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Die Mächte des Feuers

Die Mächte des Feuers

Titel: Die Mächte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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eine Flunder, die man auf ein Querbrett genagelt und der man die Schwanzflosse eines Hais verpasst hatte. Rechts und links des hohen Leitwerks saßen zwei bullige, mit Kapseln geschützte Motoren, die Pilotenkanzel war komplett von einem eingetrübten Dach geschützt, und die Außenhaut sah aus wie mit unterschiedlichen Farbtönen bemaltes Schmirgelpapier.
    Sie blinzelte mehrmals, suchte nach Worten, die nicht zu verletzend gegenüber den Menschen waren, die erwartungsvoll um sie herumstanden und zumindest ein kleines Lob hören wollten. Silena schaute in das gespannte Gesicht des Hauptmanns, der blind nach der Schaumweinflasche griff und sie ihr reichte. »Ich sehe, es verschlägt Ihnen die Sprache, Großmeisterin«, sagte er stolz. »Geben Sie uns die Ehre, der Saint ihren persönlichen Kampfnamen zu geben und sie zu taufen, wie es sich für eine Maschine dieser Klasse gebührt.«
    Sie räusperte sich und schluckte die Heiterkeit herunter. »Vielen Dank, Hauptmann von Litzow.« Sie wog die Flasche in der Hand. »Wo kann ich sie dagegen schlagen, ohne Schaden in der Bespannung anzurichten?«
    Der Mann grinste, und ein leises Lachen ging durch die Halle.
    »Wo immer Sie wollen, Großmeisterin. Die Saint ist hart im Nehmen.«
    »So taufe ich dich auf den Namen…« Sie wählte ein unverfängliches Wort. »Stachel.« Kraftvoll schlug sie auf die äußere Kante des Flügels, und die Flasche zersprang, ohne einen Kratzer zu hinterlassen; Schaumwein ergoss sich auf Mensch und Maschine.
    Die Mitarbeiter klatschten und riefen. Sie hatten nicht bemerkt, dass Silena die Saint noch nicht ernst nahm.
    »Ein passender Name. Die Stachel wird dank Ihrer Flugkunst manchen Drachen erstechen, Großmeisterin.«
    Litzow tätschelte den nassen Flügel. »Sie werden es sich gedacht haben, dass wir Drachenhaut zum Bespannen benutzt haben, damit das Feuer der Konstruktion nichts anhaben kann. Die Streben und sämtliches Innenleben bestehen aus Drachengebein, sogar die Seilzüge sind aus den Sehnen gemacht und äußerst stabil.« Er stieg auf den Flügel und von dort auf den Rumpf, spazierte darauf entlang und sprang mit beiden Füßen auf die gläserne Kanzelverkleidung. »Das hier ist aus den Augen der Scheusale gemacht, Großmeisterin. Wir haben den Glaskörper etwas getrocknet und fein abgeschliffen. Er sollte den Flammen ebenso widerstehen wie der Rest.«
    Stolz zeigte er auf die Abdeckung der Motoren. »Das ist neu. Sollten Sie in Drachenfeuer geraten, schirmen diese Manschetten Sie lange genug ab, um aus dem Kern der Hitze zu entkommen, bevor die Motoren in die Luft gehen. Dennoch rate ich Ihnen, nicht länger als zehn Sekunden in einem Strahl zu verweilen. Aber mit fünfhundert Stundenkilometern sollten Sie rasch entkommen können.« Er kehrte auf den Rumpf zurück und streckte ihr einladend die Hand entgegen.
    Silena staunte und gesellte sich zu dem Hauptmann, der die Kanzel für sie öffnete. »Das nenne ich Ironie«, meinte sie. »Ich fliege in den Überresten eines Drachen und jage damit andere.«
    »Sie werden damit zur Legende werden, Großmeisterin.« Er half ihr beim Einsteigen.
    Sie ließ sich auf den Sitz fallen und stellte fest, dass es sehr eng war, enger als in einer Badewanne. »Nicht sehr komfortabel, Hauptmann.« Silena schaute nach vorn und hatte dank der Bauweise der Saint zumindest freie Sicht. Keine störenden Propeller, keine hinderlichen Gestänge oder irritierenden Abspannungen.
    »Aber dafür sicher. Sie werden selbst bei Manövern in hoher Geschwindigkeit nicht umhergeschleudert.« Er deutete auf die Nackenstütze. »Die brauchen Sie, sonst brechen Sie sich das Genick, wenn die Saint beschleunigt.« Litzow erklärte rasch die Instrumente; es gab sogar einen künstlichen Horizont, damit sie bei den vielen Rollen und Schleifen wusste, wo Himmel und wo Erde war. »Außerdem haben wir Ihnen zwei 08/15-Maxim-Maschinengewehre eingebaut, falls Sie sich gegen Drachenjäger zur Wehr setzen müssen. Per Knopfdruck können Sie zwei kleine Tanks am Heck öffnen, in denen sich ungelöschter Kalk befindet. Perfekt gegen Drachenaugen.« Die Abzüge auf der Steuersäule waren nicht zu übersehen.
    »Ich bin beeindruckt, Hauptmann.« Silena betätigte die Pedale für die Seitenruder, legte die Hände an den Steuerknüppel und probierte aus, wie schwer oder leicht er reagierte. »Wie Butter«, entfuhr es ihr verwundert.
    »Eine Dreingabe des Materials. Flugdrachenbein ist sehr leicht, also brauchten wir keine schweren

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