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Die Mächte des Feuers

Die Mächte des Feuers

Titel: Die Mächte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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sofort los, und Silena eilte ihm nach, so gut es ihr die Verwundung erlaubte.
    Sie hielten auf eine Basilika mit einem beeindruckend hohen Turm zu; das Hauptportal stand sperrangelweit offen, und davor lag eine Frau mit dem Gesicht nach unten.
    »Beim heiligen Aubert!« Farou erreichte sie vor Silena und Grigorij, kniete sich neben sie und drehte sie auf den Rücken. Sie hatte vier lange, blutige Schnitte im Gesicht, die Spur aus dunkelroten Tropfen führte ins Innere.
    Grigorij zog seine Pistole. »Denken Sie, was ich denke, Großmeisterin?«
    »Ein Gargoyle?«
    »Eine was?« Farou hob den Blick. »Eine Gargouille?«
    »Kümmern Sie sich um die Frau«, befahl Silena harsch und betrat die Kirche, die ihrer Einschätzung nach noch nicht so alt wie Avranches selbst war, allenfalls entstammte sie der Mitte des letzten Jahrhunderts. Dennoch war sie imposant.
    So sehr sie in die Dunkelheit spähte, sie erkannte nichts. Die Kerzen vor den Heiligenbildern flackerten im Wind, der durch das offene Portal wehte, und schufen Hunderte von zuckenden Schatten, die man leicht für einen Feind halten konnte.
    »Die Statue aus dem Officium?«, raunte Grigorij, steckte die Pistole weg und nahm einen großen, schweren Kerzenleuchter, um ihn wie eine Keule zu benutzen.
    »Ich wüsste nicht, was es für Cyrano in der Kirche zu holen gäbe.« Silena tat es ihm nach, und gemeinsam gingen sie den Mittelgang entlang, die Kerzenleuchter zum Schlag bereit. Das Heulen des tobenden Sturmes und das Rumpeln des Donners überlagerten jegliches Geräusch, die Blitze ließen die bunten Fenster grell aufleuchten, ehe sie in die Dunkelheit zurückfielen.
    Dann sah Silena den Gargoyle.
    Cyrano hatte die regennassen Flügel halb ausgebreitet, als wolle er sie trocknen. Er stand mit dem Rücken zu ihnen vor einem Schrein und riss ihn auseinander. Er schleuderte das Gitter weg, zerschlug das Glas und packte einen weißlichen, kopfgroßen Gegenstand, der dort auf einem Kissen gelegen hatte; dann drehte und wendete er ihn zwischen den krallenbewehrten Fingern.
    »Das ist doch ein skelettierter Schädel, Großmeisterin«, flüsterte Grigorij erstaunt. »Verstehen Sie, weswegen die Viecher plötzlich daran Interesse haben?«
    Der Gargoyle hatte die Stimme vernommen und schaute über die Schulter, die Augen leuchteten grün auf, und sie hörten das warnende Grollen. Verschwindet, Menschen. Das geht euch nichts an.
    »Haben Sie das auch gehört? In Ihrem Verstand?«, erkundigte sich der Fürst verunsichert bei Silena.
    Sie nickte. »Es geht mich etwas an, seit einer von euch meine Brüder getötet hat und ihr raubend durch Museen zieht«, erwiderte sie laut.
    Wir tun, was wir müssen, um unser Ziel zu erreichen und den Krieg zu gewinnen. Der Gargoyle wandte sich um, er hielt tatsächlich einen Totenkopf in der Linken. Das Unrecht muss rückgängig gemacht werden, Silena.
    »Also wart ihr es!«, rief sie wütend.
    Ich versichere dir, dass es dem Wohle der Menschheit dient, wenn unser Plan gelingt. Das vom Balkenhieb zerstörte Gesicht richtete sich auf sie. Du bist groß geworden. Eine echte Frau. Ich erinnere mich, wie du vor mir standest und dachtest, ich sei der heilige Georg. Ein leises, dunkles Lachen ertönte. Ich habe leider keine Zeit, um mich mit dir zu unterhalten, Silena. Cyrano nahm den Unterkiefer des Schädels in den Mund, schlug die Klauen in den nächsten Pfeiler, erklomm ihn mehrere Meter hoch und stieß sich ab, um durch den dunklen Innenraum zu segeln.
    »Tür zu, Monsieur Farou!«, schrie Grigorij. Er schleuderte den Kerzenständer nach dem Wesen und traf es sogar gegen das Becken.
    Der Franzose sah den Gargoyle durch die Basilika geflogen kommen, bekreuzigte sich und war dennoch so geistesgegenwärtig, das Portal zu schließen.
    Das Wesen drehte ab, ehe es mit dem dicken Holz zusammenstieß, schraubte sich mit zwei Flügelschlägen in die Basilika empor und durchstieß mit voller Wucht eines der Fenster. Klirrend regneten die Splitter nieder; sowohl Silena als auch Grigorij suchten zwischen den Bänken Schutz, um von den scharfen Fragmenten nicht getroffen zu werden.
    »Verdammt noch eins!«, rief er und hob den Kopf, um nach dem Gargoyle zu sehen. »Er ist uns entwischt!«
    »Alles andere hätte mich in einem Gebäude mit derart vielen Fenstern auch sehr erstaunt.« Silena stand auf und hielt sich die schmerzende Seite. Es fühlte sich an, als sei die Wundnaht gerissen.
    »Ich dachte, Cyrano wäre ein Kunstfreund und würde sich daher etwas

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