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Die Mächte des Feuers

Die Mächte des Feuers

Titel: Die Mächte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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abrupt tiefste Nacht. Sie saugte alles Licht der Außenlaternen auf und brachte Finsternis.
    Und diese Schwärze durchbrach mit brachialer Wucht Glas und Gestein.

21. Januar 1925, München, Königreich Bayern, Deutsches Kaiserreich
     
    Silena zog den Mantel enger um sich und wollte eben durch das Tor treten, als sie von Kleinhuber zurückgerufen wurde.
    »Großmeisterin, warten Sie!« Er eilte die Treppe hinab. »Ich habe einen Anrufer für Sie am Telefon. Die Zentrale hat ihn zu mir durchgestellt, weil sie annahm, Sie befänden sich noch beim Erzbischof.«
    »Und wer ist es?«
    »Er nennt sich Eris Mandrake.« So, wie Kleinhuber es sagte, hörte sie deutlich heraus, dass der Name sein abgrundtiefes Misstrauen weckte. »Es sei von großer Wichtigkeit, dass Sie mit ihm sprechen. Es gebe einiges zu bereden.«
    Das glaubte sie aufs Wort. Der Blick ihrer grünen Augen wanderte hinaus ins Schneetreiben. Silena spürte ein merkwürdiges Gefühl in der Magengegend, doch da ihr Talisman nicht warnend leuchtete, gab es wohl keinen ersichtlichen Grund dafür. Aber war es klug, mit Eris zu reden?
    »Weswegen zögern Sie, Großmeisterin?« Kleinhuber schaute besorgt.
    »Ich komme.« Sie folgte dem Privatsekretär die Treppen hinauf. Jede Stufe brachte ihr einen neuen Gedanken zu Eris, sie überlegte, wie sie am Telefon vorgehen sollte, wie sie ihn prüfen konnte.
    Sie erreichten das Büro. Silena bat Kleinhuber, das Zimmer zu verlassen, bevor sie Hörer und Sprechvorrichtung zur Hand nahm. Ein letztes, langes Durchatmen… »Ja?«
    »Silena?«
    Ihr wurde gleichzeitig heiß und kalt. »Eris, wer bist du?«, fragte sie entgegen ihrer sorgsam zurechtgelegten Taktiken, die sie fast alle vergessen hatte. Sie sprach, wie es ihr in den Sinn kam. »Du bist kein Agent. Du warst mit Havock in Edinburgh…«
    »Silena, hör mir zu. Wir müssen uns treffen, und ich…«
    »Damit du mich in die Falle locken kannst wie die Drachenjäger auf Calton Hill?«, unterbrach sie ihn bitter.
    »Ich wusste nicht, dass es eine Falle war. Ich hatte die Informationen von einer Frau, der meine Organisation vertraut«, erklärte er inständig. »Du kennst sie auch. Es war Großmeisterin Lea.«
    »Nein!«
    »Lea arbeitete seit elf Jahren mit uns zusammen. Wir wenden uns immer wieder an verschiedene Drachenjägereinheiten, denen wir zuspielen, was wir über Drachensichtungen wissen. Ihr würdet es ansonsten gar nicht allein bewältigen, das Officium ist zu schwach.«
    Silena schwieg. »Du lügst, Eris«, würgte sie mit Mühe hervor. »Keiner aus den Reihen des Officiums würde eine solche Tat begehen.« Für einen Augenblick hatte er sie ins Wanken gebracht, weil ihr der Zeitungsartikel zu gut im Gedächtnis geblieben war. »Du bist kein Agent des SIS. So wenig, wie Mister Skelton und Fürst Zadornov Drachenfreunde sind.«
    »Ja, es stimmt, ich bin kein Agent des SIS. Aber ich gehöre einem Geheimdienst an, der…«
    »Der bestimmt so geheim ist, dass ihn keiner kennt und niemand deine Aussage bestätigen kann. Nicht einmal die Queen, schätze ich«, sagte sie mit ätzender Stimme. »Es ist dir klar, dass ich dir nicht mehr trauen werde.«
    »Ich darf dir die Wahrheit nicht sagen, Silena.« Eris klang verzweifelt. »Ich darf es nicht.«
    »Auf diese Weise kommen wir nicht weiter. Sollte ich dich im Verlauf meiner Reise noch einmal sehen, oder kommst du mir in die Quere bei dem, was ich tue, werde ich Gegenmaßnahmen zu treffen wissen«, warnte sie ihn.
    »Silena … ich hege Gefühle für dich…«
    Sie schloss die Augen, versuchte, die Empfindungen in ihr zu beherrschen und sich zu einem ruhigen Ton zu zwingen. Sie benötigte einen kühlen Kopf. »Was sollen diese Worte bei mir bewirken, Eris? Dass ich weich werde und einem Treffen zustimme?«, entgegnete sie kühl. »Du bist sehr von dir eingenommen, wenn du annimmst, dass ich zerfließe und mich deinetwegen in Gefahr begebe. Es war nur ein Kuss, den du dir herausgenommen hast, Eris. Ich bin danach gegangen, wenn du dich erinnerst.«
    Sie hörte ein langes Seufzen. »Ja, ich erinnere mich. Ich sehe ein, dass es im Augenblick zwecklos ist, dich von der Wichtigkeit eines Treffens zu überzeugen. Aber eines sei dir gesagt: Hüte dich vor Onslow Skelton.«
    »Weil er einen Drachenknochen im Unterarm hat?«
    Er lachte. »Das hat Skelton dir erzählt? Nein, es geht um etwas ganz anderes…«
    »Eris, ich höre dir nicht zu«, fiel sie ihm in die Rede. »Was immer du sagst, es wird mir nichts bringen. Halte

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