Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Mächte des Feuers

Die Mächte des Feuers

Titel: Die Mächte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
Schloss frei, das sich unter dem Ansturm der Kräfte verformte und dann aufsprang. Arsenie öffnete die Tür mühelos und ging auf den Tresor zu. Wieder konzentrierte sie sich, aber dieses Mal versagten die Energien; außer einem kurzen Aufglühen und nähgarndünnen Entladungen, die den Tresor lediglich mit einem Brandmuster überzogen, erreichte sie nichts. Sie hatte sich bei ihrem Ausbruch zu sehr verausgabt. Somit blieb ihr nur eine Möglichkeit.
    »Ihr Geister der Toten, ich rufe euch«, murmelte sie und schloss die Augen. »Kommt und helft mir! Gebt mir eure Kraft, um dieses Hindernis aus Stahl zu beseitigen, damit ich an den Inhalt gelange.« Sie hob die Arme. »Geister der Toten, erscheint! Ich befehle…«
    Dann spürte sie, dass etwas anders war als sonst.
    Eine mächtige Quelle befand sich in ihrer Nähe, von der unglaubliche Macht ausströmte, die aber durch einen Widerstand abgeschwächt wurde. Dennoch reichte es aus, um Arsenies Bemühungen zu verstärken. Für sie gab es nur eine Erklärung: Der Weltenstein! Er liegt tatsächlich in diesem Tresor!
    Sie setzte ihre Anrufung fort – und erstarrte.
    Etwas Mächtiges tauchte aus dem Jenseits hervor, ein leuchtender Schemen, der die Umrisse eines schlangengleichen, flügellosen Drachen trug; die platte Schwanzspitze ließ sie vermuten, dass es sich um einen Seedrachen handelte.
    Zunächst erschrak Arsenie, doch sie verstand, dass die Seele ihr nichts Böses wollte. Es war nicht das Wesen, das sie bei den Seancen in Berlin und London angegriffen hatte. Sie hatte geschafft, was noch keinem Seancier zuvor gelungen war. Jetzt gab es für sie keinen Zweifel mehr daran, dass sie den Weltenstein in ihren Besitz bringen musste!
    Du hast ihn also gefunden, Zauberin, sagte die Seele zu ihr. Ein altes Geheimnis ist endlich gelüftet worden.
    »Ja. Und du wirst mir helfen, ihn aus dem Tresor zu befreien«, verlangte sie und war sich nicht sicher, wie man eine Drachenseele ansprach.
    Mit Respekt, Zauberin. Ich verlange eine Anrede, wie sie mir g e bührt. Dass du mich beschworen hast, bedeutet nicht, dass ich dir gehorche. Noch nicht. Die Drachenstimme klang erhaben, machtbewusst. Besäßest du die volle Macht des Weltensteins, lägen die Dinge anders.
    Arsenie hörte, worauf es hinauslief. »Du möchtest eine Belohnung dafür, dass du mir hilfst.«
    Wir verstehen uns.
    »Wonach kann eine Seele streben? Was ist für dich noch von Bedeutung?«
    Das Leben. Seit meinem Tod mehr als jemals zuvor. Ich habe es geschafft, mit meinem Körper nicht vollkommen zu vergehen und das Elementarste von mir zu retten. Seitdem harre ich in dieser Gestalt aus, und dein mächtiger Ruf hat es geschafft, mich neugierig zu machen.
    »Ich kann dir keinen neuen Leib geben.« Arsenie wusste nicht, worauf die Verhandlungen hinausliefen. Es passte ihr auch nicht, dass die Seele offenbar ihre Gedanken las, als lägen sie offen wie in einem Buch.
    Das musst du auch nicht, Zauberin. Es gibt andere Wege, und der Drachenstein aus dem Kopf des alten Aubert wird sie dir erschli e ßen. Der Schemen schlängelte sich näher, und Arsenie erkannte einen kräftigen Schlangenleib mit tiefseeblauen Schuppen und einem flachen Kopf mit Stoßhörnern von der Nase bis zur Stirn.
    Die Augen glitzerten weiß wie Sterne. Es gibt einen Drachen, e i nen mächtigen schwarzen Drachen, der einen Krieg und die Her r schaft über die Welt anstrebt. In ihn möchte ich einfahren.
    »Gorynytsch, so heißt er. Als Mensch nennt er sich Eris Mandrake. Ist er das?«
    Ja. Er täuschte mich und nannte sich Freund, ehe er mich heimtückisch ermordete und mir meine Insel nahm, jetzt ist er der Herr von Michaels Mount. Doch meine Seele konnte er nicht auslöschen.
    »Du willst Rache an ihm nehmen.«
    Ich will ihn vollständig vernichten. Wenn meine Seele in ihn ei n fährt, wird seine vergehen. Auch wenn es eine Umstellung bedeutet, im Körper eines Flugdrachen zu stecken, ist es allemal besser, als hier zu warten.
    Arsenie spürte eine Berührung an ihrer Schulter. »Madame, ich höre Schritte«, vernahm sie Tobias' Stimme wie durch Watte und weit, weit entfernt. »Beeilen Sie sich.«
    Sie durfte sich kein langes Zaudern mehr leisten. »Welche Garantie bekomme ich, dass du mich nicht angreifen wirst, wenn es vollbracht ist?«
    Der Drache lachte. Kann es sein, Zauberin, dass du die Macht des Steines noch nicht kennst? Mit deinen Veranlagungen nimmst du es mit den stärksten der Altvorderen auf. Du wirst ihrem Feuer trotzen, ihre Zähne

Weitere Kostenlose Bücher