Die Mächte des Feuers
der Pr o vinzhauptstadt Schottlands erhebt Drachenjägerin Leida Havock, Schwester des umgekommenen Ramachander Havock und B e gründer der gleichnamigen Einheit, schwere Vorwürfe gegen das Officium Draconis. Sie, eine der wenigen Überlebenden von etwa einhundert Männern und Frauen, schwört, dass sie einen schwa r zen Drachen gesehen hat, der sich unmittelbar nach der Zerst ö rung auf dem Calton Hill mit einem Mitglied des Officiums g e troffen habe.
Havock sagt, dass es eine Absprache zwischen Drache und Drachentöterin gegeben haben soll, um die Einheit auszulöschen. Sie warnte Drachenjäger davor, dem Officium in irgendeiner Weise Vertrauen zu schenken. »Die Zeit der harmlosen Reibere i en ist zu Ende«, erklärte sie gegenüber unserer Zeitung.
Die Behörden fanden in der Tat einen halb gefressenen Leic h nam einer Frau an Arthur's Seat, die der Kleidung nach dem Officium angehörte. Noch ist unklar, um wen es sich dabei ha n delte. Die britische Niederlassung des Officiums verweigerte eine Aussage, und auch in München schweigt man zu den Vorwürfen. Tatsächlich wurde vor und während des Angriffs eine weitere Drachentöterin in Edinburgh gesehen. Dabei handelte es sich um die junge, unerfahrene Großmeisterin Silena, deren Brüder erst vor kurzem bei einem mysteriösen Flugunfall starben. Anstatt sich dem Scheusal zu stellen, flüchtete sie. Dabei entkam sie dem Edinburgh-Inferno mithilfe eines Zuges, der ursprünglich von Havocks Einheit angemietet worden war. Leida Havock sieht d a rin die Absicht, sie in den Flammen der Stadt zurückzulassen.
Silena starrte auf den Artikel. Die Buchstaben fingen an zu tanzen, und der Raum drehte sich um sie herum; rasch setzte sie sich. »Welch ein Unsinn«, sagte sie und schloss die Augen, um den Schwindel zu bekämpfen. »Das ist alles ausgedacht…«
»Wir wissen, wer die Tote ist, die man auf dem Hügel gefunden hat, Großmeisterin«, unterbrach Kleinhuber sie. »Es ist Großmeisterin Lea, die Überreste lassen keinen Zweifel daran zu.«
»Was?« Sie riss die Augen auf.
»Bevor Sie nur einen falschen Schluss ziehen«, warf Kattla ein, »lassen Sie mich sagen, dass ich Lea für eine anständige Drachentöterin halte, die niemals gemeinsame Sache mit unserem ärgsten Feind gemacht hätte.«
»Ich denke viel eher, dass die Havock sich mit den Drachen verbündet hat, um unser Officium in Verruf zu bringen«, regte sich Silena auf. Ihr Blutdruck stieg, der Schwindel legte sich. Sie fühlte sich plötzlich hellwach. »Exzellenz, ich denke, dass sich die restlichen Drachenjäger von Havock's Hundred irgendwo verbergen und putzmunter sind.«
»Nein, da täuschen Sie sich. Es gab wirklich fast keine Überlebenden mehr. Dennoch trifft Lea keine Schuld. Ich frage mich, wer sie dann in den Hinterhalt gelockt hat. Denn einen solchen gab es ohne Zweifel, sonst wären die Hundreds nicht derart rasch ausgelöscht worden.« Der Erzbischof nahm ihr die Zeitung aus der Hand. »Wir gehen in mein Arbeitszimmer, Großmeisterin. Da sind die Stühle bequemer.«
Sie folgte ihm abwesend. Dummerweise wusste sie eine Erklärung, wer für diesen Komplott noch in Frage käme: »Eris«, wisperte sie geschockt.
»Bitte, Großmeisterin?« Kattla nahm hinter seinem Schreibtisch Platz, auf dem eine mit Sand gefüllte Schale stand, in der Weihrauch aufglühenden Kohlestückchen verbrannte und den Raum mit Wohlgeruch flutete.
Sie hatte ihm nicht zugehört, sondern sah das Gesicht des Mannes vor sich, dem sie vertraut hatte. Für den sie etwas empfand, zu allem Überfluss auch immer noch. Er war kein Agent des Secret Intelligence Service, sondern höchstwahrscheinlich einer dieser verblendeten Menschen, die sich den Drachenfreunden angeschlossen hatten. Gab es einen besseren Grund, eine Drachenjägereinheit ins Verderben zu führen, um die Teufel zu beschützen?
»Großmeisterin, was ist mit Ihnen?«, vernahm sie die besorgte Stimme ihres Vorgesetzten. »Machen Sie sich Sorgen um Hauptmann Litzow?«
»Ja«, erwiderte sie hastig, um Erklärungen zu vermeiden. Eris Mandrake war ihre private Angelegenheit – oder?
Woher hatte er die Fotos von Zadornov und Skelton gehabt? Warum wollte er Misstrauen gegen sie säen? Wie viel wusste er tatsächlich über sie?
Sie erinnerte sich an den Zettel, auf dem er ihr die Nummer eines angeblichen Büros notiert hatte. Würde der kurze Kontakt zum Papier genügen, damit der Fürst die Spur aufnehmen konnte? Silena wollte es
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