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Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition)

Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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für immer entkleidet.
    »Ergreift die Hexe!«, schrie Ambrosio mit überkippender Stimme.
    Eleonora zuckte zusammen und schaute blinzelnd in die Runde. Offensichtlich war sie aus ihrem Blutrausch erwacht, doch von ihrer Angriffslust hatte sie nichts verloren. Sie sprang auf, das Messer mit beiden Händen ausstreckend wie ein Bravo das Schwert vor einem tödlichen Duell. »Bleibt stehen«, sagte sie mit klarer Stimme.
    »Das hat keinen Zweck«, befahl Sanchia mit erschöpfter Stimme. »Leg das Messer weg. Wir können alles erklären!«    
    Doch daran hatte sie selbst erhebliche Zweifel.
    Eleonora schien das ebenso zu beurteilen, denn sie machte trotz der drei mit Piken, Knüppeln und Schwertern bewaffneten Ordnungshüter, die sich inzwischen in die Küche gedrängt hatten, keine Anstalten, das Messer sinken zu lassen, sondern schien entschlossen, es abermals zu benutzen.
    »Kommt nur, wenn ich es Euch ebenso besorgen soll! Wer von Euch will der Erste sein? Ihr, mit dem Schwert? Oder doch lieber Ihr da, mit dem Knüppel? Wer ist der Stärkste von Euch und will sich mit einer Nonne im Kampf messen?«
    Sanchia raffte ihre blutbesudelten Röcke zusammen und stemmte sich auf die Füße, doch sie konnte nicht mehr verhindern, dass einer der Bewaffneten an Eleonora herantrat und ihr mit einer beinahe nachlässigen Bewegung die flache Seite seines Schwerts über den Kopf zog. Eleonora stürzte lautlos zu Boden, und während Sanchia auf sie zulief, als könnte sie auf diese Weise etwas gutmachen oder noch Schlimmeres verhindern, spürte sie einen Luftzug hinter sich.
    Sie hörte das sausende Geräusch hinter sich und wollte sich umwenden, doch es war zu spät. Der Hieb traf sie mit unausweichlicher Härte an der Schläfe, ein explosionsartiges Dröhnen durchfuhr ihren Kopf und ließ ihre Glieder gefühllos werden. Sie merkte noch, wie sie zu Boden sank, doch sie nahm nicht mehr wahr, wie sie ihn berührte. Die Welt schien sich von den Rändern her aufzulösen, um sich im nächsten Augenblick in eine alles zerstörende Dunkelheit zu verwandeln.
    Als sie zu sich kam, bestand die Welt nur aus Schmerz. In ihrem Kopf dröhnte und hallte es wie im Inneren einer Glocke, und flüchtig fragte sie sich, ob ihre Verletzung tödlich war. Vielleicht war die scharfe Klinge des Schwertes durch Haut und Knochen gedrungen und hatte sich in ihr Hirn gebohrt. Falls ein Knüppel das Schlagwerkzeug gewesen war, hatte er ihr möglicherweise die Schädeldecke zertrümmert. Alles war denkbar angesichts dieser Qualen, die ihr das Gefühl vermittelten, ihr Kopf läge auf einem Amboss, auf den ständig ein Hammer niedersauste.
    Immerhin lebte sie noch, sonst wäre sie wohl kaum in der Lage, über das Ausmaß ihrer Schmerzen nachzudenken.
    Sie öffnete die Augen und stellte fest, dass es um sie herum dunkel war, bis auf einen flackernden Lichtschein irgendwo seitlich außerhalb ihres Gesichtskreises. Vorsichtig versuchte sie, eine Hand zu bewegen, und stöhnte, als dies eine neue Flut von Schmerzen hervorrief. Unter Missachtung des Brechreizes, der dadurch ausgelöst wurde, hob sie die Hand an ihren Kopf und betastete die Verletzung. Außer einer Schwellung war nichts zu spüren, kein Blut, keine offene Wunde. Doch Sanchia hatte schon Menschen sterben sehen, die nach einem Keulenhieb oder einem harten Schlag mit der flachen Schwertseite ins Spital eingeliefert worden waren. Die Verletzungen waren meist dieselben wie nach einem Sturz auf den Kopf – aus einiger Höhe wohlgemerkt. Bei manchen platzte die Knochendecke auf wie die Schale einer Melone, bei anderen schwoll sie nur an wie bei einem bösartigen Geschwür. Manchmal trat der Tod erst nach Tagen ein, wenn sich der Zustand des Verletzten scheinbar bereits zu bessern schien. Simon hatte dazu gemeint, dass Blutstauungen im Inneren des Hirns dafür verantwortlich seien und das Organ unter dem extremen Druck zerfalle. Er habe, so berichtete er, von Medici gehört, die in solchen Fällen ein Knochenstück aus dem Schädel heraussägten, damit die Stauung herauskönne. Er selbst hatte dergleichen allerdings noch nicht gewagt.
    Sanchia kam nicht mehr dazu, Überlegungen anzustellen, ob sie sich womöglich selbst als Gegenstand eines entsprechenden Versuchs eignete.
    »Jetzt mach schon. Geh zu ihr und schau nach ihr. Ist sie deine Freundin oder nicht?«
    Eine Frau hatte die Worte gesprochen, und sowohl ihre Stimme als auch ihr Tonfall kamen Sanchia vage bekannt vor. Doch bevor sie darüber

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