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Die Mächte des Feuers

Die Mächte des Feuers

Titel: Die Mächte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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die angebrachten Spiegel, die ihr das Beobachten unmittelbar unter dem Rumpf ermöglichten.
    Die Sonne wurde stärker und löste die störenden Schwaden auf, die dem Drachen guten Schutz vor einer Entdeckung geboten hatten. Sie erkannte den Bauernhof, ein einzelnes Gehöft, und ihre Anspannung nahm noch um eine Nuance zu.
    Sie fürchtete sich nicht vor dem Kampf, auch nicht, wenn es ein älterer Zweiender gewesen wäre, doch eine gewisse Grundspannung gehörte dazu. Sie vermochte Leben zu retten.
    Da sich unter ihr nichts tat, sah sie wieder nach vorn, durch die Zielvorrichtung, die sowohl für die beiden Maschinengewehre als auch die Lanzen galt. Die langen Speere ließen sich über einen Knopfdruck ausfahren und ragten mehrere Meter über die Flugzeugnase hinaus. Das Visier diente dazu, einen Drachen auch unter widrigen Sichtverhältnissen anpeilen und ihm den Todesstoß versetzen zu können. Die Maschinengewehre waren eher dazu gedacht, sich gegen rivalisierende Drachenjäger zur Wehr zu setzen. Auch das kam durchaus vor.
    »Da haben wir doch was«, murmelte sie und betrachtete den Punkt, der sich in die Sonne schwang. Für einen Vogel war er zu groß, für ein Flugzeug machte er zu merkwürdige Bewegungen. Der Drache hatte die Lanzelot gehört und versuchte, den blendenden Schein des Gestirns für seine Flucht zu nutzen. »Nicht mit mir, Bestie.«
    Silena klappte die getönten Gläser nach unten und erkannte Einzelheiten jetzt besser: Es war der Einender. Sie erhöhte die Benzinzufuhr, die Motoren brüllten auf und ließen die Propeller lauter singen als zuvor. Der Wind pfiff begleitend in den Drahtabspannungen der Tragflächen.
    An Geschwindigkeit konnten es die Flugzeuge der Staffel alle mit der von Drachen aufnehmen, die mangelnde Wendigkeit machten die Piloten durch unglaubliche Flugkunst wett. Silena sah wieder kurz nach rechts und links. Dort wären normalerweise Demetrius und Theodor geflogen und hätten mit ihr einen schlagkräftigen Verband gebildet.
    Sie schluckte die Trauer hinunter und drückte den Knopf, der die erste Lanze ausfahren ließ.
    Der Drache rückte rasch näher. Mit schnellen Flügelschlägen versuchte er, in eine größere Höhe zu entkommen, wo der Lanzelot und Silena die Luft ausging. Doch in seiner Unerfahrenheit beging er den entscheidenden Fehler. Er drehte den blutverschmierten Kopf nach hinten, stieß einen Schrei aus und legte die Schwingen an, um wie ein jagender Falke in die Tiefe zu schießen und dann unter dem Flugzeug hindurchzutauchen.
    Silena konterte. Sie vollführte mit der Maschine eine Drehung um die eigene Achse und zog den Steuerknüppel nach vorne, was zu einer halben Rolle führte. Dabei sackte die Lanzelot etwas nach unten und befand sich wieder auf gleicher Höhe wie der Drache.
    »So leicht mache ich es dir nicht«, knurrte Silena.
    Noch dreißig Meter trennten die Kontrahenten, da bemerkte sie ein schattenhaftes Huschen, das sich unter ihrem Rumpf bewegt hatte.
    Sofort zog sie den Knüppel in voller Fahrt nach hinten und absolvierte einen Looping, während sie einen zweiten Drachen an sich vorbeischießen sah. Die ausgestreckten Krallen verfehlten die rechte Tragfläche um einen halben Meter. Ohne das Manöver wäre es zu einer für sie verheerenden Kollision gekommen.
    Die Fliehkräfte raubten ihr kurz den Atem, doch sie verlor nicht mal ein Blinzeln lang die Orientierung, auch wenn sich Erde und Himmel mit unglaublicher Geschwindigkeit drehten. Kaum vollendete sie den Überschlag, setzte sie zum Sturzflug an und jagte mit rasender Geschwindigkeit dem Boden entgegen. Mit einem Blick in die Spiegel vergewisserte sie sich, dass ihr der zweite Drache folgte. Er war einen Meter größer als der gelbe, dunkelbraun und besaß einen stachligen, schlanken Kopf. Vielleicht ein Männchen, das sich beweisen wollte. »Das war deine letzte Tat«, versprach sie und leitete abrupt ihren Angriff ein.
    Sie zog die Lanzelot ansatzlos hoch und nahm das Seitenruder, um den Doppeldecker zu drehen, bevor er an der höchsten Stelle durchsacken konnte. Dieses Manöver war sehr schwer zu fliegen, da immer die Gefahr bestand, dass die Maschine zu langsam war und somit am oberen Ende abschmierte. Sie beherrschte es perfekt.
    Silena steuerte genau auf den Rücken des überrumpelten Drachen zu und jagte ihm die Lanze knapp am Rückgrat vorbei durch den Leib. Es gab einen deutlichen Ruck, die Waffe wurde ausgeklinkt, und die Lanzelot brauste nach einer winzigen Schlingerbewegung

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