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Die Mächte des Feuers

Die Mächte des Feuers

Titel: Die Mächte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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anzulächeln. »Aber Sie meinten mit unglaublichen Fähigkeiten nicht meine Liebeskunst?« Er legte es zurück auf den Tisch.
    Arsenies Augen färbten sich wieder in das unbestimmbare helle Rotbraun. Der Kontakt ins Jenseits existierte nicht mehr, aber den Beweis für ihre Verbindung hatte sie unwiderruflich gebracht. »Wissen Sie, lieber Fürst, es gibt auf dieser Welt genau zwei Frauen, die niemals mehr mit Ihnen in einem Bett landen werden«, eröffnete sie mit einem verführerischen Lächeln und richtete sich kerzengerade auf, damit ihre perfekte Figur betont wurde.
    »Die eine bin ich.« Sie winkte den Kellner zu sich und bestellte ein Zimtparfait mit heißen Pflaumen in Madeirasoße.
    »So, was Sie nicht sagen? Hatten Sie es mir vorhin nicht angeboten?«
    »Das war vor Ihrem Betrug an mir und dem unschicklichen Verhör.«
    »Sie sind nachtragend.«
    Sie nahm einen Zug, legte den Kopf in den Nacken und blies den Rauch senkrecht in die Luft. »Durchaus.«
    »Und wer ist die andere Unglückliche?«
    »Die Großmeisterin.« Sie drehte sich zu ihm und beugte sich nach vorne. »Das Lustige daran ist, Grigorij, dass Sie sich wünschen, uns beide zu haben. Das erkenne ich recht einfach, ohne Sie hypnotisieren zu müssen. Vermutlich ist es das Erbe Ihres Vaters. Aber nach Ihrer kleinen Spionage bei mir werde ich Ihnen den Wunsch auf eine lange Nacht mit mir auf absehbare Zeit nicht erfüllen. Und was Sie vorhin bekommen haben, war lediglich der Hauch einer Kostprobe. Strafe muss sein.« Der Kellner trat an den Tisch und brachte das Dessert, über das sie sich gleich hermachte. »Köstlich«, lobte sie und schloss die Augen.
    »Sie sind sich sicher, dass die Großmeisterin mir widersteht?« Grigorij fühlte sich in seiner Ehre verletzt.
    Arsenie lutschte das Parfait verführerisch vom Löffel, ließ ihn über die Unterlippe gleiten. »Ja, das glaube ich. So sehr, dass ich bereit bin, eine Wette einzugehen, Grigorij. Was halten Sie davon?«
    Er schnaubte und trank sein Glas leer, schenkte sich nach, noch bevor der Kellner herbeigeeilt war, um diese Aufgabe zu übernehmen. »Sie sind kindisch, Arsenie.«
    »Ich höre Angst. Ist es eine Herausforderung, der Sie nicht gewachsen sind?«, spöttelte sie.
    »Ihr Einsatz, liebe Arsenie?«
    Sie deutete an sich herab. »Das bin ich, Grigorij. Wenn Sie das Herz der Großmeisterin erobern, oder wenigstens eine Nacht mit ihr verbringen, empfange ich Sie. Wo immer Sie möchten. Solange Sie möchten und wie Sie möchten. Oder Sie werden ein Leben lang von meinem Körper träumen, wie Sie mich eben von Ihnen träumen ließen. Ich schwöre Ihnen, dass Ihre Träume dem Original nicht annähernd entsprechen werden.« Sie stocherte im Parfait. »Wie steht's, Grigorij? Verfügen Sie über genügend Sportsgeist? Und wenn Sie gewinnen, bekommen Sie eine doppelte Belohnung.«
    »Aber wenn ich verliere, Arsenie?«
    »Werden Sie mir zehn Gefallen tun müssen.«
    »Also zehn Gefallen gegen zehn Nächte mit Ihnen?«, verlangte er sofort.
    Da wusste sie, dass Grigorij auf den Köder angesprungen war. Er mochte sich noch so sehr wie ein Mann kleiden und sich geben, aber er war nicht mehr als ein Junge, den man zu Taten überreden konnte. Und ein Schürzenjäger noch dazu. »Das klingt fair«, willigte sie ein und hielt ihm die Hand hin. »Die Wette gilt?«
    »Die Wette gilt.« Er schlug grinsend ein, und sie schüttelten die Hände dreimal.
    »Oh, ich sehe schon«, meinte sie neckisch. »Sie freuen sich darauf, die heilige Burg zu stürmen. Aber die Großmeisterin wird nicht leicht zu überzeugen sein.«
    »Überlassen Sie das ruhig mir und meinen blauen Augen, Arsenie«, wehrte er lächelnd ab und leerte sein Glas. Obwohl er mehr als eine Flasche und zwei Gläser Alkohol intus hatte, wirkte er kein bisschen betrunken; lediglich das Funkeln in den Pupillen verriet, dass er sich nicht vollkommen der berauschenden Wirkung entziehen konnte. Wahrscheinlich war er auch deswegen so schnell auf den Vorschlag mit der Wette eingegangen. Arsenie war es egal. Sie hatte ihren Willen bekommen und widmete sich wieder dem Parfait.
    »Sagen Sie, Grigorij, geht es Ihnen wirklich einzig um die Rettung der Welt?«
    Er blieb ernst, als er ihr antwortete: »Wenn Sie gesehen hätten, was ich sah, würden Sie das Gleiche tun. Es war zu bedrohlich, zu erschreckend.« Er schluckte, die Bilder seiner Vision erstanden wieder auf und schimmerten vor seinen Augen, überlagerten die vor ihm sitzende Arsenie, den Salon, die

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