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Die Mächte des Feuers

Die Mächte des Feuers

Titel: Die Mächte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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auf den Raum, doch die Großmeisterin meinte so etwas wie ein tiefrotes Glühen im schwarzen Feuer zu sehen. Sie vernahm den erschütternden Schrei von Sir Allan ganz schwach durch das dunkle Fauchen, das mit der Flammenwalze einherging. Das Glas der Vitrinen zersprang laut klirrend, knisternd fingen Holzbalken in der Decke Feuer. Das Zelluloid von Father Nessies Kopf brannte auf der Stelle lichterloh.
    Silena hatte Glück, die Hitze hatte sie kaum getroffen, und so rappelte sie sich unmittelbar nach dem Angriff auf und rannte durch den grauen Qualm zu der Stelle, an der sie Zadornov, Sàtra und Skelton zum letzten Mal gesehen hatte.
    »Fürst? Wo sind Sie?«, rief sie hustend. Ihre Stiefel traten auf verkohlte Gegenstände, wirbelten heiße Asche auf.
    Dutzende kleiner Brände flackerten um sie herum.
    »Hier drüben, Großmeisterin«, vernahm sie die tiefe Stimme des Russen vom Ausgang. »Kommen Sie.«
    Sie folgte dem Klang und stand gleich darauf vor ihm. Sàtra war bei ihm. »Wo ist Mister Skelton?«
    »Ich fürchte, er ist das Opfer des Drachen geworden«, ächzte die Französin, deren weiße Garderobe angesengt und von Ruß und Feuer schwarz geworden war.
    »Fürchten Sie, dass Mister Skelton tot ist, oder wissen Sie es?« Silena zögerte, den Rückzug ohne Gewissheit über das Schicksal des Detektivs anzutreten. »Vielleicht ist er nur verletzt?«
    »Mir fehlte die Muße, die Asche zu durchwühlen und nach Rückständen zu fahnden, die auf Mister Skelton schließen ließen«, gab Madame Sàtra beißend zurück. »Da drinnen, in diesem Zimmer, lebt nichts mehr.«
    Silena warf einen Blick in den Raum und konnte außer umhertreibenden Ascheflocken und knisternden Flammen nichts erkennen. Die Französin hatte Recht: Hier gab es nichts Lebendiges mehr. »Wenn der Drache wirklich hier ist, um einen von Ihnen zu töten, steht uns eine schwere Aufgabe bevor.« Sie eilte den Gang entlang, der beruhigenderweise keine Fenster besaß. »Los. Ich wette, dass das Schloss einen Geheimgang hat.«
    »Was ist mit Luftunterstützung?«, schlug Zadornov vor.
    Sie schüttelte den Kopf. »Keiner von den Piloten ist in der Lage, die Maschine so zu fliegen, wie es gegen einen Fünfender angebracht ist«, lehnte sie ab. Sie verschwieg, dass dies selbst für sie eine Herausforderung bedeutete.
    »Was denn? Das Officium hat nur eine Pilotin?«, lachte er ungläubig – und erinnerte sich im nächsten Moment an den Grund dafür. »Verzeihung, Großmeisterin. Ich…«
    Eine Seitentür wurde zehn Meter vor ihnen aus den Angeln geschleudert und gegen die gegenüberliegende Wand katapultiert. Aus der Öffnung schoss eine breite, schwarze Flammenlohe. Die Steinwand hielt der Hitze stand und wirkte wie ein Schild, spaltete sie nach rechts und links auf. Der glühende Hauch flog den Korridor hinauf und schnellte auf die Menschen zu. Das dunkle Feuer zischte und entzündete auf seinem Weg alles, was nicht aus Stein war.
    »Da hinein!«, rief Silena und rammte eine Tür mit der Schulter auf, zog Sàtra und Zadornov mit sich und drückte das Holz ins Schloss. Doch die Flammen schossen pfeifend durch das Schlüsselloch und die Ritzen und erwischten die Drachentöterin an der Hand.
    Es war ein grausamer, schrecklicher Schmerz, wie sie ihn noch nie zuvor empfunden hatte. Als wäre sie von Säure getroffen worden. Silena schrie laut auf und taumelte vom Eingang weg – und das elektrische Licht erlosch.
    Sie standen in einem stockdunklen Raum, dessen Fenster von Vorhängen verdeckt waren. Durch kleine Spalten fiel das Licht der Gestirne herein, gelegentlich sah man auch den dicken Lichtfinger eines Scheinwerfers vorbeihuschen.
    »Sind Sie schwer verletzt, Großmeisterin?«, erkundigte sich Zadornov besorgt.
    »Es geht«, presste Silena mühsam hervor und fuhr vorsichtig über den Handrücken. Verbrannte Haut knisterte, und sie stöhnte laut, weil selbst die sanfte Berührung enorme Qualen verursachte.
    »Wir müssen hier weg«, flüsterte Sàtra ängstlich, die plötzlich an einer Spalte in den Vorhängen stand und hinausschaute. »Da ist er!«, schrie sie. »Da sitzt das Monstrum, genau gegenüber vom Ausgang auf der Spitze des Turmes, und schaut … zu uns herüber.«
    Silena trat nach vorn und suchte sich einen Schlitz, um den Fünfender zu betrachten.
    Der Drache saß majestätisch auf der Plattform und hielt die blutigen Überreste eines ihrer Soldaten in der rechten Klaue. Den Oberkörper und den Kopf des Mannes hatte er schon abgebissen. Zwei

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