Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Mächte des Feuers

Die Mächte des Feuers

Titel: Die Mächte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
fragenden Blicke, die wissen wollten, mit welcher unbekannten Schönheit er sich schmückte. »Wir haben in Marazion einen ausgezeichneten Ruf als Erholungsort, Madame. Das milde Klima, das Licht und die Landschaft locken viele Auswärtige an.«
    »Und auf dem Schloss wohnt jetzt wer noch gleich?«
    »Die Familie Saint Aubyn, und das schon seit dem 17. Jahrhundert, Madame. Sie lassen das Anwesen komplett renovieren.« Er hielt vor einem Hotel an, das passenderweise den Namen Michael's Mount hatte, trat ein und wechselte einige Worte mit dem Wirt, bevor er zu ihr zurückkehrte. »Hier sind Sie in guten Händen, Madame. Ich sende Ihnen Mister Knight. Er ist unser Mechaniker für alles, was an Automobilen kaputtgehen kann. Er wird Ihr Flugzeug sicher flott bekommen.« Mit diesen Worten tippte er sich an den Helm. »Gute Nacht, Madame.« Dann nickte er dem Wirt zu und verließ das Hotel.
    »Sagen Sie«, Arsenie kam auf den Tresen zu, hinter dem ein blasshäutiger Mann wartete, der eine große weiße Schürze über dem dunklen Chile und dem hellen Hemd trug, »gibt es wohl eine Möglichkeit, dieses bezaubernde Schloss zu besuchen?«
    »Leider nein. Wegen der Renovierung geht das nicht, Madame.« Er rief einen Jungennamen, und kurz darauf erschien ein Knabe, der trotz des Wetters kniekurze Hosen trug. Die strubbeligen schwarzen Haare machten ihn zu einem rechten Lausbuben, die Sommersprossen auf der Nase und die Grübchen an den Wangen unterstrichen Arsenies Eindruck; lautstark zog er die Nase hoch. »Sean, trag das Gepäck auf Zimmer elf.«
    »Diese Lordschaften, die Saint Aubyns, sind sie auch mal in Marazion zugegen?«
    »Ab und zu. Um ein Guinness und einen Whiskey zu trinken, Madame. Sir Jasper findet man im Dartmoor, einem Pub am Ende der Straße«, sagte der Junge sofort. »Geben Sie mir einen Penny, Mylady, und ich führe Sie hin.«
    Sie beugte sich zu ihm. »So klein und schon so geschäftstüchtig, was?« Arsenie scheuchte ihn die Treppe hinauf und ging ihm hinterher. »Aber weißt du was? Ich nehme das Angebot an, mein lieber Freund.«
    »Gerne, Mylady.« Er stellte den Koffer vor einer Tür ab, sperrte sie auf und schleppte das Gepäck in das Zimmer. »Hier hinein, Mylady.«
    Arsenie betrat den rustikal eingerichteten Raum, nahm ihre Börse aus der Hosentasche und drückte ihm ein Goldstück in die Hand. Die Augen des Knaben weiteten sich vor Freude und Unglaube. »Du wirst niemandem davon erzählen, Sean. Berichte mir, was du alles über den Michael's Mount weißt.«
    »Sehr gern, Mylady.« Er verstaute die Münze, nachdem er sicher war, dass die Fremde sie nicht zurückhaben wollte. »Aber es ist kein Geheimnis. Ich meine, Sie bezahlen sehr viel für das, was jeder bei uns in Marazion weiß.«
    »Du bist ein ehrlicher junger Mann.« Sie setzte sich aufs Bett und winkte ihn zu sich. »Dann erzähle mir doch einfach die Dinge, von denen kaum jemand weiß? Beispielsweise … hast du jemals einen Drachen dort fliegen sehen?«
    Sean sah sie misstrauisch an. »Nein, bei uns gibt es die fliegenden Teufel nicht.«
    »Überhaupt gar keinen? Wo sie doch sonst überall zu finden sind?«
    »Nein, nicht bei uns. Nicht, seit die Aubyns den Michael's Mount gekauft haben.« Er schniefte und wischte den Rotz, der ihm aus dem linken Nasenloch lief, mit dem Ärmel weg. »Aber ich glaube, dass James Middleways großer Bruder behauptet, dass er ein Seeungeheuer gesehen hat. Er war mit seinem Liebchen letzten Sommer am Strand nachts spazieren, und da ist es ihm erschienen.«
    »Ein Seeungeheuer, Sean?«
    Er nickte. »James Middleways großer Bruder hat gesagt, dass es aussah wie eine Mischung aus einem Wal und einem Vogel, und es sei auf den Felsen geklettert und habe die Mauern einmal umwandert. Dann verschwand der Mond hinter die Wolken, und als sie wieder was gesehen haben, war das Ungeheuer weg. Constable Paddy meinte, er hätte sich alles nur ausgedacht, um sich wichtig zu machen und in die Zeitung zu kommen.«
    Arsenie strahlte. »Siehst du, Sean? Das hätte mir bestimmt nicht jeder sagen können.« Sie schob ihn zur Tür. »Warte draußen. Ich ziehe mich um und rufe dich, damit du mich ins Pub bringst.«
    »Ja, Mylady.« Er war schon halb aus dem Raum, da streckte er den strubbeligen Kopf noch einmal herein. »Für einen Penny?«
    Sie hatte die Jacke bereits ausgezogen und die ersten Knöpfe ihres Hemdes geöffnet. Sie wusste, dass es zwei Gründe gab, warum er sie noch einmal störte. Arsenie warf die Jacke nach ihm. »Ja,

Weitere Kostenlose Bücher