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Die Maechtigen

Titel: Die Maechtigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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auf den verschneiten Pfad, auf dem man noch ihre Fußabdrücke im Schnee erkennen kann. »Beecher, haben Sie eine Ahnung, wieso es dem Culperring länger als zweihundert Jahre gelungen ist, vollkommen im Verborgenen zu bleiben?«
    »Vertrauen.«
    »Genau. Vertrauen«, bestätigt Dallas. »Sie haben zweihundert Jahre lang den richtigen Leuten vertraut. Ich frage Sie jetzt also: Haben Sie Clementine vom Culperring erzählt?«
    »Das haben Sie mir doch verboten.«
    »Genau, und Sie haben auf mich gehört. Und warum haben Sie auf mich gehört? Es gibt da zwar eine kleine Stimme in Ihrer Hose, die Ihnen sagt, was zu tun ist, sobald es um Clementine geht, aber als Sie ihr vom Culperring erzählen wollten, meldete sich plötzlich eine zweite Stimme in Ihrem Kopf, die Sie davor gewarnt hat. Aus irgendeinem Grund haben Sie eingesehen, dass Clementine nichts davon erfahren sollte. Dieser Stimme müssen Sie öfter folgen, Beecher. Sie gibt Ihnen besserer Ratschläge als die Stimme in Ihrer Hose«, sagt er, während er weitergeht und Clementines Fußabdrücke mit seinen eigenen überdeckt.
    »Ihre Analogie vom sprechenden Penis gefällt mir, aber wir wollen ehrlich sein, Dallas. Hätte ich heute Morgen Clementine nicht dabeigehabt, wäre ich nie zu Nico vorgelassen worden.«
    »Und? Wäre das so schlimm gewesen?«
    »Hätte Nico diesen Zettel nicht gesehen, wären wir niemals hierhergekommen.« Ich zeige ihm den leeren Stein, als ich ihn eingeholt habe.
    »Was soll das heißen?«
    »Ich meine die Koordinaten. 38 Grad nördlich, 77 Grad westlich.«
    »Noch mal von vorn.« Dallas bleibt wie angewurzelt stehen. »Haben Sie ihm wirklich das richtige Blatt mit der unsichtbaren Tinte gezeigt?«
    »Nein, ich …« Ich taste meine Jackentasche ab, dann die Jeans. »Sagen Sie nicht, ich …«
    »Was, Beecher? Sie haben Nico das Blatt gegeben ?«
    »Natürlich nicht, aber in der Eile … Wir waren sehr aufgeregt … Ich muss es vergessen haben.«
    »Sie haben es nicht vergessen, Beecher. Er hat es sich genommen. Haben Sie Das Schweigen der Lämmer nicht gesehen? Er hat es ganz bestimmt genommen. Das heißt, Sie haben auf Ihrer Jagd nach dem großen Unbekannten, der den Präsidenten fertigmachen will, die ganze Geschichte einem psychisch Kranken aufgedrängt, der schon einmal ein Attentat auf einen …«
    Ich rede mir ein, dass Nico nicht gewusst haben kann, dass diese Nachricht für Wallace bestimmt war. Aber dann überflutet mich die Erkenntnis, dass er es nur mit zwei Sorten von Menschen zu tun hat: mit Geisteskranken und verzweifelten Reportern.
    »Wir können nur hoffen, dass er keinen Zugang zu einem Kopierer oder Scanner hat«, meint Dallas, und vor mir steigen Bilder hoch, was passiert, wenn Nico das Stück Papier an jemanden aus diesen beiden Gruppen weitergibt.
    Ich schaue den Hügel hinab, kann Clementine jedoch nicht entdecken. Sie ist verschwunden. Stattdessen sehe ich Nico vor mir und die Gelassenheit, mit der er sich beim Abschied bedankte. Er hat das Papier an sich genommen.
    »Sie wollen doch etwa nicht zum Sankt Elizabeth zurück?«, meint Dallas, obwohl er die Antwort schon kennt.
    »Ich muss zurück«, antworte ich und beschleunige meine Schritte. »Ich muss mir wiederholen, was Nico uns gestohlen hat.«
     

84. Kapitel
    Der Typ mit dem ungepflegten Bart, Dallas, hatte es gesagt. Genau, Dallas.
    Die Morgensonne wurde von dem rußigen Schnee reflektiert, und der Friseur blinzelte durch die Frontscheibe. Die vielen Schnapsläden und Waschsalons in dieser Gegend waren nicht zu übersehen. Natürlich gab es auch einen Friseur. Es gab immer einen Friseur, das wusste er, und der hier warb auf einem handgemalten Schild mit großen roten Buchstaben für Zöpfe für Köpfe .
    Er bremste, als er sich einer roten Ampel näherte. Er bedauerte es nicht, sich auf dem Friedhof zurückgehalten zu haben. Er war bereit. Er hatte seinen Frieden mit sich gemacht. Aber als diese Worte über Dallas’ Lippen kamen, war ihm klar geworden, dass er noch etwas zu erledigen hatte.
    Damals vor sechsundzwanzig Jahren hatte er viel zu überhastet reagiert. Im Rückblick bedauerte er aber auch dies nicht. In diesem Moment hatte er sein Bestes gegeben. So wie jetzt auch.
    Als die Ampel auf Grün sprang, bog er scharf nach links ab, und der Wagen schlingerte kurz in dem grauen Schneematsch. Aber die Räder griffen schnell wieder, und Laurent wusste, dass er ganz nah war.
    Das war es.
    Er hatte es gewusst, als er das Gebäude in der Ferne gesehen

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