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Die Mächte des Feuers

Die Mächte des Feuers

Titel: Die Mächte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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salziger.
    Arsenie lenkte die Maschine mit gedrosseltem Motor auf den Holzsteg, der sich über den Strand zog, und fuhr darauf bis hinauf zu der schmalen Straße, die zum Städtchen führte und etwas entfernt von der befestigten Insel lag; ein letztes Aufheulen des mehr als 500 PS starken Motors und sie brachte den Propeller zum Stillstand.
    Sie schwang sich aus der Kanzel, rutschte über die untere Tragfläche auf den Boden und zog die Fliegerkappe ab. Offen fiel ihr weißblondes Haar herab und wurde vom Wind zerzaust, was sie als sehr angenehm empfand. Danach nahm sie den kleinen Koffer aus der Maschine und legte die restlichen Meter bis nach Marazion zu Fuß zurück.
    So schrecklich die Ereignisse in Innsbruck gewesen waren, so sehr sie den Tod von Onslow Skelton bedauerte – all das hatte ihr unschätzbare Vorteile gebracht. Die Einblicke in den Verstand des unvorsichtigen Drachen, Gorynytsch oder Eris Mandrake oder wie auch immer, hatten ihr das Versteck des Weltensteins offenbart.
    Solange der schwarze Drache nach Silena und Zadornov suchte, war das Artefakt unbewacht. Oder zumindest leichter zugänglich. Mithilfe ihrer Geisterverbündeten und ihrem Ektoplasma würde sie es schon finden.
    Zwei Bobbies kamen ihr entgegen, gekleidet in die schwarzen Uniformen und mit schwarzen Helmen auf dem Kopf. »Guten Tag, Madame. Ist das Ihr Flugzeug, da oben auf dem Hügel?«, fragte der Ältere und vermutlich Ranghöhere.
    »Ja, Constable«, antwortete sie auf Englisch und schaltete ihren französischen Akzent nahezu perfekt aus. »Eine Curtiss R3C-1, zwölf Zylinder, 565 Pferdestärken, zirka 380 Stundenkilometer schnell. Schön, nicht wahr?«
    »Nun, Madame, es ist nicht erlaubt, so tief über den Strand zu fliegen. Sie hätten jemanden gefährden können.«
    »Das tut mir sehr leid.« Sie mimte die Erschrockene. »Aber ich hatte einen Motorschaden und konnte gerade noch rechtzeitig landen, ehe ich auf das beschauliche Örtchen gestürzt wäre. Jetzt suche ich jemanden, der mir aus der Bredouille hilft.«
    »Wir haben einen ausgezeichneten Automobilmechaniker in Marazion. Ich stelle ihn Ihnen gerne vor.« Er streckte die Hand aus. »Darf ich Ihnen das Gepäck abnehmen, Madame?«
    Sie schenkte ihm ein freundliches Lächeln. Trotz der unvorteilhaften Fliegermontur mit der so gar nicht figurbetonenden gefütterten Jacke machte sie immer noch genügend Eindruck. Was würden die Tommies erst machen, wenn sie eines ihrer Kleider trüge? »Das ist sehr freundlich von Ihnen, Constable.«
    Der jüngere Polizist sah hinauf zur Curtiss. »Wollen Sie die Maschine nicht lieber nach Marazion schaffen lassen, Madame?«
    »Wer könnte so etwas stehlen, mein Lieber? Haben Sie so viele Fliegerasse in dem kleinen Städtchen versteckt?«
    »Nein, Madame. Aber ein Flugzeug ist eine Besonderheit.« Er legte die Hände auf den Rücken. »Es wird nicht lange dauern, und die Lausbuben kommen, um wenigstens so zu tun, als seien sie Piloten.«
    »Guter Hinweis, Farnsworth. Gehen Sie hinauf und sichern Sie das wertvolle Gerät der Lady, bis ich Ihnen eine Ablösung schicke.« Der jüngere Mann salutierte und lief den Weg zurück zur Curtiss. »Ich bin Constable Paddy, Madame, und Ihr Name ist?«
    »Susan Cranston. Ich komme aus Kanada und wollte eigentlich nach London, als meine Maschine nach dem langen Flug beschlossen hat, mich im Stich zu lassen.«
    Paddy machte große Augen. »Aus Kanada? Mit der Maschine?«
    »Glauben Sie mir nicht, Sir?« Arsenie zog die Handschuhe aus. »Ist doch ein Katzensprung über das bisschen Wasser.«
    »Wenn Sie es sagen, Madame. Ich habe keinen Grund, an Ihren Worten zu zweifeln, aber es wäre schade, wenn wir die Sensation nicht in Marazion verkünden würden. Ich meine, es hat meines Wissens noch keine Frau…«
    »…die Strecke von New York nach Paris geschafft, das ist korrekt. Aber diese Route, na, sie ist eben nicht schwierig«, spielte Arsenie herunter. Beinahe hätte ihre rasche Lüge ihr noch mehr Aufmerksamkeit verschafft. Sie hoffte ohnehin, dass es niemanden in dem Städtchen gab, der ihr Gesicht aus der Zeitung kannte. »Sagen Sie, Sir, wer wohnt auf dem Schloss? Es ist doch ein Schloss unter all den Tüchern?«
    »Oh, der Saint Michael's Mount? Ein schönes Fleckchen Erde, mit einem außerordentlich prächtigen Garten. Er ist eines der Wahrzeichen von Cornwall, wenn Sie mich fragen, Madame.« Er führte sie durch die Straßen, auf denen Menschen in teurer Garderobe flanierten. Paddy bemerkte ihre

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