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Die Mächte des Feuers

Die Mächte des Feuers

Titel: Die Mächte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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liebte dieses Geräusch; einen Augenblick später schrie jemand durch die Zeltwand: »Sichtung!«
    »Aye!«, rief sie zurück, und ihr Herz pumpte das Blut schneller durch die Adern, ließ sie hellwach werden.
    Silena sprang in ihre drachenlederne, gefütterte Fliegerkombination, schnürte die Stiefel und schnappte sich die Kappe, den Säbel und die Pistole, während sie auf den Ausgang zurannte und gleich darauf ins Freie trat.
    Der neue Morgen begrüßte sie mit einem leichten Nebelschleier über dem Boden, durch den die aufgehende Sonne drang. Wenigstens schneite oder regnete es nicht. Kein optimales, doch taugliches Flugwetter. Silena atmete tief ein, schmeckte Feuchtigkeit, Schnee und Benzin.
    Vor ihrer Unterkunft wartete ein Soldat, der ihr die Umgebungskarte reichte. Der Ort, an dem die Sichtung erfolgt war, lag keine drei Kilometer von ihrem Lager entfernt. Ihre Aufregung stieg.
    »Wann?« Sie ließ sich von ihm beim Anlegen des Holsters helfen, ohne dass sie ihre Geschwindigkeit beim Gehen verringerte. Um sie herum befand sich der Fliegende Zirkus in dem üblichen Aufruhr, den ein Alarm stets auslöste. Jeder Mann wusste, welche Handgriffe getan werden mussten. Die Lanzelot wurde aus seinem Planenhangar gerollt und für Silena bereitgestellt. Jagdzeit – und alle in der Staffel Saint George fieberten mit.
    »Vor zwei Minuten, Großmeisterin«, gab er zurück.
    »Exemplar?«
    »Ein junger Einender, Flugdrache, gelb, geschätzte zwei bis drei Meter. Hat einen Bauernhof heimgesucht und zwei Kühe gerissen.«
    Sie hatten den Flieger erreicht, und Silena schlüpfte in die Riemen des Fallschirms. Routiniert legte sie die Gurte an, danach halfen die Soldaten ihr beim Einsteigen.
    Sie zwängte sich in den Sitz, stülpte sich die Kappe auf die Haare und legte die Brille an; danach folgten die Handschuhe. Es war zu schön, um wahr zu sein. Sollte sie einen Tag nach dem Mord an ihren Brüdern die Gelegenheit bekommen, ihren Tod zu rächen? War es dieser kleine Einender gewesen, ein Drache mit einem Kopf, der die Fokker zum Absturz gebracht hatte?
    »Maschinengewehre geladen?«
    »Aye, Großmeisterin.«
    Silena zwang sich zur Ruhe. Wenn sie jetzt einen Fehler beging, könnte er verhängnisvoll sein. Ein junger Drache war zwar keine Herausforderung, sie waren dumm und leicht zu übertölpeln, besaßen wenig Erfahrung, aber eine grobe Unachtsamkeit des Feindes würden sie dennoch ausnutzen. »Lanze?«
    »Eine.«
    »Noch eine«, befahl sie und trat nacheinander auf die Fußpedale, zog an der Steuersäule. Gehorsam reagierten die Höhen- und Seitenruder, alles ließ sich einwandfrei bewegen. Die Maschine war mit einer dünnen Schicht Drachenhaut bespannt worden, damit die Konstruktion einem Flammenstoß standhielt. Käme es zu einem solchen Angriff, müsste sie Kopf und Oberkörper tief einziehen und sich auf die schützende Wirkung ihrer Fliegerkombination verlassen. Bislang hatte es immer funktioniert; ein kleiner Drache hatte zudem keinen allzu heißen Brodem. Mehr als schwitzen würde sie nicht.
    Die Bodenmannschaft montierte eine zweite Lanze unterhalb des Rumpfs in die Rotationshalterung, andere hielten sich bereit, die Bremsklötze auf Silenas Zeichen hin vor den Rädern wegzuziehen.
    Sie startete die Motoren, die Propeller wirbelten und entfachten einen enormen Wind, der anschwoll, als sie Gas gab und die Drehzahl beschleunigte. Obwohl die Bremsen angezogen waren und die Klötze vor den Rädern lagen, drängte die Maschine vorwärts. Silena wartete einige Augenblicke, bis die Propeller das bekannte Geräusch von sich gaben, das ihr den Start anzeigte.
    Sie nickte, die Männer zogen die Hindernisse weg, und Silena gab die Bremse frei. Die Lanzelot beschleunigte ruckartig und schoss über die Bahn, Silena wurde durch den heftigen Schub in den Sitz gepresst.
    Dann zog sie die Schnauze nach oben und lenkte den Doppeldecker steil in die Höhe, um dem Bodennebel zu entkommen und eine klare Sicht zu erhalten; rechts und links von ihr dröhnten die Motoren, sie wischte die Feuchtigkeit von den Brillengläsern und leckte sich das Kondenswasser von den Lippen. Es schmeckte wunderbar rein und frisch. Silena lächelte grimmig, Vorfreude und Rachegedanken mischten sich.
    Die Lanzelot stieß durch den Nebel in einen klaren blauen Himmel, ließ das Grau wie ein eintöniges Meer hinter sich zurück und legte sich waagrecht in den kühlen Winterwind. Jetzt begann die Suche.
    Silena sah rechts und links aus dem Flugzeug, schaute in

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