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Die Mächte des Feuers

Die Mächte des Feuers

Titel: Die Mächte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Leben gaben. Großmeister Demetrius und Großmeister Theodor aus der Linie Sankt Georg starben durch einen heimtückischen Drachenangriff«, sprach er getragen.
    Silenas Augen füllten sich mit Tränen. Sie hoffte, dass er sich an ihre Bitte erinnerte, sie nicht nach vorn zu rufen, um ihr das Wort zu erteilen. Es gab nichts zu sagen. Nicht vor fremden Menschen, nicht in der Öffentlichkeit, wo ihre Worte von Reportern in die ganze Welt getragen wurden.
    »Es ist für das Officium eine schwarze, schmerzliche Stunde. Und dennoch geben wir den Kampf nicht auf.«
    Kattla legte eine Pause ein, dann rief er: »Niemals! Denn wir tun das Werk Gottes.«
    Die Glocken der nahen Theatinerkirche begannen zu läuten, und die Menschen senkten die Häupter zum Gebet.
    Silena konnte ihr Weinen nicht länger unterdrücken, zückte ihr Taschentuch und täuschte einen Hustenanfall vor.
    Keine Schwäche, und war die Verzweiflung noch so groß! Sie konzentrierte sich, brachte den heißen Strom aus ihren Augenwinkeln zum Versiegen und schnauzte die Nase. Niemand hatte ihren kurzen Zusammenbruch bemerkt, die Fassade hatte gehalten.
    In das leiser werdende Geläut setzte ein Chor ein, der ein Lied zu Ehren der Verstorbenen sang, danach war die Veranstaltung zu Ende.
    Silena blieb auf ihrem Platz und beobachtete. Die meisten der Drachentöter beließen es bei einem Winken in die Menge und eilten zu ihren Automobilen, eines teurer und prächtiger als das andere. Loyo und noch mehr aus seiner Linie dagegen begaben sich unter die Menschen, verteilten Unterschriften und ließen sich bewundern.
    Silena legte den Kopf in den Nacken und sah zur Decke der Feldherrnhalle, eines der ihrer Ansicht nach überflüssigsten Gebäude Münchens.
    Ihr Vater hatte über die Statuen von Tilly und Wrede unter Anspielung auf Herkunft und strategische Begabung stets gesagt: »Der eine war kein Bayer und der andere kein Feldherr.« Und vor ein paar Jahren waren eine Hand voll Narren zur Halle marschiert und hatten die Absetzung des bayerischen Königs gefordert. Die Polizei hatte die Demonstration aufgelöst, einer der Aufrührer war dabei ums Leben gekommen. Wieder kein Bayer, sondern ein Österreicher, wenn sie sich richtig erinnerte.
    Ihr Blick wanderte nach links und erkannte eine Steinstatue auf dem Dach, die ihr noch nie aufgefallen war: Es war einer der vielen Gargoyles, der Wasserspeier, die in München und anderswo auf die Giebel gesetzt wurden.
    Das flackernde Licht gab dem fratzenhaften Antlitz etwas Lebendiges, die tief in den Höhlen liegenden Augen waren unsichtbar für Silena; doch aus irgendeinem Grund verschaffte ihr der Anblick Unbehagen. Sie hatte von einigen Menschen gehört, die sich wie kleine Kinder vor den Statuen fürchteten, doch sich selbst bislang wahrlich nicht dazugezählt. Sie schob es auf die Trauer, ihre Gefühle.
    Silena schauderte zum zweiten Mal, erhob sich und eilte die Stufen der Halle hinab. Sie hastete an den Menschen vorbei, die sie erkannt hatten und ihr die Hand schütteln wollten. So flüchtete sie regelrecht in ihr Automobil, einen Phänomen. »Nach Hause«, befahl sie Sepp, ihrem Fahrer.
    »Sehr wohl.« Das Automobil rollte los.
    Silena sah aus dem Fenster, auf die Menschen und die Stadt. Sie war froh, allen zu entkommen und wieder allein zu sein. Auf sie wartete das Flugfeld, ihre Staffel, ihr Bett, damit sie morgen gleich wieder in die Luft steigen konnte. Demetrius' und Theodors Mörder waren noch nicht zur Strecke gebracht.

3. Januar 1925, München, Königreich Bayern, Deutsches Kaiserreich
     
    »Mein tiefes Mitgefühl, Großmeisterin Silena.« Ferdinand Erzbischof Kattla, der wie tags zuvor ein schwarzes Gewand trug, saß in seinem Ohrensessel und blickte sie prüfend an.
    »Danke, Exzellenz.« Das Officium Draconis erstreckte sich über drei Stockwerke, wie Silena wusste, und er selbst bevorzugte es, sich im obersten aufzuhalten. Damit er die Drachen als Erster kommen sah, wie man sich auf den Fluren zuflüsterte.
    Es handelte sich um ein überraschendes und formelles Zusammentreffen, also hatte sie ihre weiße Drachentöter-Uniform angezogen. Jede der am Stehkragen eingestickten schwarzen, gespaltenen Zungen stand für ein erlegtes großes Scheusal. Sie kam bislang auf sieben, denn die kleinen Exemplare zählte sie nicht; quer vor der Brust trug sie die schwarzblaue Ehrenschärpe für besondere Verdienste, und auf ihren Ärmelumschlägen prangte die stilisierte Lanze mit Flügeln: die Staffel Saint

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