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Die Mächte des Feuers

Die Mächte des Feuers

Titel: Die Mächte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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versichern, dass ich mit Ihnen fühle und den Verlust Ihrer Brüder bedauere, Großmeisterin«, sagte sie sichtlich betrübt. »Hätte ich von deren Tod bei Ihrem letzten Besuch gewusst, hätte ich meine Anteilnahme zum Ausdruck gebracht.«
    Erstaunt sah Silena sie an. »Danke sehr.«
    Sie schluckte und senkte den Blick. »Verzeihen Sie, wenn es ungebührlich war, Sie einfach darauf anzusprechen, doch ich bewundere Drachentöter von Kindesbeinen an, und vor allem die Flieger. Sie sind ein Idol für mich, Großmeisterin.«
    Silena lächelte, sie hörte die Ehrlichkeit in den Worten der jungen Frau. So nahm sie die Hand der Kellnerin und schüttelte sie. »Nehmen Sie meinen Dank, Marie. Er bedeutet mir etwas – im Gegensatz zu manchen anderen Beteuerungen.«
    Marie hob den Blick. »Sie wissen nicht, welche Freude Sie mir soeben gemacht haben, Großmeisterin.« Sie verneigte sich wieder. »Ich komme sofort zu Ihnen und Ihren Freunden.«
    Silena kehrte an den Tisch zurück und setzte sich neben Skelton, schräg gegenüber von Arsenie. »Ich habe einige Fragen an Sie, Madame«, begann sie und schaute kurz aus dem Fenster. Die Schneeflocken vor dem Glas weckten die grausigen Erinnerungen an den Tag, an dem sie Großmeisterin Martha gefunden hatte. »Was den Spiritismus angeht.«
    »Nur zu«, forderte die Französin und montierte wieder eine Zigarette auf die Spitze. Grigorij winkte ungeduldig nach Marie, und Skelton wühlte in seiner Aktentasche nach den Büchern, immer noch auf der Suche nach dem Goldenen Dach.
    »Es lässt sich nicht verleugnen, dass Sie Kräfte beherrschen, über die ein normaler Mensch nicht verfügt. Diese Fäden … Gespinste … was auch immer aus Ihrem Körper schnellt – was ist es?«, wollte Silena wissen.
    »Dazu gibt es verschiedene Theorien, und ich möchte nochmals betonen, dass es nichts mit Taschenspielertricks oder billigen Jahrmarktgaukeleien zu tun hat. Marc Thury, Professor der Physik an der Genfer Universität, war einer der Vorreiter, was die Erforschung des Ektoplasmas angeht«, sagte Arsenie und verzichtete dabei auf den herablassenden Ton. »Er war Zeuge, wie ein elfjähriger Junge zwei Klaviere gleichzeitig levitierte. Professor Thury war der Überzeugung, dass der menschliche Körper eine Substanz ausscheiden kann, mit dessen Hilfe er unsichtbare Kräfte dahingehend zu manipulieren vermag, dass sie solche Phänomene hervorrufen. Daraus wurde später die Ektoplasma-Theorie abgeleitet.«
    »Drüsen?«, meinte Silena erstaunt.
    Arsenie bleckte die Zähne. »So einfach ist es nicht, Großmeisterin.« Sie drehte den Kopf zu Marie, die am Tisch erschien und die Bestellungen entgegennahm: zweimal Tee, einmal einen Kaffee mit Absinth und Wodka, einen Kaffee mit Cognac und einen Gin.
    »Es ist ja nicht so, dass jeder Mensch es ausscheidet, von der Beherrschung gar nicht zu reden«, fuhr Arsenie fort. »Die arme Herzogin Castelwich verursachte in ihrem Schloss große Schäden, weil sie die Kräfte unwillkürlich freisetzte. Umherfliegende Bücher und Möbel, geborstene Gläser und mehr dergleichen. Wohlgemerkt: in Anwesenheit von Gelehrten und Professoren.« Sie sog an ihrer Zigarettenspitze. »Einige der Medien werden professionell, so wie ich. Andere verstecken sich ein Leben lang und treten in der Öffentlichkeit niemals in Erscheinung. Kennen Sie den Fall von Stella Cranshaw? Der Krankenschwester aus England, Großmeisterin?«
    »Nein.«
    »Sie nimmt seit zwei Jahren am National Laboratory of Physical Research in London an Experimenten teil und vollbringt in Trance die unglaublichsten Levitationen und Materialisationen. Im Labor ist absolut kein Betrug möglich. Ich hatte das Vergnügen, mit ihr zu sprechen.« Arsenie lehnte sich nach vorn. »Das Lustige daran ist: Sie mag die Parapsychologie nicht einmal besonders. Früher hätte man mich und sie wohl als Hexen verbrannt. Dabei hat es nichts mit dem Teufel oder Dämonen zu tun.« Sie legte den Kopf schief. »Obwohl ich deren Existenz nicht abstreiten möchte.«
    Silena seufzte. Die Bösartigkeit gegen die Kirche hatte kommen müssen. »Wann bemerkten Sie Ihre Fertigkeiten?«
    »Mit zwölf. Es begann mit Kleinigkeiten. Ich konnte die Zeiger von Uhren anhalten, leichte Dinge zum Schweben bringen, Pendel schwingen lassen und anderes. Ich habe unsichtbare Instrumente spielen lassen.« Sie lachte. »Sie können sich vorstellen, dass mein Freundeskreis rapide abnahm. Ich galt von da an als Monstrum.« Arsenie fuhr sich durch die

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