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Die Mächte des Feuers

Die Mächte des Feuers

Titel: Die Mächte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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George.
    Erzbischof Kattla stand auf und bedeutete ihr, näher zu treten und die militärisch starre Haltung abzulegen, dann reichte er ihr die Hand. »Es tut mir unendlich leid. Als ich von der Tragödie hörte, kamen mir die Tränen. Ich habe Demetrius' und Theodors Verlust beweint, das sei Ihnen versichert, Großmeisterin. Eben dies wollte ich noch einmal betonen, abseits von allen Reden und Feierlichkeiten des gestrigen Abends.« Sein Gesicht drückte den Gram aus, den er empfand. »Ich verfolgte ihren Werdegang und setzte große Stücke auf sie. Prächtige Menschen und prächtige Drachentöter.«
    Silena spürte sie erneut, diese Enge in ihrem Hals, als versuche eine Drachenklaue, ihr den Atem zu nehmen. Sprechen gelang ihr nicht, also nickte sie und lächelte gezwungen.
    »Außerordentliche Flieger wie Sie, Großmeisterin. Wer hätte gedacht, dass das Officium den Kampf gegen den Teufel nicht nur am Boden, sondern auch in der Luft führen darf.« Er nahm sie am Ellenbogen und geleitete sie zum Fenster. »Unglücklicherweise haben Ihre Brüder noch keine Familie mit ihren Gemahlinnen ins Leben gerufen.«
    »Niemand ist darüber trauriger als ich, Exzellenz. Ich hätte sehr gern Neffen und Nichten gehabt.«
    »In diesem Fall widerspreche ich Ihnen, Großmeisterin. Die Kirche übertrifft Ihre Trauer bei weitem.« Kattla sah auf den Platz, auf dem die Menschen trotz des Schneefalls umherliefen, der eine oder andere Kinderwagen wurde durch das Weiß geschoben. »Sie sind nun die einzige Nachfahrin des heiligen Georg, Großmeisterin.«
    »Ich weiß, Exzellenz.«
    »Sind Sie sich dieser Verantwortung bewusst?«
    »Ja, Exzellenz.«
    »Dann werden Sie verstehen«, er drehte sich zu ihr, »dass ich Sie nicht länger am Himmel fliegen lassen darf, Großmeisterin.«
    »Ich werde besser auf mich Acht geben, Exzellenz.«
    »Sie haben mich nicht richtig verstanden.« Er lächelte nachsichtig. »Oder Sie wollten mich nicht verstehen: Sie werden vorerst keine Drachen mehr jagen, Großmeisterin. Das ist ein Befehl, so leid es mir tut.«
    Der Boden tat sich auf und verschlang sie, die Wände stürzten ein, und Schwärze bemächtigte sich ihrer Augen.
    Silena kämpfte gegen das Übelkeitsgefühl und den Schwindel, gegen den Schrecken an, den die Worte ihr versetzten. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass Kattla ihr das Liebste verbieten würde, was sie sich vorstellen konnte. Nicht mehr den Wind in den Haaren spüren, das Kribbeln im Bauch, wenn es in Sturz- und Steigflüge ging, die Erde weit unter sich und das Röhren der Motoren in den Ohren – die Drachen zu jagen und zu töten.
    Das Erbe des heiligen Georg war stark in ihr, es drängte sie. »Aber was soll ich stattdessen tun? Motoren reparieren?«
    »Sie wissen sehr wohl, was das Officium von Ihnen erwartet, Großmeisterin.« Der Erzbischof wandte sich zum Fenster, er schaute zu den Schneewolken, die ihre Last abluden und die Dächer mit eiskaltem Puderzucker überzogen.
    Silena starrte sein Profil an. »Das kann nicht Ihr Ernst sein, Exzellenz!«
    Kattla schnalzte mit der Zunge. »Suchen Sie sich einen netten Mann, Großmeisterin. Heiraten Sie ihn und gründen Sie eine Familie noch innerhalb dieses Monats. Auch das ist ein Befehl.« Ihre Hände krampften sich um die Schärpe.
    »Exzellenz, Sie zwingen mich dazu, mein Flugzeug gegen die Sitzwache an einer Kinderwiege einzutauschen?«
    »Denken Sie nicht an sich selbst, Großmeisterin, sondern an das Erbe, das Sie in sich tragen und weitergeben müssen«, sagte er scharf, ohne sie anzuschauen, und verschränkte die Arme hinter dem Rücken. »Müssen! Es ist Ihre Pflicht der Menschheit gegenüber. Solange es Drachen gibt, braucht die Welt die Nachkommen der Heiligen.«
    »Ich habe meinen Brüdern geschworen, dass ich ihre Tode rächen werde, Exzellenz. Das kann ich nicht tun, wenn ich ein Kind austrage. Es wird mich mindestens ein Jahr kosten, bis ich wieder aufsteigen kann.«
    »Die Bodentruppen müssen so lange ohne Ihre Hilfe auskommen, Großmeisterin. Aber es führt kein Weg daran vorbei.« Er seufzte. »Bedenken Sie, dass es niemanden nach Ihnen geben wird, der den Tod Ihrer Brüder rächen könnte, falls Ihnen etwas zustößt. Es muss nicht einmal durch einen Drachen geschehen. Ein technischer Defekt an einem Flugzeug genügt, um Sie am Boden zerschellen zu lassen.«
    »Aber der Drache, der meine Brüder angegriffen hat, ist sicherlich noch in der Nähe«, begehrte sie auf und sah ihn trotzig aus den grünen Augen an.

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