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Die Mächte des Feuers

Die Mächte des Feuers

Titel: Die Mächte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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aus.« Arsenie lächelte. »Ein Star, das will ich werden. Ich trete auf Bühnen und in Filmen auf, ich verdiene Geld wie Heu und leiste mir alles, was ich will.«
    »Haben Sie auch schon mal an etwas Selbstloses gedacht?«, warf Silena ein. »Sie könnten … was weiß ich … irgendetwas Gutes tun?«
    »Was meinen Sie damit? Soll ich einen Despoten vom Thron zaubern oder mich in die Politik einmischen?« Sie rauchte die letzten Millimeter ihrer Zigarette und warf den Rest weg. »Was für einen Eindruck haben Sie von mir, Großmeisterin?«
    »Eine nicht leicht zu beantwortende Frage.«
    »Beantworten Sie sie einfach. Offen und ehrlich.« Sie hob die Hand und wackelte mit den Fingern, als wolle sie Silena zu einem echten Faustkampf herausfordern. »Nur zu. Die Wahrheit, bitte.«
    »Ich habe Sie bislang für eine recht selbstsüchtige Frau gehalten«, sagte Silena. »Sie mögen den Schein von Äußerlichkeiten, umgeben sich mit weltlichen Dingen, als könne man sie mit ins Jenseits nehmen, und Sie lieben es, bewundert und von vielen Menschen beneidet zu werden. Bis kurz vor Ihrer Rückkehr hielt ich nicht sonderlich viel von Ihnen, Madame.«
    Arsenies Augen wurden immer größer. »Kind, wenn ich das nächste Mal darum bitte, dass Sie die Wahrheit sagen sollen, um Gottes willen, dann lügen Sie!«, brach es aus ihr heraus. »Sie könnten mit Ihrem Urteil vernichtender als ein Hagelschauer sein.« Dann kicherte sie und setzte sich auf ein Mäuerchen. »Oh, Großmeisterin. Danke für Ihre ehrliche Ansicht. Und ich teile sie. Ich kenne mich sehr gut, und ich habe es niemals gemocht, eine Kerze umgeben von Scheinwerfern zu sein. Und da ist es recht schwierig, selbstlos zu sein. Es ist einfach nicht meine Art.«
    »Aber Sie haben Mandrakes Angebot abgelehnt.«
    Sie hob die Brauen und wiegte den Kopf hin und her. »Einer meiner seltenen Anflüge von Großmut.« Arsenie senkte den Blick. »Vielleicht war mir klar, dass ich in diesem Bündnis immer die zweite Geige gespielt hätte.
    Mandrake kann man nicht trauen, Großmeisterin. Er frisst Verbündete und Feinde gleichermaßen, um seine eigene Apokalypse auszulösen. Also unterstellen Sie mir nicht zu viel einer guten Seite.«
    Apokalypse. Silena dachte bei der Nennung des Wortes an die Offenbarung des Johannes. Darin kam mindestens ein Drache vor… Sie bekam plötzlich ein sehr ungutes Gefühl.
    Sie drückte der Französin das Fernglas in die Hand. »Hier. Nehmen Sie das und halten Sie den Himmel im Auge. Und den Damm. Sobald Sie etwas sehen, das Ihnen verdächtig erscheint, geben Sie Bescheid.« Sie hielt auf den Eingang des Klosters zu. »Ich bin im Lesesaal.« Mit diesen Worten rannte sie davon, ohne auf die Erwiderung zu warten.
    Auch wenn die wertvollsten Bücher nach Avranches gebracht worden waren: Eine Bibel ließ sich ohne weiteres finden. Rasch blätterte sie weiter und überflog die Seiten, bis sie bei der Offenbarung des Johannes angekommen war.
     
    UND ES ERSCHIEN EIN ANDERES ZEICHEN AM HIMMEL, UND SIEHE, EIN GROSSER , ROTER DRACHE, DER HATTE SIEBEN HÄUPTER UND ZEHN HÖRNER UND AUF SEINEN HÄUPTERN SIEBEN KRONEN, UND SEIN SCHWANZ FEGTE DEN DRITTEN TEIL DER STERNE DES HIMMELS HINWEG UND WARF SIE AUF DIE ERDE.
     
    Silena wurde etwas ruhiger. Die Rede war von einem roten Drachen, nicht von einem schwarzen.
    Vorsichtshalber las sie weiter.
     
    UND ES ENTBRANNTE EIN KAMPF IM HIMMEL: M I CHAEL UND SEINE ENGEL KÄMPFTEN GEGEN DEN DRACHEN. UND DER DRACHE KÄMPFTE UND SEINE ENGEL, UND SIE SIEGTEN NICHT, UND IHRE STÄTTE WURDE NICHT MEHR GEFUNDEN IM HIMMEL. UND ES WURDE HINAUSGEWORFEN DER GROSSE DRACHE, DIE ALTE SCHLANGE, DIE DA HEISST : TEUFEL UND SATAN, DER DIE GANZE WELT VERFÜHRT, UND ER WURDE AUF DIE ERDE GEWORFEN, UND SEINE ENGEL WURDEN MIT IHM DAHIN GEWORFEN. WEH ABER DER ERDE UND DEM MEER! DENN DER TEUFEL KOMMT ZU EUCH HI N AB UND HAT EINEN GROSSEN ZORN UND WEISS , DASS ER WENIG ZEIT HAT.
     
    Diesen Teil der Offenbarung kannte sie besser. Silena fand es bezeichnend, dass sie sich zum Kampf gegen die Drachen auf dem Berg eingefunden hatten, der dem heiligen Michael geweiht worden war. Ganz so zufällig lief die Begegnung anscheinend doch nicht ab. Bedeutete dies, dass es zum Kampf um den Mont kam und sie die Drachen bezwangen?
    Sie sah auf, ihre Gedanken schweiften ab. Zu Eris Mandrake.
    Angewidert wischte sie sich über den Mund. Sie hatte den Teufel geküsst, einen Menschenfresser, den schlimmsten aller Teufel. Eris verstand zu küssen und in den Bann zu

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