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Die Mächte des Feuers

Die Mächte des Feuers

Titel: Die Mächte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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macht.« Er stand auf und nahm sein leeres Glas. »Ich hole mir noch eins. Sie auch?«
    »Danke, ich habe noch genug zu trinken.«
    Nach einigen Minuten kehrte er zu Arsenie zurück. »Trägt man das in Kanada?«
    »Ich bin aus dem französischen Teil«, erwiderte sie mit einem charmanten Lächeln. »Wir sind ein bisschen extravaganter.«
    »Was bringt einen denn dazu, in einem Flugzeug nach Marazion zu wollen?«
    »Der kaputte Motor, Mister Tobias.«
    »Ach ja, das hatte ich vergessen. Unser Mechaniker ist schon ganz aufgeregt. Ein echtes Flugzeug in seinen Händen.« Er griente. »Was machen Sie denn beruflich, Madame?«
    »Ich bin Künstlerin.«
    »Flugkünstlerin?«
    »Exakt. Meine Spezialität ist es, an belebten Stränden zu landen, Mister Tobias.« Sie zeigte auf den Schlüsselbund, der unter seiner abgelegten Mütze auf der Bank lag. »Sie haben vermutlich ein großes Haus?«
    Er folgte ihren Blicken und lachte. »Nein, Madame. Ich bin nur der Hausverwalter von Sir Jasper. Er ist seit einigen Wochen sehr viel unterwegs und kann sich nicht so um das Anwesen kümmern.«
    »Der Anzahl der Schlüssel nach, ist es ein großes Anwesen.«
    »Es ist das Schloss, über das Sie geflogen sind, Madame. Der Saint Michael's Mount.«
    »Wirklich?« Sie leerte ihren Whiskey mit einer schnellen Bewegung, und es sah sehr, sehr routiniert aus. »Oh, Sie Beneidenswerter! Sie fühlen sich sicher wie ein Lord, habe ich Recht?«
    »Nein, wie ein Angestellter eines Lords. Aber es ist eine gute Tätigkeit.«
    Sie lehnte sich nach vorn. »Sie müssen bestimmt viele Gäste herumführen.«
    Er verdrehte die Augen. »Oh, wenn Sie wüssten. Es sind gewiss Hunderte im Sommer. Aber jetzt habe ich frei.«
    Die Augen wurden zu ihren Waffen, das Dekolleté sorgte wie eine Artillerie für indirekte Unterstützung. »Mister Tobias, vermutlich fliege ich morgen schon wieder weiter. Wäre es möglich, mir einen Traum zu erfüllen?«
    Er lachte. »Fast jeden, soweit es in meiner Macht steht, Madame.« Und das meinte er sogar ernst, wenn seine Körpersprache nicht log.
    Arsenie schenkte ihm ein noch bedenkenzerstörerischeres Lächeln. »Was halten Sie davon, Sir, mir eine Privatführung zu gewähren? Ich möchte unbedingt einen Fuß auf den Berg setzen. Sie machten mir damit eine sehr große Freude.«
    Tobias überlegte nicht lange. Die hübsche Frau hatte einen weiteren Verbündeten, und der hieß Stout-Bier, das sich auf seine Entschlussfreudigkeit und seine Kühnheit beschleunigend auswirkte. »Sehr gern, Madame. Es ist mir eine Freude. Ich hole Sie morgen in aller Frühe…«
    »Nein, Mister Tobias. Es sollte schon noch heute Abend sein.« Arsenie wischte einen Whiskeytropfen, der am Außenrand des Glases hinabrann, mit dem rechten Zeigefinger weg und leckte ihn ab. Eine provokante, erotische Geste. »Ich würde mich dafür gern revanchieren, Mister Tobias.«
    »Ja … gut.« Der Brite erhob sich, schaute sich noch einmal im Pub um und genoss die neidischen Blicke der anderen Männer. Eine Kanadierin war mindestens genauso gut wie eine Französin. Er war der größte Gewinner an diesem Abend in Marazion.
    Sie verließen das Dartmoor, Tobias führte sie zu seinem Wagen und ließ sie einsteigen, ehe er selbst hinter dem Steuer Platz nahm; auf dem Weg zum Strand und dem natürlichen Damm hinüber zum Berg sprachen sie kein Wort. Arsenie amüsierte sich innerlich köstlich. Sie ahnte, dass dem Mann alle möglichen Fantasien durch den Kopf schossen – zu schade, dass keine davon in Erfüllung gehen sollte.
    Tobias stellte den Wagen auf einem Platz am oberen Teil des Strandes ab und führte sie zur Wasserlinie, wo ein Boot vertäut lag. »Wir müssen hinüberrudern«, erklärte er. »Das Wasser ist schon zu weit gestiegen.«
    »Eine Bootsfahrt kann sehr romantisch sein.« Sie lächelte ihn an und schaute bewundernd zum Saint Michael's Mount. »Es sieht unglaublich aus! Der Sternenhimmel und das Glitzern der Wellen – als sei alles für uns gemalt worden.«
    »Warten Sie, bis wir drüben sind, Madame.« Er führte sie zum Strand, half ihr beim Einsteigen und schob das Boot ins Wasser; dann sprang er hinein und brachte das Gefährt mit kräftigen Ruderschlägen hinüber zur Insel und der kleinen Anlegestelle.
    Von dort ging es einen gewundenen Pfad hinauf, vorbei an vielen hübschen Pflanzen, von denen einige sogar trotz des Winters blühten. Das Klima in Cornwall war wirklich außergewöhnlich. Schließlich standen sie vor dem großen Tor, so

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