Die Mächte des Feuers
weinte, während er ihr Halt und Trost gab.
Minuten verstrichen, bevor Silena sich beruhigt hatte. Er reichte ihr ein Taschentuch, sie wischte sich die Tränen von den Wangen und schnäuzte sich die Nase.
»Das hättest du nicht gedacht?«, lächelte sie verlegen. »Dass ich einmal in deinen Armen liege?«
Beinahe hätte er eine Bemerkung gemacht. »Ich bin Hellseher, Silena«, erwiderte er nur. Er berührte ihre braunen Haare, die vom rauen Wind zerzaust waren. »Wir sind seit meiner Vision aneinander gebunden. Wie es für uns endet, weiß ich nicht.«
»Werde ich dich nicht töten?«, erinnerte sie sich an seine Vision.
Grigorij schwieg. »Ich hatte eine neuerliche Vorhersehung, die mir den Michael's Mount so zeigte, wie er vor mir steht: nackt, ohne ein Schloss.«
»Hat sie dir auch erklärt, warum Mandrake es stahl?«
Er atmete tief ein und aus. »Ich weiß es nicht. Ich sah die Burg, allerdings stand sie auf einem anderen Berg, einem hohen, trostlosen Berg. In der Ebene davor sammelte sich ein Heer aus Drachentötern und anderen Bewaffneten, während Gargoyles aus allen Enden der Welt herbeiströmten und um das Schloss kreisten. Dann erschienen drei Drachen, ein grüner, ein roter und ein weißer – und die Schlacht begann.«
Silena war enttäuscht. Sie hatte sich mehr von dem Hellseher versprochen. »Weißt du, wie sie endet?«
»Nein.« Grigorij betrachtete den Mount. »Wir haben etwas in den Klosterschriften übersehen. Etwas, das mit dem Fluch zu tun hat«, meinte er nach einer Weile und schnippte kleine Steinchen die Anhebung hinunter. »Braucht er das Schloss, um den Bann zu brechen? Wenn ja: Warum hat er ihn nicht von hier aus zerstört?«
Sie sah, wie einige Boote am Strand ablegten und Einheimische zu der Insel fuhren. Es entwickelte sich ein wahrer Ansturm auf das schreckliche Wunder. Cornwall war seines Wahrzeichens beraubt.
»Ich kann es erklären.« Ein Windstoß fegte von hinten über sie, Flügelschlag erklang, und das Licht verdunkelte sich kurz. Sie wandten sich beide um und erkannten Cyrano, der hinter ihnen gelandet war und sich nun zu ihnen gesellte. »Ich muss um Entschuldigung bitten, Drachentöterin«, sagte er, als er neben ihr stand. Den Russen würdigte er keines Blickes. »Ich habe dir verschwiegen, dass ich wusste, wozu er das Schloss benötigte.«
»Was?« Silena erhob sich. »Das fällt dir etwas zu spät ein…«
»Hör mir zu: Als die Drachen den Bann über uns Gargoyles warfen, konnten sie das nicht vom Mont-Saint-Michel oder Avranches aus tun. Die Gefahr, durch die Glocke getötet zu werden, war zu groß. Nachdem sie den Schädel geraubt hatten, griffen wir sie an; sie flüchteten und gelangten über den Kanal auf den Mount. Im Augenblick unseres Angriffs gelang es ihnen, den Fluch auszusprechen. Der Angriff ist das Letzte, an das ich mich erinnern kann, ehe ich zu Stein wurde und die Jahrhunderte überdauerte, bevor mich die Fügung erlöste und ich nach der Befreiung aller streben konnte.«
»Das erklärt es!« Grigorij klatschte in die Hände. »Dann hat er das Schloss benötigt, um den Fluch aufzuheben, und es deswegen abtragen lassen.«
»Damit er den Spruch an einem verborgenen Ort vorbereiten kann und nicht dabei gestört wird. Er musste annehmen, dass einer von euch, Cyrano, um die Geschichte des Bannes wusste«, vervollständigte Silena den Gedanken. So rasch wie die Euphorie über sie kam, so rasch ging sie wieder. »Es bringt uns nichts, solange wir den Ort nicht kennen.«
»Wir sehen an den Gargoyles, ob er den Fluch aufgehoben hat oder nicht.« Cyrano blickte zuerst sie, dann den Russen an. »Ich kann versichern, dass es ihm noch nicht gelungen ist.«
»Wohin würde Mandrake die Burg bringen?«
»Gorynytsch lebte in der Gegend um Kiew«, warf Grigorij ein. »Vielleicht sollten wir…«
»Großmeisterin Silena!« Ein Junge, der sich ihr bereits am Tag ihrer Ankunft als Sean vorgestellt und sich seither als ebenso geschäftstüchtig wie zuverlässig erwiesen hatte, kam den Hügel vom Land her hochgerannt und hielt einen langen Papierstreifen in der Hand. Cyrano duckte sich an den Hang, damit ihn der Junge nicht sah. Er wollte ihn nicht erschrecken. »Mister Miles von der Post schickt mich. Er hat etwas für Sie bekommen, das er Ihnen nicht eher hatte geben dürfen.« Keuchend reichte er ihr den Zettel. »Eine Botschaft. Von einem Onslow Skelton.«
»Skelton? Ich dachte, er sei tot«, wunderte sich Grigorij.
»Das sagte zumindest Sàtra.« Sie
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