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Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition)

Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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er geschlachtet und die Kuh an den nächsten verkauft!« Schnaubend fügte sie hinzu: »Wie kann es sein, dass so ein Mann unsere Heilige Kirche führt!«
    Er rang um Geduld. »Darum geht es doch gar nicht. Wir sind nur aus einem Grund hier.«
    »Und der wäre?«
    »Unser Besuch dient allein unserem Interesse.«
    »Ach ja. Und welches wäre das?«
    »Natürlich das Schicksal der Serenissima«, sagte er, erstaunt, dass sie überhaupt gefragt hatte.
    »Nun, als unser Interesse betrachte ich ganz gewiss nicht das Wohl und Wehe einer Stadt, die Frauen an den rücklings gefesselten Händen so lange aufhängt, bis die Gelenke reißen. Oder die Männer zum Zehnerrat bestimmt, welche …« Sie hielt inne und besann sich. »Unser Schicksal – das ist dein Schicksal und mein Schicksal. Meinethalben auch unser beider Schicksal. Aber nicht – ich wiederhole: nicht ! – das Schicksal von Venedig. Jedenfalls nicht allein und nicht um jeden Preis«, schloss sie.
    Er starrte sie an. Sie saß mitten im Bett, die Daunenkissen um sich herum aufgebauscht wie üppige, damastbespannte Wolken. Ihr Haar floss in Wellen offen um ihre Schultern, und ihr Gesicht glänzte vor Frische. Wie konnte sie so verführerisch sein, wenn ihre Augen solche zornblauen Blitze auf ihn schossen und ihr herzförmiger Mund zu dieser bösen Linie zusammengepresst war? Er sollte sich abwenden und für eine Weile hinausgehen, um in der frischen Luft seine Gedanken zu ordnen. Bis er wiederkäme, hätte sie sich abgeregt, und alles wäre wieder in Ordnung. Doch nichts lag ihm ferner, als sie jetzt zu verlassen. Im Augenblick verspürte er nur zwei dringende Bedürfnisse, und das eine davon – ihr das kleidsame, weiße Nachtgewand nach oben zu streifen und ihr den Hintern zu versohlen – war bei weitem nicht so stark wie das andere.
    »Du bist nur deswegen so versessen auf Streit, weil du nicht mit zu Abend gegessen hast«, sagte er in friedfertigem Ton.
    Sie fuhr auf. »Du hast gegessen !«
    Er zuckte die Achseln, anscheinend hatte er wieder etwas Verkehrtes gesagt. »Du warst ja nicht da. Außerdem war es nicht besonders, man isst hier immer sehr schlicht und sehr wenig. Es gab nur einen Teller mit Eintopf.«
    Er hörte ihr Magenknurren bis zum Fußende des Bettes. Vielleicht hätte er das Essen überhaupt nicht erwähnen sollen. Damit hatte er sie nicht gerade gewogen gestimmt, und genau das war es eigentlich, worauf er aus war.
    Er setzte sich zu ihr aufs Bett und zog sie an sich, wobei er ignorierte, dass sie sich in seinen Armen versteifte. »Ich habe auch erfreuliche Neuigkeiten für dich«, flüsterte er ihr ins Ohr. Er fühlte, wie ihre Brüste sich gegen seinen Oberkörper drückten, und augenblicklich durchschoss ihn das Verlangen, ihre nackte Haut zu spüren. Seine Hände begaben sich auf Wanderschaft.
    »Sanchia«, murmelte er in ihr Haar. »Du riechst wie eine kostbare Blume!«
    Sie machte sich entschieden los. »Wenn das deine Neuigkeiten sind, kannst du sie mir auch morgen erzählen.«
    Verdattert schaute er sie an, dann schüttelte er den Kopf, als könne er so die wachsende Erregung vertreiben. »Ähm … nein, es ist folgendermaßen: Der Papst hat Mitte des Monats ein Breve verfasst, in dem er Savonarola exkommuniziert. Er hat mich vorab vertraulich darüber informiert. In Florenz werden wieder gewohnte Verhältnisse einkehren.«
    »Gewohnte Verhältnisse? Du meinst solche, wie sie der Papst bevorzugt? Ein Leben ohne Moral und Gottes Gebote?« Ihre Augen blitzten vor Wut. »Savonarola mag ein Fanatiker sein, ein eifernder, eitler Visionär, der sich nur zu gern der Ekstase seiner eigenen Geißel hingibt! Aber eines ist gewiss: Er hat die römische Hure in ihrem Sündenpfuhl durchschaut.«
    »Rede über solche Dinge besser nicht so laut, wenn dir dein und mein Leben lieb sind!«
    Sie zuckte zusammen, und er erkannte die Furcht in ihren Augen. Doch zu seinem Bedauern machte sie keine Anstalten, sich schutzsuchend in seine Arme zu werfen.
    Immerhin dämpfte sie ihre Stimme. »Er wird den Bann sowieso nicht beachten und weiter gegen den Papst predigen.«
    »Man muss kein Prophet sein, um das vorauszusehen«, brummte Lorenzo. Tatsache war, dass der Papst dem Bußprediger sogar die Kardinalswürde angeboten hatte, um ihn ruhigzustellen, aber Savonarola hatte sie schlichtweg abgelehnt – mit fast denselben Worten, wie Sanchia sie gerade verwendet hatte. Alexander hatte Lorenzo das Antwortschreiben des Dominikaners gezeigt.
    »Savonarola wird

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