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Die Mächte des Feuers

Die Mächte des Feuers

Titel: Die Mächte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Tiefseetauchanzug erinnerte, und sich viel zu weit nach vorn wagte; auch er war bewaffnet, aber mit dem Schwert sah er eher hilflos als mutig aus.
    »Das wird er wohl nicht überleben«, kommentierte Cyrano und setzte Silena auf ihren Wunsch hin vor dem Tor bei ihren Leuten ab.
    »Geh und kümmere dich zusammen mit den anderen Gargoyles um den zweiten Wasserdrachen. Wenn ihr unsere Verbündeten sein wollt, muss das Officium sehen, dass ihr etwas taugt.«
    Unterdessen hatte der Gepanzerte, dessen Ganzkörperharnisch aus einer glasähnlichen Substanz bestand, den Drachen erreicht – und wurde von ihm verschlungen, ohne mit der Waffe überhaupt zugeschlagen zu haben.
    Cyrano flog lachend davon, und auch Silena grinste, wenngleich nicht aus Schadenfreude, sondern weil der Gargoyle die Lage falsch eingeschätzt hatte. Sie kannte Sebastian aus Berichten, nicht persönlich, aber er gehörte – wie einst die selige Martha – zu den Drachentötern, welche die Bestien von innen bekämpften und ihnen durch die Gedärme hindurch ein Ende bereiteten.
    Der Drache machte sich indessen zu einem Angriff bereit. Der breite, kraftvolle Schlangenleib rollte sich wie eine Eisenfeder zusammen, die Spitze fegte heran, um die Männer von den Beinen zu wischen und sie ins Meer zu schleudern.
    Unvermittelt stiegen graue Rauchschwaden zwischen den Schuppen im vorderen Drittel seines Körpers empor.
    Der Drache brüllte auf und fuhr herum, starrte auf die qualmende Stelle und kroch auf das Wasser zu, um sie zu kühlen. Laut zischte das Wasser; unvermittelt klaffte ein breites Loch in den Drachenschuppen, und darunter wurde verätzte Haut sichtbar. Hastig kroch er auf den Damm zurück und versuchte, auf ihm nach Avranches und weg von den Gegnern zu kriechen. Er kringelte sich wie ein Regenwurm und wurde bald von drei Drachentötern eingeholt, die ihn mit ihren Speeren zur Strecke brachten.
    Die Zersetzung des Drachenleibs schritt weiter voran. Silena sah, wie Drachenschuppen, die Haut und das Fleisch darunter mit unglaublicher Geschwindigkeit aufgelöst wurden, bis nur noch das Knochengerüst übrig war. Dahinter wurde ein Schutzanzug sichtbar, und der Drachentöter schlug sich mit dem Schwert den Weg in die Freiheit. Von der Gischt ließ er sich den Schmutz von seiner ungewöhnlichen Rüstung spülen; wieder zischte und qualmte es, als das Wasser mit ihm in Berührung kam. Es dauerte eine Weile, bis die Reaktion nachließ, dann nahm er den Helm ab und kehrte zum Wagen zurück, aus dem er gestiegen war. Der Wasserdrache war besiegt – durch eine Säure, die ihm von innen in die empfindlichen Gedärme geschüttet worden war.
    Ein weiterer, dem Aussehen nach sehr erfahrener Drachentöter hatte sich in der Zwischenzeit genähert. Auch er trug eine Schuppenrüstung, und auf seinem Helm, den er unterm Arm trug, war ein weißes Kreuz mit einem daran genagelten Drachen gemalt worden. »Sie sind Großmeisterin Silena, wie ich sehe.« Die Blicke aus den klaren, graugrünen Augen waren gefühllos. Als sie bejahte, fuhr er fort. »Mein Name ist Prokop. Berichten Sie mir in aller Kürze, was sich ereignet hat.«
    Sie zweifelte nicht daran, dass er zum Officium gehörte, doch dass er ihr so vollkommen unbekannt war, sowohl vom Namen als auch vom Aussehen her, verblüffte sie. Eigentlich kannte sie jeden, zumindest die Älteren und Altgedienten, zu denen sie ihn zählte. Rasch fasste sie die Geschehnisse für ihn zusammen. »Und greifen Sie die Gargoyles nicht an. Sie sind unsere Verbündeten«, betonte sie.
    Prokop lächelte sie an wie ein kleines Kind, mit dem man nachsichtig sein musste. »Kattla hat mich über alles in Kenntnis gesetzt, Großmeisterin. Ich weiß Bescheid.« Er gab Befehle, und die Truppe aus Drachentötern rückte durch das Tor in die engen Gassen von Mont-Saint-Michel vor.
    Sie schaute zu den rauchenden Lastwagenwracks, die auf dem Damm standen und von dem tosenden Meer und seiner Gischt gelöscht wurden. »Wie viele Verluste haben wir erlitten?«
    »Keinen einzigen, Großmeisterin. Aber Avranches benötigt einen neuen Bürgermeister, fürchte ich.« Prokop klang unbeeindruckt. »Wollen Sie uns begleiten oder der Flut beim Auflaufen zuschauen?«
    Silena ahnte, warum er ihr zur Hilfe gesandt worden war: Er nannte den Leiter des Officiums beim Vornamen, und daraus schloss sie, dass es sich bei ihm um einen alten Freund des Erzbischofs handelte. Kattla wollte sicherstellen, dass alles so geschah, wie er es wollte, und nicht wie eine

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