Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition)

Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
Vom Netzwerk:
sie zubereiten kannst.«
    »Was nützt der begnadeten Köchin ihre Kunst, wenn sie speien muss, sobald sie in eine nach Kohl stinkende Küche kommt? Und auch sonst den ganzen Tag, als hätte sie nichts Besseres zu tun?«
    »Das geht vorüber, ich habe es dir doch gesagt. Noch ein paar Wochen, vielleicht zwei Monate. Dann geht es dir besser, und du wirst gar nicht mehr daran denken.«
    »Ich habe gehört, dass es Frauen am Anfang der Schwangerschaft übel wird, ich bin ja kein dummes kleines Mädchen«, meinte Eleonora erbittert. »Aber bei den anderen findet das Erbrechen morgens statt. Warum wird mir den ganzen Tag lang schlecht?«
    »Das ist eben bei manchen Frauen so.«
    »Jetzt sag bloß nicht, dass Gott es so eingerichtet hat«, fauchte Eleonora.
    »Das sage ich ja gar nicht.«
    »Aber du wolltest es sagen! Ich habe es dir angesehen!« Eleonoras Lippen zitterten. »Bei Federica ist es dasselbe. Ständig schaut sie mich an, als wäre ich ein nichtsnutziges faules Ding, das den ganzen Tag nur die Füße hochlegen will. Weißt du, wie oft sie mir schon erzählt hat, dass es ihr während ihrer Schwangerschaften immer prächtig ging? Dass sie den ganzen Tag am Herd stehen konnte, auch noch im neunten Monat? Während sie noch einen anderen Säugling an der Brust hatte und ein Kleinkind am Schürzenzipfel, versteht sich. Eine perfekte Mutter. Und was mache ich? Den ganzen Tag mit einem grünen Gesicht in der Kammer hocken.« Wütend reckte sie das Kinn. »Ich weiß, sie erwartet von mir, dass ich ihr bei der Arbeit helfe, aber ich kann es nicht! Es stülpt mir den Magen um, wenn ich auch nur in die Nähe ihres Kochtopfes komme!« Ihre Stimme nahm einen klagenden Tonfall an. »Trotzdem muss ich alles, was sie mir von ihren primitiven, miserabel gewürzten Eintöpfen auftut, hinunterschlingen wie ein Schwein. Weil ich solchen Hunger habe, dass es mir Löcher in den Magen brennt! Und hinterher renne ich raus und spucke alles wieder aus. Wofür soll sie das halten, außer für gottlose Verschwendung? Ich sehe ihr an, dass sie genau das denkt!«
    Sanchia hegte den Verdacht, dass diese Annahme durchaus zutreffend war, doch wem half das schon?
    »Es geht vorbei«, sagte sie, nur um etwas zu erwidern.
    »Woher willst du das wissen?«, schrie Eleonora sie an. »Hast du etwa schon Kinder ausgetragen? Es ist ja nicht nur die Übelkeit! Meine Brüste tun so weh, dass ich schreien könnte! Sie sind jetzt schon so riesig wie Kuheuter, und dabei hast du selbst gesagt, mein Kind ist noch kleiner als eine Hand! Wo soll das enden, wenn es groß genug ist für die Geburt? Wenn es Anfang Mai kommt, wie du gesagt hast – was habe ich dann für Brüste? Wahrscheinlich wie die Weiber auf den Zeichnungen, die Moses unter seiner Matratze versteckt hat! Und dann der ewige Druck! Ich muss ständig auf den Topf, auch in der Nacht!«
    »Das merke ich sehr wohl«, sagte Sanchia trocken. »Wir schlafen schließlich direkt nebeneinander.«
    »Siehst du! Auch du machst mir nur Vorwürfe!«
    »Nicht doch! Woher weißt du von den Zeichnungen unter Moses’ Matratze?«
    Sanchias Versuch, Eleonora von ihrem Elend abzulenken, misslang.
    »Glaubst du etwa, ich habe absichtlich in seinen Sachen herumgewühlt?«, schrie Eleonora. »Was interessiert mich der Kram eines Stallknechts! Ich habe es zufällig gesehen, als eine der Converse bei ihm den Boden gefegt hat! Es flog mit all dem Unrat hinaus auf den Hof!«
    »Ist ja schon gut. Reg dich nicht auf, es kommt alles wieder ins Lot.«
    »Wie kannst du das behaupten? Wie kannst du überhaupt die ganze Zeit so ruhig sein!«
    »Suchst du Streit?«
    »Nein, ich will …« Eleonora schluckte. »Ich will nach Hause. Ich will Pasquale.«
    Sanchia erwiderte niedergeschlagen ihren Blick. »Ich weiß.«
    »Ich will Herkules.« Eleonora setzte ihre Aufzählung fort. »Ich will schöne saubere Kleider und gutes Essen.« Sie presste die Hand vor den Mund, dann flüsterte sie: »Ich will, dass alles nur ein böser Traum war.«
    Sanchia strich sich müde das Haar aus dem Gesicht. »Das wünschen wir uns wohl alle.«
    »Ach, was bin ich für eine dumme Gans! Du bist ja noch viel unglücklicher als ich, aber du kannst es niemandem wirklich zeigen, nicht wahr? Weil Gott dir die Tränen genommen hat! Ich bin so schrecklich, zu dir und überhaupt!« Mit diesen Worten schlug sie die Hände vors Gesicht und warf sich laut weinend auf ihre Matratze.
    Sanchia ließ sich seufzend auf ihre eigene Bettstatt sinken. Sie ignorierte das

Weitere Kostenlose Bücher