Die Mächte des Feuers
werden Sie ebenso fürchten wie ihn damals.«
Grigorij aß das nächste Stück Fleisch. »Auch Sie, liebe Arsenie, besitzen einen gewissen Ruf, was die Männerwelt angeht«, kehrte er den Spieß um. »Es heißt, dass sämtliche Männer Frankreichs danach lechzen, eine Seance mit Ihnen erleben zu dürfen.« Er schaute über den Rand der grüngetönten Brille hinweg, der Blick war sehr anzüglich. »Was bekommt man bei Ihnen geboten, meine Liebe?«
»Mehr als in einer Kammer. Sie sollten es auch einmal versuchen. Danach können Sie es besser beurteilen.« Sie biss sehr vornehm vom Sandwich ab.
»Das Angebot würde ich gern annehmen. Lustigerweise hat noch kein Mann ernsthaft behauptet, mit Ihnen das Bett geteilt zu haben.« Er legte das Besteck an den Tellerrand und streckte die Rechte nach dem Rotweinglas aus. »Da stelle ich mir natürlich sofort die Frage: warum?« Er nahm einen Schluck. »Ein Mann, der ein solches Vergnügen hätte, könnte wohl schwerlich den Mund halten.« Er schaute an ihr herab. »Nein, das würde er sicherlich nicht«, bekräftigte er und leerte seinen Wein.
»Sie haben eine merkwürdige Art, Komplimente zu verteilen, lieber Grigorij«, lachte Arsenie leise und hielt sich die Hand vor den Mund. »Bei Ihnen ist es genau umgekehrt, und ich habe nur Gutes von den Damen gehört, die mit Ihnen eine Nacht verbracht haben. Auch wenn es vorhin keine Nacht war, kann ich es nur bestätigen.«
»Meinen Dank. Wie Sie gespürt haben, waren weder die Aussagen über den Umfang meiner Mannhaftigkeit noch über meine Kunstfertigkeit übertrieben«, grinste er und war dabei trotz des schlüpfrigen Themas seltsamerweise nicht ordinär, sondern herausfordernd und anziehend. Er hatte seine Stimme gesenkt, Arsenie konzentrierte sich unwillkürlich mehr auf sie. »Es wäre mir eine Ehre, Ihnen einen erneuten Beweis erbringen zu dürfen. Dieses Mal stilvoller in meinem Separee, bei Kerzenschein, Wein, einer Wasserpfeife und viel, viel Wärme um uns herum.«
»Das glaube ich…«
»Ich würde Ihnen die Augen verbinden, Sie langsam entkleiden und Sie dabei doch nicht berühren, obwohl Sie sich nach meinen Fingern sehnten.« Arsenie konnte sich nicht mehr von dem anziehenden Blau abwenden. »Wenn der Wunsch so stark ist, werde ich Sie sanft in den Nacken küssen, nicht mehr als ein flüchtiges Streifen durch einen Schmetterling, aber die Lust schießt durch Sie hindurch, dass Sie stöhnen werden, Arsenie«, wisperte er. »Schließen Sie die Augen.«
Und sie tat es!
»Meine Finger legen sich auf Ihre Schultern, streichen die Arme hinab bis zu den Handgelenken, und meine Lippen küssen Ihren Hals, und ich spüre deutlich, wie Sie erschaudern, Arsenie. Ich trete von hinten an Sie heran, meine warme Haut auf der Ihren.«
Arsenies Kehle war ausgetrocknet, und ihr Herz schlug schneller. Sie war erregt; und sie fühlte wirklich, dass er sich an sie schmiegte!
»Jetzt liegen meine Hände auf Ihrem Bauch«, hörte sie seine verführerische Stimme, »und streichen vorsichtig nach oben, aber bevor ich die Brüste berühre, halte ich inne.«
»Wieso?«, wollte sie heiser wissen, sie spürte die Berührungen noch immer und wollte mehr.
»Weil mein Glas leer ist.«
»Was?« Ruckartig hob sie die Lider, und die Illusion verschwand. Sie saß im Salon, und vor ihr orderte ein grinsender Grigorij eine weitere Flasche Rotwein.
»Oh, haben Sie ein bisschen geträumt, liebe Arsenie?«, meinte er freundlich.
Sie lehnte sich zurück, legte eine Hand auf die Brust. Ihr Atem ging immer noch rasch. »Sie sind ein Verführer, der Frauen allein schon mit Worten um den Verstand bringt«, meinte sie lächelnd und spielte verlegen mit dem Anhänger. »Hypnose, Grigorij?«
»Die einen nennen es Mesmerismus, die anderen sagen Hypnose«, gestand er strahlend wie ein Schuljunge. »Ich würde sagen, ich verschaffe dem Verstand eine kleine Reise ins Land der Träume, wo alles möglich ist. Solange ich es befehle.« Er ließ sich das Weinetikett zeigen und stimmte der Auswahl zu. »Sie sind eine von vielen zufriedenen Kundinnen, Arsenie, auch wenn es erst der Anfang war. Meine spiritistischen Sitzungen dauern länger und gehen tiefer.« Er prostete ihr zu. »Geht es wieder, meine Liebe?«
»Sie sind ein ganz Schlimmer, Grigorij.« Ihr Herz hatte sich beruhigt, aber dennoch gönnte sie sich eine ihrer speziellen Zigaretten, um sich weiter zu entspannen. Vor ihm würde sie sich hüten müssen. Wem es derart leicht gelang, andere Menschen in
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