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Die Mächte des Feuers

Die Mächte des Feuers

Titel: Die Mächte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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weiter.
    Sterbend stürzte der Drache dem Acker entgegen, spie blutrote Flammen der Verzweiflung und des Hasses nach dem viel zu hoch fliegenden Doppeldecker, ehe er sich in den weichen Boden bohrte.
    Silena lachte auf und ließ die zweite Lanze ausfahren. Der gelbe Drache hielt auf ein kleines Wäldchen zu, um sich darin vor dem übermächtigen Jäger zu verstecken.
    Sie steuerte über ihn hinweg und überholte ihn; dann zog sie den Steuerknüppel zurück und setzte unverzüglich Seiten- und Höhenruder ein, um die Maschine nach rechts rollen zu lassen. Dabei erlaubte sie der unteren Tragfläche, absichtlich abzusacken, um die Rollgeschwindigkeit zu erhöhen. Nach dieser Wende kurz vor dem Wald ging sie in den Sturzflug über, um Tempo aufzunehmen, und brauste horizontal auf den Drachen zu.
    Ihr Gegner war verwirrt, flog Zickzack und hoffte, dem Doppeldecker dadurch zu entwischen und die Bäume zu erreichen.
    Silena war sich nicht sicher, die Mörder ihrer Brüder vor sich zu haben. Und dennoch verlangte sie unbändig nach Rache.
    Als der Drache ausbrechen wollte, scheuchte sie ihn mit einer Gewehr-Salve zurück, genau in ihre Flugbahn, und ließ den Doppeldecker eine volle Drehung nach der anderen um die Längsachse vollführen. Damit schraubte sie sich in den Feind hinein und ließ ihn völlig im Unklaren darüber, was sie als Nächstes tun würde.
    Der Drache legte die Schwingen erneut an und wollte sich noch weiter der Erde entgegensenken – da traf ihn die Lanzenspitze mit der vollen Wucht von über 200 Stundenkilometern in den Kopf. Der sich nach unten verbreiternde Schaft sprengte den Schädel auf, riss den Unterkiefer ab und ließ Knochen- und Fleischfetzen auf die Erde regnen; schwarzes, heißes Blut sprudelte und spritzte umher.
    Der Kadaver krachte in das Wäldchen, wo er an den kräftigen Tannenstämmen zerschellte und sich in viele Brocken auflöste; hier und da loderten Flammen auf, das heiße Blut setzte vereinzelt die Rinde in Brand, doch es genügte nicht, um den Wald anzuzünden.
    Silenas Herz raste so schnell wie die Motoren, sie fühlte eine unglaubliche Freude über ihre beiden Erfolge – aber keine Genugtuung. Ihre starken Vergeltungsgelüste waren noch lange nicht befriedigt.
    Während sie im Tiefflug über die beiden Absturzstellen der Drachen hinwegdonnerte und beobachtete, wie die Lkw-Kolonne der Staffel mit den Bodentruppen sich näherte, um die Leichname zu sichern, wusste sie: Sie würde sich noch lange auf der Jagd befinden.

2. Januar 1925, München, Königreich Bayern, Deutsches Kaiserreich
     
    Der Odeonsplatz vor der Feldherrnhalle war voller Menschen, die sich auf den bereitgestellten gepolsterten Stühlen niedergelassen hatten. Sie lauschten der Rede von Alexander Werner Freiherr von Humboldt von der Universität Berlin, der auf den Stufen stand und in ein Mikrofon sprach.
    Es war ein kühler Winterabend, der Platz und die Loggia dahinter waren hell erleuchtet. Fackeln und Feuerschalen sorgten für eine wohlige Atmosphäre, die überlebensgroßen Statuen von Tilly und Wrede in den Bogen der Halle wirkten erhabener als sonst; für die Gäste gab es heißen Tee und Glühwein auf Kosten des Officiums.
    In der Feldherrnhalle, im Rücken von Professor Humboldt, hatten sich einige der bekanntesten Drachentöter des Officiums versammelt und saßen im Scheinwerferlicht auf einem Podium, damit man sie auch noch in den hinteren Reihen erkannte. Sie trugen ihre weißen Uniformen, darüber schwarze Stoffmäntel; auf den Köpfen saßen die schwarzen Hüte, deren Krempen nach oben geklappt waren.
    Unter den Zuhörern befand sich auch Silena, die sich einmal mehr und wie immer bei diesen Gelegenheiten nicht wohl fühlte. Sie wollte nicht wie ein Idol angehimmelt und umschwärmt werden; sie hasste es, im Mittelpunkt zu stehen und ihre Besonderheit hervorzuheben. Dementsprechend hatte sie ihren Platz nahe der Treppe so gewählt, dass sie hinter der Statue eines steinernen Löwen nahezu verschwand.
    »Die fossilen Funde haben uns die Verwandtschaft der Kreaturen, die wir Dinosaurier nennen, mit der Geißel gewiesen, von der die Menschheit heimgesucht wird.
    Wie Sie im Verlauf des Vortrags sahen, ist es mir nach Jahren der Forschung zweifelsfrei gelungen, den Nachweis zu erbringen, dass die Drachen von den Karnivoren der Saurier abstammen.
    Nicht nur ihr Körperbau, auch ihr Gehirn hat wesentliche Verbesserungen erfahren und kann durchaus Affenschläue aufweisen«, hörte Silena den Professor

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