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Die Mächte des Feuers

Die Mächte des Feuers

Titel: Die Mächte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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aufrührerische Großmeisterin. Ein gewisser Ruf war nicht immer von Vorteil.
    Silena folgte der kleinen Gruppe in das Dörfchen, in dem es nichts mehr zu besiegen gab und das zum Großteil in Trümmern lag. Lediglich die Kathedrale erhob sich äußerlich unversehrt auf der Bergspitze und stellte den Drachenkadaver wie eine Trophäe aus.
    Prokop winkte Silena zu sich. »Wir treffen uns im Lesesaal des Klosters, Großmeisterin. Bringen Sie Ihren Russen und die Wasserspeier mit. Ich möchte, dass wir uns über die weitere Vorgehensweise beraten, um den Weltenstein zu finden.« Er befahl den Fußtruppen, mit dem Ausschlachten der umherliegenden Drachenkadaver zu beginnen. »Es sieht nach einer Sturmflut aus, wir können die Insel ohnehin derzeit nicht verlassen.«
    »Wir werden die Erlöse aus den Drachenkadavern benutzen, um den Menschen zu helfen, die ihre Häuser verloren haben, nehme ich an, Großmeister?«, fragte sie spitz, um keinen Zweifel daran zu lassen, wie sie die Sache sah. Sie mochte die Art des Mannes nicht, der sich wie ein Feldherr und nicht wie ein Gleichrangiger benahm.
    Prokop pochte gegen die nächste Hauswand. »Das hier, Großmeisterin, ist französisches Territorialgebiet, und es handelte sich um einen unabwendbaren Einsatz gegen die Drachen gemäß dem Drachenvernichtungsgesetz Paragraf zwölf. Somit schicken wir die Rechnung an Charles den Unerreichten.« Er sah sie streng an. »Eines noch: Mein Titel ist Prior, nicht Großmeister.« Er ging zum Kadaver des violettfarbenen Drachen und betrachtete die Zähne.
    Silena verstand die Welt nicht mehr. Prior – ein unmittelbarer Vertreter des Leiters vom Officium, das hatte es schon lange nicht mehr gegeben. Sie hielt einen von den einfachen Soldaten aus den Drachentötereinheiten am Arm fest und nickte zu Prokop.
    »Können Sie mir sagen, wann er in das Amt des Priors berufen wurde?«
    Der Soldat salutierte. »Kurz vor unserem Abmarsch, Großmeisterin. Er wird der Nachfolger von Erzbischof Kattla und ist sein Stellvertreter im Feld, wurde uns gesagt.«
    »Danke. Sie können wegtreten.« Sie verfolgte Prokop, der den Eindruck eines reinen, nicht denkenden Kriegers machte und allein den Willen des Erzbischofs erfüllte, mit Blicken. Die Berufung des Mannes richtete sich eindeutig gegen sie. Nun gab es jemanden, dessen Anordnungen sie sich ohne zu zögern fügen musste. Keine Ausreden mehr am Telefon.
    Fluchend machte sie sich auf den Weg zum Lesesaal.

26. Januar 1925, nahe des Galdhopigg, Hochgebirgsregion Jotunheimen, Königreich Norwegen
     
    Grendelson lag im Eingang zu seiner Höhle, schaute in die Sonne und verspürte keine Lust mehr, neutral zu sein. Er fand es sehr schwer, sich ruhig zu verhalten. Bald müsste er es nicht mehr.
    Er züngelte, suchte nach Gefahr oder Abwechslung in der Langeweile.
    Schnee rieselte ihm von oben auf die Schnauze, überrascht hob er den Kopf. Gleich darauf sprang er fauchend auf die Beine und bereitete einen Flammenstoß vor: Auf dem Felsen über ihm saß ein merkwürdig anzuschauender Drache, der ihn aus orangefarbenen Augen betrachtete.
    Er besaß den gewundenen, gut zehn Meter langen Leib eines Wurms, gleichzeitig vier Beine mit fünf Klauen und filigrane Schwingen; die Hornschuppen glänzten gleich poliertem Gold. Die Hörner erinnerten entfernt an ein Geweih, und zudem wirkte er auf Grendelson, als bestünde der Kopf aus einer Montage verschiedener Lebewesen. Allerdings wirkte er in seiner Gesamtheit nicht lächerlich, sondern eher erhaben, und nicht zuletzt verschafften ihm die Zähne enormen Respekt.
    Ich werde dir zeigen, was es bedeutet, mir aufzulauern! Grendelson sprang den Unbekannten an, der unzweifelhaft zu den Asiaten gehörte. Anscheinend hatte der Krieg bereits begonnen.
    Ich habe dir nicht aufgelauert. Der goldene Drache wich dem Angriff aus und schlang sich um Grendelsons Leib. Die Menschen me i ner Heimat nennen mich Nie-Lung. Zwei prankenähnliche Hände legten sich um die Schnauze und drückten die Kiefer des Gegners zusammen, damit er nicht gebissen wurde. Ich möchte mit dir spr e chen und nicht gefressen werden.
    Grendelson stieß sich ab und ließ sich den Hang hinabrutschen; er zog den Drachen einfach mit sich. Ihr werdet meine Länder nicht so einfach bekommen. Er spürte, dass der Asiate ihm an Kraft und Gewicht unterlegen war, auch wenn er seine Flinkheit bewundern musste.
    Sie rollten weiter und weiter; um sie herum geriet der Schnee in Bewegung, große Flächen rutschten ab und

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