatte sie schon früher auf diese Weise töten sehen. Sie beschloss, der Frage auszuweichen, indem sie mit einer Gegenfrage antwortete. »Warum wolltest du mit ihm sprechen?«
    Rapps Augen funkelten vor Zorn. Er beugte sich ganz nah zu ihr und sagte mit zusammengebissenen Zähnen: »Weil er mich umbringen wollte.«
    Situation Room, Donnerstagvormittag
    Colonel Gray hatte die ungeteilte Aufmerksamkeit aller Anwesenden. Irene Kennedy schüttelte staunend den Kopf über den kühnen Plan des Delta-Force-Commanders. Präsident Hayes wirkte ein wenig beunruhigt. »Haben Sie das eigentlich schon mal in einer Übung versucht?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Wie?«
    »Wir nahmen drei MH-47E-Helikopter des 160 th Special Operations Aviation Regiment und beluden sie mit je einer Mercedes-Limousine und vier Delta-Leuten. Wir flogen die Helis von der Pope Air Force Base in North Carolina nach Hulbert Field in Florida. Dort führten wir dann in acht Tagen acht verschiedene Landungs- und Rückführungsoperationen durch. Wir wollten die Sache so authentisch wie möglich aufziehen. Jede Nacht schickten wir zwei MH-53-Pave-Lows mit Delta-Leuten los. Ihre Aufgabe war es, die Landezone für die MH-47E-Maschinen zu sichern. In den beiden ersten Nächten machten wir es ihnen noch nicht allzu schwer; die Helis mussten nur landen und die Zone sichern. In den beiden folgenden Nächten war die vorgesehene Landezone dann schon von feindlichen Truppen besetzt, sodass sie auf andere Ziele ausweichen mussten. Mit jedem Mal wurde die Mission ein wenig schwieriger. Einmal gingen wir davon aus, dass einer der Helis einen Defekt hatte, dann wieder, dass die Leute beim Ausladen der Wagen von feindlichen Truppen angegriffen wurden – kurz gesagt, wir legten ihnen alle möglichen Steine in den Weg, die man sich nur vorstellen kann.«
    »Und?«, fragte der Präsident.
    »Sie machten ihre Sache sehr gut. Wir haben aus der ganzen Übung gelernt, worauf wir achten müssen, damit die Erfolgsaussichten möglichst groß sind. Und wir sind überzeugt, dass wir den Plan auch sehr kurzfristig umsetzen können, wenn es sein muss.«
    Der Präsident blinzelte einige Male und sagte schließlich: »Sie wollen mir also damit sagen, dass es möglich ist, mit diesen Helikoptern in den Irak einzudringen, die Fahrzeuge auszuladen, nach Bagdad zu fahren, das Ziel auszuschalten und sicher wieder zurückzukehren.« Der Präsident schüttelte den Kopf. »Entschuldigen Sie, wenn ich ein wenig skeptisch bin, aber das scheint mir doch ein wenig

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