Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition)
Seite, den Kopf in die Hand gestützt. Sein dunkles Haar fiel ihm halb über das Gesicht, doch er machte keine Anstalten, es beiseitezustreichen, sondern schaute sie unter den verschwitzten Strähnen hervor nur unverwandt und mit blau leuchtendem Katzenblick an. Seine Brust hob und senkte sich stetig, und die leichte Behaarung, die sich in Form eines großen T zu seinem Nabel hin verjüngte, schimmerte unter der Sonneneinstrahlung wie dunkle Bronze.
Er war wie ein schöner heidnischer Gott, unberührbar und fern und zugleich auf unleugbare Art so nah, dass es ihr Angst machte. Sie fragte sich, ob es immer so sein würde, dieses Singen in ihren Adern und die atemberaubende Weite in ihrer Brust, die sie manchmal glauben machte, sich vom Erdboden abstoßen und fliegen zu können wie ein wilder Vogel.
War er für sie das, was Pasquale für Eleonora war?
Der Glasmacher, so sagte ihre Zimmergenossin, sei ihr Gefährte und Geliebter zugleich. »Mit ihm zu reden macht mich genauso glücklich, wie mit ihm zu schlafen. Das heißt, er spricht meist nicht viel, aber wenn er redet, ist das wunderbar.«
Mit Lorenzo zu reden war wie Flüstern im Sturm. Zwischen ihnen herrschte eine stärkere Macht als Worte. Sobald sie zusammenkamen, war es jedes Mal eine Urgewalt, die sie zueinander trieb und ihre Körper zusammenschmiedete wie flüssiges Eisen. Sofern sie überhaupt dabei sprachen, war das kaum mehr als ein zusammenhangloses Gestammel der Lust.
Der Leidenschaft folgte Zärtlichkeit, mit langsamen Berührungen, sachten Küssen und innigen Umarmungen. Dabei schwiegen sie, erschöpft und gesättigt, und wenn endlich eine Unterhaltung in Gang kam, blieb diese oberflächlich. Sie sprachen über ihren Alltag, so wie vorhin über Maddalena, kleine Ausschnitte aus der Belanglosigkeit ihres Lebens, die alles ausklammerten, was Fragen aufwerfen konnte. Sie redeten wenig, und auch das nur so lange, bis die Begierde sie erneut mit sich riss. Fast schien es, als hätten sie darüber eine unausgesprochene Vereinbarung getroffen.
Doch seine nächsten Worte zeigten Sanchia, dass sie sich in diesem Punkt getäuscht hatte.
»Es wird Zeit, dass wir beide einmal ernsthaft miteinander reden.«
»Was meinst du damit?«, fragte sie beunruhigt.
»Mit Reden meine ich reden . Richtiges Reden. Nicht nur darüber, wie wir beide es gerne im Bett haben. Obwohl auch das natürlich sehr wichtig ist.«
Sie spürte, wie sie errötete, eine fliegende Wärme, die sich von ihrem Gesicht über ihren Hals und ihre Brüste ergoss. Lorenzo registrierte es mit einem schwachen Lächeln, was sie noch verlegener machte. Schweigend wartete sie ab, was als Nächstes käme.
»Wir sind verrückt nacheinander, das ist wohl wahr.« Seine Stimme war ein wenig heiser. »Wir paaren uns wie die Tiere, wieder und wieder, und jedes Mal, wenn ich von hier weggehe und in mein Boot steige, möchte ich am liebsten umkehren und dich erneut nehmen. Ich habe deinen Geruch in der Nase, ich sehe dein Haar, deine Augen, deine Lippen. Ich schmecke deine Haut, deinen Schweiß, deine Weiblichkeit, ganz egal, wo ich gerade bin. Du bist in meinem Blut wie ein mächtiges Gift. Du steckst in meinem Körper, meinem Herzen und meiner Seele.«
Sie sparte sich eine Antwort, die nur platt hätte ausfallen können. Alle Worte, die er sagte, waren so wahr, als hätte sie ihre eigenen Gedanken ausgesprochen.
»Wir müssen entscheiden, wie es weitergeht, meine Taube. Das können wir nur, indem wir darüber sprechen.«
»Wozu denn? Und warum jetzt?«
»Wenn nicht jetzt, wann dann? Wir geben uns seit Monaten der Fleischeslust hin, und soweit es nach meinem Willen geht, werden wir es weiter tun. Aber unter anderen Voraussetzungen.«
Sie machte eine unwillige Bewegung zur Seite, fast so, als wollte sie fliehen.
Er reagierte sofort, stemmte sich vom Bett hoch und stand auf, geschmeidig wie ein großes Raubtier und unübersehbar erregt. Während er näherkam, mit leicht gespreizten Oberschenkeln und locker herabhängenden Händen, wurde das Glühen in ihrem Inneren zu einer brennenden Fackel.
Als er sie an sich zog und an seinen Körper presste, war es, als zöge er alle Kraft aus ihr heraus. Sie fühlte sich so schwach, dass sie sich nur an ihn klammern konnte, weil ihr sonst die Knie weggeknickt wären.
»Was machst du mit mir?«, murmelte sie verstört an seiner Brust. In die Nässe, die noch von ihrer letzten Vereinigung zwischen ihren Beinen klebte, mischte sich frische Erregung. Sein Glied
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