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Die Mächte des Feuers

Die Mächte des Feuers

Titel: Die Mächte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Köpfe behielten den Hof unter Aufsicht, einer sicherte nach hinten ab, der vierte fraß weiter, und die gelben Augen des fünften betrachteten die Front des Gebäudes, in dem sich die Menschen verbargen. Ihm würde nichts entgehen.
    Feuerschein flackerte an verschiedenen Stellen der Burg und beleuchtete den schwarz geschuppten, samten schimmernden Leib. Silena schätzte die Länge des Exemplars inklusive Schwanz, der halb um den Turm geschlungen war, auf zehn Meter und die ausgebreiteten Schwingen auf nicht weniger als jeweils acht Meter Spannweite. Kein junges Exemplar, schon gar nicht bei schwarzem Feuer, das nur die mächtigsten Kreaturen zu speien vermochten.
    »Das ist er«, sprach Sàtra erstickt. »Das ist das Ding aus meiner Vision. Er ist hinter mir her, noch bevor ich Ihre Hilfe bekommen konnte, Fürst.«
    »Sie müssen sich keine Sorgen machen, Madame. In meiner Vision vom Ende der Welt kamen Sie nicht vor, und von daher…«
    Zwei Soldaten erschienen am Fuß des Turms, legten die Gewehre auf den Drachen an und schossen.
    Silena glaubte das helle Klirren zu hören, mit dem die Kugeln an den Schuppen abprallten oder zersprangen.
    »Rennt weg!«, flüsterte sie, die Hände ballten sich zu Fäusten. »Ihr Idioten, lauft…«
    Der Drache machte sich wenig Mühe mit ihnen. Sein Schwanz zischte peitschengleich heran, und die klingenartigen Schuppen an der Spitze zerteilten die Männer und schleuderten sie in Hälften über den Hof. Einer der Köpfe drehte sich abrupt, der Rachen öffnete sich und spie ansatzlos schwarzes Feuer auf die Einfahrt nieder; gleich darauf ertönten vielstimmiges Rufen und grelle Todesschreie, die sich in einer gewaltigen Detonation verloren. Brennende Trümmer und kokelnde Reifen landeten auf dem Hof, darunter befand sich auch eine verbeulte Motorhaube. Der Drache hatte den Lastwagen vernichtet.
    »Großmeisterin, was können wir tun?«, rief Zadornov, die Gefahr auf der anderen Seite des Glases unterschätzend.
    »Seien Sie still!«, zischte Silena. »Er kann…« Sie stockte, weil sich zwei der Reptilienköpfe der Fensterfront zuwandten. Die gelben Augen leuchteten vor Boshaftigkeit.
    Die rechte Klaue brach ein Stück der Mauer ab und schleuderte sie gegen das Haus. Steinbrocken durchschlugen die Fenster, rissen die Vorhänge zu Boden und begruben Silena unter sich. Sie wurde von harten, schweren Gegenständen getroffen, es rumpelte und knirschte über ihr, weil durch die weggerissenen Längsstreben Teile des Fenstersturzes nachgaben.
    In ihren Ohren dröhnte das triumphierende Brüllen des Drachen, sie hörte das Rauschen der Schwingen, als er mit kräftigen Schlägen abhob. Er gedachte sich in eine bessere Position für eine neuerliche Flammenattacke zu bringen. Und wenn er dieses Mal alle fünf Schlünde nutzte, um sein schwarzes Feuer zu speien, würde sogar Stein schmelzen, da war Silena sicher.
    Sie kämpfte sich unter dem Schutt hervor. »Los!«, rief sie. »Wir haben keine Zeit, denn…«
    Vor dem Fenster erschienen nacheinander die Köpfe des schwarzen Teufels, neugierig musterten sie den Raum. Die nüsterngleichen Nasen vibrierten, sogen die Witterung auf.
    Silena hob ihr Schwert, doch mit dem festen Boden unter den Füßen fühlte sie sich vollkommen nutzlos, verunsichert und nicht im Stande, dem Drachen effektive Gegenwehr zu leisten. »Verschwinde, oder ich muss dich töten, Drache!«, rief sie ihm mit fester Stimme entgegen. Angst durfte man den Teufeln nicht zeigen, oder sie schnappten sofort zu.
    »Kommen Sie, Madame!«, rief Zadornov, dann bemerkte er den Schatten vor dem Fenster und wich zurück.
    »Oh, verflucht!«
    »Was haben Sie?« Madame Sàtra schaute in die gleiche Richtung und schrie voller Furcht auf.
    Sofort öffnete das Scheusal alle Mäuler. Zuerst strömte trockene Wärme in den zerstörten Raum und kündigte das finstere Feuer an. Gelber Rauch waberte, bis die Lohen mit einem Gurgeln aus dem Rachen schossen – und gegen ein unsichtbares Hindernis prallten.
    Sie trafen auf etwas Durchsichtiges, das sich schützend und halbkreisförmig durch den Raum zog und alle drei Menschen einschloss. Das schwarze Inferno tobte mit glühendem Herzen um sie herum, leckte an der Sphäre, an der Decke über ihnen entlang und brannte den Holzboden im gesamten Zimmer weg.
    Es war, als schabten die Lohen die Dielen ab und verschonten auch das Gebälk darunter nicht; Asche und Qualm raubten schließlich die Sicht.
    Ächzend gaben die restlichen Balken nach, und der Boden

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