Die Mächte des Feuers
Grinsen des Russen brachte sie zum Lachen.
»Sie haben Recht. Aber ich…«
Die Tür wurde ohne ein höflich-warnendes Klopfen aufgerissen, und Prior Prokop trat ein. Er trug noch immer eine Rüstung aus Drachenhaut, darunter eine Soldatenuniform in Schwarz. Hinter ihm erschienen zwei Bewaffnete, die Karabiner in den Händen hielten, und ein Adjutant. »Guten Tag.« Er blieb vor einem freien Stuhl am Tisch stehen und sah Silena abwartend an.
Es dauerte etwas, bis sie verstand, warum er stumm verharrte. Ihr blieb nichts anderes übrig, als sich zu erheben und militärisch zu grüßen; dass er darauf bestand, zeigte ihr, wie ernst er sein Amt nahm. Zumindest ihr gegenüber. Der Erzbischof musste ihn entsprechend instruiert haben.
»Danke. Sie können Platz nehmen, Großmeisterin.« Prokop bedachte den sitzenden Grigorij mit einem herablassenden Blick. »Sie auch.«
»Danke. Ich stehe ungern«, erwiderte er nonchalant. »Suppe?« Er deutete auf die große Schüssel und die leeren Teller.
Prokop hob den Finger, und sofort eilte sein Adjutant herbei, um ihm zu servieren. Silena wusste spätestens jetzt: Er war einer von den Drachentötern, die erstens eingebildet und zweitens auch noch stolz darauf waren. Einer, der sich für etwas Besseres hielt. »Wir haben die Biester zerlegt und werden neue Lastwagen aus Avranches und der Umgebung herbeischaffen lassen, die uns die Einzelteile zum nächsten Bahnhof bringen. Das wird den Kämmerer des Officiums freuen.« Er kostete von der Suppe. »Nun möchte ich einen Bericht über die Vorgänge der letzten Stunden. In allen Einzelheiten.« Prokop zeigte mit dem Löffel auf den Fürsten. »Und danach von Ihnen.«
Grigorij bleckte die Zähne, die vom Rotwein leicht eingefärbt waren. »Damit Sie wissen, mit wem Sie es zu tun haben, da Sie es anscheinend vergessen haben, werter Prior: Ich bin Grigorij Wadim Basilius Zadornov, ein Knjaz und damit ein Fürst, keiner Ihrer Soldaten, die Sie anbrüllen können, kein Adjutant, der Ihnen den Arsch abwischt, wenn Ihnen danach ist, und kein Drachentöter, dem Sie Befehle erteilen können.« Er deutete an sich herunter. »Und durch meine Vision, Prior, die ich dem Officium mitteilte, sind Sie erst zum Prior geworden. Sollte mir Ihr Ton nicht gefallen, werde ich jedwede Kooperation mit Ihnen einstellen und ausschließlich mit ihr sprechen.« Er zeigte auf Silena. »Das wäre alles.«
Prokop riss eine Scheibe Brot auseinander und schien sich zu wünschen, das Rückgrat des Hellsehers zwischen den Fingern zu haben. »Danke für die überflüssige Belehrung, Fürst. Ich werde mich Ihrer Worte bei passender Gelegenheit erinnern«, versprach er mehrdeutig, dann nickte er Silena zu, und sie begann zu erzählen. Anschließend berichtete auch Grigorij von seinen Erlebnissen.
Prokop vernahm die Berichte schweigend, sein Adjutant notierte eifrig mit. »Das bedeutet, dass der Teufel in Menschengestalt, der auf den Namen Gorynytsch hört, sowohl das Artefakt als auch die Reliquie des Aubert besitzt, wir aber keine Ahnung haben, wohin er damit geflogen sein kann?«, fasste er zusammen. »Dazu kommt, dass sich die Spiritistin auf seine Seite geschlagen hat.«
»Wir können jetzt gern den Begriff Magierin gebrauchen, Prior«, warf Grigorij ein. »Was wir gesehen haben, lässt durchaus den Schluss zu, dass es diese übernatürlichen Kräfte gibt.«
»Was auch immer«, kanzelte ihn Prokop ab.
»Können wir die Theben… Was ist eigentlich mit der Theben?«, fiel es Silena ein.
»Sie ist abgestürzt. Fischer haben die Überreste aus der Ostsee gezogen. Es gab sieben Überlebende, darunter auch Hauptmann Litzow. Er liegt mit gebrochenen Armen im Krankenhaus und wird aber wieder gesund werden«, sagte Prokop in seiner teilnahmslosen Art. »Sie sind gegen die Cadmos ohne eine Aussicht auf Erfolg geblieben.« Er nahm sich Nachschlag von der Suppe. »Sie wurde über Sankt Petersburg gesehen, danach verliert sich ihre Spur.«
Silena war beruhigt, dass ihr Freund nicht zu den Toten zählte. »Haben wir wenigstens einen Hinweis auf die Entführer bekommen?«
»Nein.« Er aß weiter. »Fürst, Sie erwähnten ein russisches Märchen?«
»Nichts von Bedeutung. Kinderkram.« Dabei zwinkerte er Silena zu. Es war ihr vorhin bereits aufgefallen, dass er seine Informationen zurückhielt. Anscheinend traute oder mochte er Prokop ebenso wenig wie sie.
»Dann bleibt uns nichts anderes übrig, als zum St. Michael's Mount zu fahren und nach Spuren zu suchen.« Prokop
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