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Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition)

Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Madonna von Murano: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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eigens hergebeten, um nachzusehen.«
    »Oh.« Eleonora dachte kurz nach, dann nickte sie. »Ich verstehe dich. Wäre es nach mir gegangen, hätte sie Tino auch nicht stillen sollen. Aber was blieb mir übrig? Ich musste doch an sein Wohl denken!«
    »Ich behalte Chiaras Wohl immer im Auge. Nichts ist mir wichtiger. Nichts.« Und das war ihr heiliger Ernst. An allererster Stelle stand ihre Tochter, und deshalb würde sie dafür Sorge tragen, dass niemand verbreiten konnte, welche dunklen Umstände ihre Herkunft begleiteten, und wenn sie dafür selbst ins Gefängnis marschieren musste, um den Mönch für alle Zeiten mundtot zu machen.
    Sie würde das fertigbringen, versicherte sie sich selbst grimmig. Und wenn es noch so viel Überwindung kostete! Wäre ihr in der engen Gasse vorhin nur genug Zeit zum Nachdenken geblieben, hätte sie es dort schon erledigen können. Oder Pasquale. Zu dumm, dass die von den Nachbarn alarmierten Büttel so schnell erschienen waren.
    Immerhin konnte sie von Glück sagen, dass Pasquale überhaupt noch rechtzeitig aufgetaucht war. Sein merkwürdiges Gefühl hatte ihn dazu getrieben, wieder zurück in die Stadt zu segeln, kaum dass er nach der Taufmesse in Murano angekommen war.
    »Ich hab’s einfach nicht mehr ausgehalten. Es war wie ein innerer Zwang, noch einmal nach dir zu sehen.«
    Chiara regte sich in ihren Armen, der kleine Körper streckte sich, und an den saugenden Bewegungen des Mündchens war zu erkennen, dass sie bald aufwachen würde.
    Maddalena erhob sich. »Ich muss zurück. Es wird sowieso schon Ärger geben, weil ich zur Komplet nicht da war. Mit der neuen Äbtissin ist nicht gut Kirschen essen.«
    Davon hatte Sanchia bereits gehört. Die Unterrichtsstunden im Scriptorium waren bis auf Weiteres ausgesetzt worden. Wenn Chiara ihr irgendwann genug Zeit zum Lehren ließ, würde sie dafür eine andere Räumlichkeit suchen müssen. Die Zeiten der relativen Freizügigkeit, welche die Nonnen unter Albiera und Annunziata genossen hatten, schienen ein Ende genommen zu haben. Das galt jedoch nicht nur für San Lorenzo; auch in anderen Klöstern wehte ein schärferer Wind. Es gab zunehmende Bestrebungen, den Nonnen das Verlassen der Klöster generell zu verbieten und sie, abgeschieden vom Einfluss der Außenwelt, streng in Klausur zu halten. Schon Albiera hatte eine derartige Entwicklung kommen sehen. Maddalena hatte bereits angekündigt, den Schleier abzulegen, falls die strikte Klausur zum Gesetz würde, und wenn es dafür nötig sein sollte, bis nach Hinterindien zu fliehen.
    Maddalena verabschiedete sich von ihr und ging zur Tür.
    Eleonora deutete angewidert auf das Glas. »Willst du das etwa hier lassen?«
    »Du liebe Zeit, natürlich nicht!« Maddalena beeilte sich, den Behälter unter ihrem Umhang zu verbergen, bevor sie sich aufs Neue verabschiedete.
    »Ich komme morgen wieder. Schlaf gut.«
    Sanchia nickte und fragte sich, ob sie wohl je wieder in der Lage sein würde, gut zu schlafen.
    Eleonora erhob sich von dem Lehnstuhl, auf dem sie gesessen hatte und in dem sonst Sanchia immer die Kleine stillte. Sie ging zum Kamin und schürte das Feuer, und sobald sie es so weit entfacht hatte, dass es eine ausreichende Wärme verbreitete, schlenderte sie zum Fenster und starrte gedankenverloren hinaus in die Dunkelheit.
    »Wie gut, dass er diese seltsame Verbundenheit zu einem Menschen spüren kann«, sagte sie leise.
    Sanchia musste nicht fragen, wen sie meinte, und sie fühlte einen scharfen Stich des Bedauerns, dass es Pasquale gewesen war und nicht ihr Mann, der wie von unsichtbaren Fäden zu ihr zurückgezogen worden war. Wie schon so oft, wenn sie sich am Rande des Todes befunden hatte, war er derjenige gewesen, der es mit hellsichtiger Klarheit auf irgendeine unheimliche Art gewusst hatte und ihr zu Hilfe geeilt war.
    »Er hat es auch gespürt, als Tino krank war. Und …« Eleonora schluckte und holte Luft, bevor sie fortfuhr. »Und als ich damals das Kind verloren habe. Er war … Er hat mir gesagt, dass er an diesem Tag eine ganz schreckliche Unruhe in sich hatte und nicht wusste, woher sie kam. Sondern nur, dass es mit mir zusammenhing.«
    »Hat er dir das erzählt?«
    Eleonora nickte. »Neulich erst.«
    »Siehst du ihn öfter?«, fragte Sanchia, gegen ihren Willen neugierig.
    Eleonora zuckte die Achseln. »Hin und wieder. Oft taucht er ganz zufällig auf.«
    »Und Sarpi?«
    »Oh, Fausto ist dann eigentlich nie da.«
    »Zufällig, hm?«, fragte Sanchia mit leiser

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