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Die Mächte des Feuers

Die Mächte des Feuers

Titel: Die Mächte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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einen weiteren Kaffee und einen Cognac. »Was ist mit unserer Wette? Sie machen keine großen Fortschritte, wie ich gesehen habe. Kein Zeichen von Annäherung?«
    Er sah zu Skelton, der sich dem Gesichtsausdruck nach zu schließen nicht um die Unterredung kümmerte, sondern soeben umblätterte und sich auf einem Extrablatt Notizen machte. »Ich habe Zeit, Arsenie. Und bislang habe ich stets mein Ziel erreicht und meine Pistole abfeuern dürfen.«
    Arsenie lächelte und nahm ihre Getränke entgegen. Den Cognac trank sie dieses Mal sofort und spülte mit dem heißen Kaffee nach. »Wir können unseren Einsatz erhöhen, wenn Sie möchten.«
    »Ist er denn überhaupt noch zu erhöhen? Hätten Sie überhaupt etwas als Dreingabe, vielleicht die Adresse einer guten Freundin, die Ihnen in nichts nachsteht?« Grigorij nickte Marie zu, die den Teller abräumte.
    Jetzt hob Skelton den Kopf. »Ich habe es!«, flüsterte er freudig und schob dem Fürsten das Buch hin. »Litzow hatte Recht: Nepal!« Er zeigte auf das gemalte Bild eines weißen Stupa, der mit Gebetsfahnen behängt war und dessen aufgesetztes Spitzdach golden leuchtete. »Der große Stupa liegt in der Nähe Katmandus.«
    »Was genau, geschätzter Onslow, macht Sie so sicher?«, sagte Arsenie, die dazu übergegangen war, den Mann mit Vornamen anzureden.
    »Und vergessen wir Sankt Petersburg nicht«, warf der Fürst ein und winkte schon wieder nach Marie, die immer noch ein Lächeln auf den Lippen trug. Sie eilte sofort heran.
    »Ich weiß, dass es viele goldene Dächer in der Welt gibt, doch das hier dürfte eines der bekanntesten sein.« Onslow wies auf seine Notizen. »In allen Büchern, die sich mit den Kulturen der Welt befassen und die ich durchgearbeitet habe, kommt rein statistisch gesehen der Stupa am häufigsten vor.«
    Der Russe blickte skeptisch. »Hätten Sie vielleicht ein paar Rosinen zum Wodka, schönes Kind?«, fragte er Marie und sah ihr in die Augen.
    »Sehr wohl, Fürst Zadornov«, sagte sie und machte einen Knicks. »Verzeihen Sie mir, dass ich das Gespräch eben mitbekommen habe, aber haben Sie schon mal das Goldene Dach von Innsbruck gesehen?«
    Ein breites Grinsen erschien auf dem Gesicht des Fürsten. »Nein, mein schönes Kind. Hat es da so etwas?«
    »Ein ziemlich bekanntes sogar, Fürst. Das Goldene Dachl, wie wir sagen, ist eine Sehenswürdigkeit aus dem Jahr 1500, ein Prunkerker für den einstigen Sitz der Landesfürsten Tirols. Er ist mit goldenen Schindeln gedeckt und diente als Loge für die Herrscher.« Marie schluckte, sie war aufgeregt. »Der Kaiser … also der von Österreich-Ungarn, nutzt ihn, wenn er in Innsbruck ist und sich dem Volk zeigen möchte.«
    »Sie hätten mal lieber Reiseliteratur studieren sollen, lieber Onslow«, neckte Arsenie und schenkte ihm einen Blick, der den Flachs gleich vergessen machte. »Mir scheint, dass Sie sich gut auskennen«, sagte sie mit Blick auf Marie.
    »Ich komme aus Innsbruck, Madame Sàtra.« Sie knickste wieder.
    »Formidabel. Hat es dort unter Umständen auch eine Herrengasse?«
    »Ja, die hat es, Madame.«
    »Und auch einen riesigen Keller?«
    »Sicherlich. Wenn, dann gehört er zur kaiserlichen Hofburg, Madame. Er wird auch gotischer Keller genannt, soweit ich weiß.«
    Arsenie suchte die nächste Zigarette und nickte ihr zu. »Meinen Dank, Marie. Sie können gehen.«
    »Aber vergessen Sie meine Rosinen nicht, schönes Kind!«, rief ihr Grigorij lachend hinterher und schaute zu Onslow, der seine Bücher geschlossen hatte und sich den Tee eingießen wollte. Die Kanne war leer. »Mister Skelton, da haben Sie ein kleines Wunder vollbracht. Schneller hätte es niemand finden können.«
    »Ich?« Er schüttelte den Kopf und seufzte. »Nein, der Sieg gebührt nicht mir. Leider.«
    »In gewissem Sinne schon. Hätten Sie mir das Bild aus Katmandu nicht gezeigt und das Goldene Dach erwähnt, wäre die gute Marie niemals darauf gekommen, uns den Hinweis zu geben.« Er klopfte ihm aufmunternd auf den Rücken. »Wir sagen einfach gegenüber der Großmeisterin, dass Sie es waren, der das Mysterium gelüftet hat.«
    »Nein, das ist nicht rechtens«, meinte Skelton niedergeschlagen. »Dabei habe ich mir so viel Mühe gegeben und Bücher gewälzt.«
    Arsenie tröstete ihn ebenfalls, indem sie ihre Hand auf seine legte. »Es ist durch Sie erst möglich geworden, Onslow. Akzeptieren Sie, dass es Vorsehung war, in diesem schönen Café dem Weltenstein etwas näher zu kommen.«
    Er lächelte schwach, aber

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