Die Mächte des Feuers
Lebensunterhalt nicht mit harter Arbeit. Sie musste an Onslow Skelton denken.
»Das ist unser Stadtschreiber, Monsieur Patron«, stellte ihn Farou vor. »Warum fragen Sie danach, Großmeisterin? Können Sie uns über das berichten, was sich in der Basilika zugetragen hat?«
»Dazu müsste ich erst mehr über Bischof Aubert lesen«, wich sie aus, dabei betastete sie die verwundete Seite. Grigorij bemerkte es.
»Kein Problem. Ich habe einen Schlüssel«, bot Patron an. »Wir können sofort gehen, wenn Sie es möchten.«
»Großmeisterin, wer hat uns den Schädel von Aubert gestohlen?«, verlangte Farou mit Nachdruck zu wissen. »War es ein Drache? In welcher Gefahr schweben wir?«
Silena richtete die grünen Augen auf den Franzosen. »Nein, Monsieur. Es war ein Gargoyle. Aber fragen Sie mich nicht mehr. Fürst Zadornov und ich sind im Begriff, das Rätsel hinter den Vorgängen zu lösen, und wenn Sie und Ihre Stadt uns dabei behilflich sein möchten, käme uns das sehr gelegen.«
»Wir meinen dasselbe? Eine Gargouille, eine lebendig gewordene Steinstatue?« Farou sah sie lange an und versuchte, ihre Gedanken zu erkennen.
»Ich bin ebenso ratlos wie Sie, Monsieur. Aus dem Grund bin ich in die Stadt gekommen.«
»Wir helfen Ihnen, wenn Sie uns versprechen, dass Avranches seine Reliquie zurückerhält.«
»Das tue ich, so wahr mir Gott helfe und es in meiner Macht steht«, schwor sie.
Farou nickte dem jungen Mann zu. »Patron, geh mit ihnen. Gib ihnen, was immer sie verlangen. Es gefällt mir nicht, dass wir ohne unseren Heiligen dasitzen.«
Silena und Grigorij standen auf, Patron setzte sich an die Spitze der kleinen Gruppe und führte sie durch das regennasse Avranches, über dem sich das Unwetter ausgetobt hatte; von fern hallte der Donner zu ihnen, und gelegentlich erhellte ein schwaches Leuchten den dunklen Himmel. Doch das Gewitter hatte sich über der Stadt ausgetobt und suchte eine andere heim.
Patron sprach nicht mit ihnen, er hing sehr wahrscheinlich seinen eigenen Gedanken nach. Silena berichtete Grigorij von ihren Vermutungen. »Worin aber der Zusammenhang besteht, weiß ich nicht.«
»Wie wäre es, wenn die Gargoyles und die Drachen gemeinsame Sache machen?«, vermutete er. »Sie stehlen Dinge, welche den Drachen gefährlich werden können, verschonen weder Drachentöter noch Medien wie Madame Sàtra und sind überall, wo auch wir sind. Sie streben nach dem Weltenstein.«
»Aber wenn sie gemeinsame Sache mit dem schwarzen Drachen machen, wieso greifen sie uns nicht einfach an? Er besitzt den Weltenstein doch, wie uns Gessler sagte. Also hat er sein Ziel erreicht.«
»Ein wichtiger Punkt, Großmeisterin.«
Sie folgten Patron die Stufen zum Rathaus hinauf, durch die dunklen Gänge bis zu einer mit Gitterfenstern versehenen großen Bibliothek. Elektrisches Licht erwachte durch einen Knopfdruck zum Leben und beleuchtete die Vielzahl von Regalen und Vitrinen, in denen Bücher und Handschriften lagerten.
»Ach herrje«, entfuhr es dem Russen. »Das wird keine leichte Arbeit, Großmeisterin. Wir brauchten geschätzte dreihundert freiwillige Leser, die uns unterstützen.«
»Die haben wir aber nicht, Fürst.« Sie ließ sich die Vitrinen von Patron öffnen, nahm die erste Handschrift heraus. »Wir suchen nach Hinweisen auf Aubert, den Weltenstein oder einen Gargoyle. Sollten Sie einen Drachen finden, und wenn er nur als kleines Symbol irgendwo in die Ecke gemalt wurde, rufen Sie mich.« Silena deutete auf die andere Seite des Raumes. »Fangen Sie dort oben an, bitte.« Und an Patron gerichtet, fragte sie: »Hätten Sie Kaffee für uns?«
»Sicher, Großmeisterin.« Er nickte und verschwand im unteren Stock.
Grigorij musterte ihr blasses Gesicht. »Ziehen Sie sich aus, Großmeisterin.« Er schlüpfte aus dem Mantel, krempelte die Ärmel hoch und streckte die Finger nach ihr aus.
»Was?« Sie machte einen Schritt nach hinten.
Er zeigte auf den Boden, wo ein roter Blutfleck zu sehen war. »Die Wunde ist nicht richtig geschlossen. Ich möchte danach sehen.« Von Patron, der soeben zurückkehrte, erbat er sich Wasser, Seife, Handtücher und Verbandsmaterial. »Sie wissen, dass ich Wunden versorgen kann.« Er streifte ihr den Mantel von den Schultern. »Also, stellen Sie sich nicht so an.«
Silena ließ es geschehen, dabei betrachtete sie sein Gesicht. Verwundert stellte sie fest, wie sehr sich ihre Einschätzung ihm gegenüber verändert hatte, und als er den Kopf hob, war sie auf der Stelle von
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